Im Bann der Versuchung
Fischer wie ich und die meisten seiner Verwandten werden soll.”
„Es wäre nicht das Schlechteste für ihn, wenn er in deine und Großvater Norries Fußstapfen treten würde."
Fergus nahm die Kappe ab und kratzte sich verlegen am Kopf. „Ich denke, eine Schule auf dem Festland wäre ganz gut für ihn."
Margaret sah ihn erstaunt an. „Meinst du das wirklich, Fergus?"
„Ist das denn nicht dein Wunsch?" Er drehte die Kappe in den Händen. „Wenn du ihn mit nach Edinburgh nimmst, dann kann er bei dir wohnen und eine richtige Schule besuchen. Wenn er dort aufwächst, kann er alles haben, wovon ein Mann träumt."
„Ich kann mir keinen besseren Ort als Caransay vorstellen, wo ein Junge aufwachsen kann."
Fergus lächelte schüchtern. „Meg, ich habe nicht vergessen, wer die Mutter des Jungen ist. Du weißt, ich liebe ihn von ganzem Herzen, aber er hat in meinem Haus keine Mutter mehr", sagte er leise, damit kein anderer ihn hörte.
Margaret legte beruhigend ihre Hand auf seinen Arm und unterdrückte mit Mühe ihre Tränen. ;,An dem Tag, als Iain geboren wurde, habe ich ihn dir und deiner Frau anvertraut. Anna ist nicht mehr, aber das ändert nichts an meinem Entschluss. Iain liebt dich und die kleine Anna. Es würde ihm das Herz brechen, wenn er euch verlassen müsste."
Betreten schaute Fergus zu Boden. „Vor ein paar Tagen hätten wir ihn beinahe verloren. Deshalb denke ich, du hättest ihn gerne bei dir in deinem großen Schloss, wo du ihn jeden Tag um dich haben kannst."
„Möchtest du das wirklich?" fragte sie mit Herzklopfen.
„Ich möchte, dass er glücklich ist - und dass du glücklich bist."
„Und du selbst, Fergus?"
„Ich würde ihn schrecklich vermissen. Aber ein Mann braucht eine gute Ausbildung. Und der Junge ist intelligent. Er hat mir eine Geschichte vorgelesen. Vorgelesen, verstehst du!" Er lächelte stolz. „Ich kann meinen Namen schreiben und etwas Englisch sprechen. Aber er, er könnte viel mehr lernen, als ich ihm jemals beibringen kann. Was kann ich ihn schon lehren? Nur etwas über den Hummerfang, über das Meer und das Wetter."
„Das ist alles genauso wichtig wie eine Universitätsausbildung - vielleicht sogar noch wichtiger", widersprach sie heftig. „Falls er später zur Schule oder zur Universität gehen will, dann werde ich ihm das ermöglichen. Aber jetzt reicht ein Hauslehrer, f ür alles andere ist er noch viel zu jung. Und nächstes Jahr kann er die Dorfschule besuchen. Er sollte bei dir und den übrigen Verwandten bleiben. Iain braucht eine Familie. "
„Aber du bist seine ..." Er schaute sich erschrocken um.
„Er wird es nicht lernen, den Wert einer intakten Familie zu schätzen, wenn er in meinem kalten, riesigen Schloss wohnen muss mit niemandem als meinen Bediensteten und Ratgebern, von denen einige zudem Kinder überhaupt nicht mögen. Und außerdem ... das Meer, das kann er da, wo ich wohne, auch nicht jeden Tag sehen."
Fergus nickte. „Traurig. Und du? Vermisst du das Meer?" „Tag für Tag."
„Und Iain? Vermisst du ihn auch?"
Sie schaute liebevoll auf Iains Blondschopf. „Ich kann es dir nicht erklären, wie sehr ich ihn vermisse. Aber er muss hier bleiben", flüsterte sie. Hier ist er sicher, fügte sie im Stillen hinzu.
„Ich weiß, einmal wird der Tag kommen, da wirst du ihn mitnehmen."
„Ja, irgendwann ... aber jetzt noch nicht."
Noch lange nicht, dachte sie. In der Welt da draußen wird Lady Strathlin bald gezwungen sein, einen Bankier und Baronet zu heiraten. Und im Haushalt dieses herzlosen Mannes, da war sie sich ganz sicher, würde ihr geliebter kleiner Sohn nicht willkommen sein.
Kapitel 12
W ährend sich die verbleibenden Gäste am Feuer zum gemeinsamen Singen zusammengesetzt hatten, standen Margaret und Fergus immer noch abseits und unterhielten sich. Dougal, der die beiden die ganze Zeit beobachtete, fragte sich, was Margaret wohl Sorgen machen konnte. Trotz der ausgelassenen Stimmung hatte sie auf ihn den ganzen Abend über einen nachdenklichen, wenn nicht sogar traurigen Eindruck gemacht. Er hoffte, dass sie sich vielleicht dem Cousin anvertrauen würde, der ihr wohl ein guter Freund zu sein schien.
Als Fergus sich wieder zu den anderen gesellte und Margaret den todmüden Iain auf den Arm nehmen wollte, um ihn herauszutragen, sprang Dougal sofort auf, lief zu ihr hinüber und öffnete ihr die Tür. „Darf ich, Miss MacNeill? Er ist viel zu schwer, und Sie sind sicher auch müde nach dem langen Abend", bot er seine Hilfe
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