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Im Bann der Wasserfee

Im Bann der Wasserfee

Titel: Im Bann der Wasserfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Morgan
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Grünliches Blut spritzte hervor und versengte das Gras. Hatte sie letzte Zweifel gehabt, dass es sich um keine gewöhnlichen Wasserschlangen handelte, wären diese soeben gewichen.
    Nur mit einem Dolch wehrte Niamh die Schlangen ab. Verzweifelt sah sie Dahut an. »Wir können die Schlangen nicht töten, solange ihre Königin lebt.«
    »Ihre Königin?«, fragte Dahut.
    »Dort drüben ist sie!« Niamh deutete mit der freien Hand hinter Dahut.
    Sie wandte sich um und erblickte Ragnar. Nicht einmal, sondern zweimal. Er kämpfte gegen sich selbst!
    Dahut blinzelte, doch das Bild verschwand nicht. Das war unmöglich! Sie bewegten sich sogar ähnlich. Dahut wusste nicht, wer von ihnen der echte war und welcher ein Trugbild. Nein, kein Trugbild, denn es könnte keine Geräusche erzeugen. Die Situation wurde immer bizarrer! Dahut kniff sich in den Arm, doch sie erwachte nicht aus dem Traum, in dem sie sich zu befinden glaubte.
    Ragnar doppelt zu sehen, war in gewisser Weise beeindruckend, doch dass einer von ihnen sterben würde, ob sie einschritt oder nicht, versetzte sie in Angst.
    »Einer von ihnen ist die Königin«, sagte Niamh. »Sie kann jede Form annehmen, die ihr beliebt. Töte sie, sonst sterben wir alle!«
    Gewiss würde Ragnar der Königin der Wasserfeen früher oder später unterliegen. Er war ein Mensch und sie ein magisches Geschöpf der Anderswelt. Sie waren beide gleich schnell und sich ebenbürtig sowohl in Kraft als auch der Geschicklichkeit. Niemals hatte Dahut jemanden derart kunstvoll und gewaltig kämpfen gesehen. So duellierten sich Götter oder Titanen. Entweder waren sie keine Menschen oder aber keine gewöhnlichen.
    »Doch wie und woher weiß ich, welcher von ihnen die Königin ist und welcher Ragnar?« Verzweiflung stieg in Dahut auf. Die beiden Männer sahen absolut gleich aus. Auf keinen Fall wollte sie Ragnar töten.
    »Ich weiß es nicht.« Niamh wirkte verzweifelt. »Höre auf dein Herz. Notfalls musst du sie alle beide töten.« Niamh wich einer weitere Attacke der Schlangen aus und hieb gleichzeitig mit ihrem Dolch zu.
    Tränen traten in Dahuts Augen. Sie wischte sie weg. Bei dem, was vor ihr lag, brauchte sowohl einen klaren Verstand als auch gutes Sehvermögen.
    Niamh schlitzte einer weiteren Schlange den Leib auf. Glibberige grüne Masse quoll hervor und ätzte Löcher ins Gras. »Du musst dich beeilen, Dahut. Dein Ragnar hat die Kraft Óðinns, doch sein menschlicher Leib wird sie nicht ewig halten können. Töte die Königin, bevor sie ihn und uns tötet!«
    Das Tier, das sich bei Niamh befand, stellte sich immer wieder wie ein Schild vor sie, doch die Schlangen waren zu viele. Bald würden sie diesen unterlegen sein.
    »Was ist das für ein Tier?«, fragte Dahut Niamh.
    »Dylan. Er ist ein Selkie. Rede nicht, handle! Nur du kannst uns retten. Nur du hast das Dolchwerfen bis zur Perfektion geübt und nur du weißt, welcher davon Ragnar ist. Dylan kann mich noch ein paar Minuten vor den Schlangen bewahren, bevor sie uns zerreißen. Nimm den magischen Dolch und durchbohre damit das schwarze Herz der Königin.«
    »Den magischen Dolch?«
    »Den mit dem lichtblauen Stein, den du an deinem Gürtel trägst.«
    »Woher weißt du von dieser Waffe?«
    »Frage nicht. Es ist nicht die Zeit zum Reden, sondern zum Handeln!« Niamh wehrte eine weitere Schlange nur mit Mühe ab. Zu ihrem Entsetzen sah Dahut, wie die schwarzen Wesen immer mehr wurden. Der Selkie und Niamh bluteten bereits aus vielen Wunden.
    Dann kam ein Wasserfeen-Krieger aus dem Dickicht des nahen Waldes. Mit dem Schwert hieb er auf die Schlangen ein, doch es waren einfach zu viele. »Die anderen kommen bald. Haltet durch.«
    »Ich fürchte, wir können nicht mehr lange durchhalten. Tu es, Dahut, oder wir sind verloren. Daran können auch die Feenkrieger nichts ausrichten, solange die dunkle Königin noch lebt«, sagte Niamh. Ihr auf das Selkie-Mischwesen gerichteter Blick verriet ihre Verzweiflung.
    Dahut zog den Dolch und wog ihn in ihrer Hand. Keine Waffe hatte sie je besessen, die so gut ausbalanciert war wie diese. Sie war ein Wunderwerk der Waffenschmiedekunst. Sollte sie gar auch noch ein magisches Artefakt sein, geschmiedet vom unterirdischen Volk in geheimen Stätten verborgen unter Feenhügeln?
    Ihr lief die Zeit davon, doch sie hatte nur einen Versuch, dann wäre alles gewonnen – oder verloren. Die Verantwortung lastete schwer auf Dahut. Wie sollte sie erkennen, welcher Ragnar und welcher die Königin war, wenn sie

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