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Im Bann der Wasserfee

Im Bann der Wasserfee

Titel: Im Bann der Wasserfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Morgan
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Goldblondes Haar, glitzernd im Sonnenlicht, wirbelte in der Flut. Gradlon hatte seine eigene Tochter geopfert.
    All der in zwanzig Jahren angesammelte Hass stieg in Ragnar hoch. Der Moment war gekommen, auf den er fast sein gesamtes Leben lang gewartet hatte. Heute war der Tag der Vergeltung, der Tag des Blutes, der Tag, an dem sich sein Schicksal erfüllen würde. Gradlon würde in seinem eigenen Blut ertrinken, wie Ragnars Vaters es einst getan hatte. Ebenso wie er würde er dahinscheiden.
    Ragnar schwamm näher und zog sein Kurzschwert, doch etwas hielt ihn zurück. Noch war Gradlon nahe genug, um ihn ohne Schwierigkeiten töten zu können. Ragnar sah das Gesicht der Frau, die er liebte und das des Mannes, den er sein gesamtes Leben lang mehr hasste als alles andere auf der Welt.
    Dieser Moment war einzigartig und unwiederbringlich. Sollte Gradlon das Ufer erreichen, würde er im Gefolge des Heiligen von Leibwächtern umzingelt sein. Die Cornouaille war groß und besaß noch weitaus mehr Truppen, als sie in Ys stationiert gewesen waren. Er würde in Sicherheit und fortan unangreifbar sein.
    Dahut hingegen schien das grausame Schicksal ihrer Mutter zu ereilen. Das Meer war ihr Tod. Noch kämpfte sie, doch das Wasser zog sie bereits hinab. Bis zu ihrem letzten Atemzug würde diese Frau nicht aufgeben, so kannte er sie.
    Die Gelegenheit der Rache würde sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nie wieder ergeben. Gradlon war gewarnt und würde sich mit noch mehr Leibwächtern umgeben als sonst.
    Dahut hingegen war schutzlos der Gewalt des Meeres ausgeliefert. Er dachte die Lippen, die er so oft geküsst und das Haar, in dessen Duft er geschwelgt hatte. Nie wieder würde Dahut in seinen Armen liegen, wenn er nicht schnell handelte.
    Die Erkenntnis traf ihn schlagartig. Seine Rache war nicht mehr von Bedeutung. Wichtig war für ihn nur Dahut, die Liebe seines Lebens. Er konnte sie nicht sterben lassen, auch wenn er damit die einzige Gelegenheit der Rache verpassen würde. Ohne sie wollte er nicht mehr leben.
    Er stürzte durch die Fluten auf sie zu und hoffte, nicht bereits zu spät zu kommen, denn ein Strudel zog ihn hinab.
     
    Ragnar stürzte durch einen endlosen schwarzen Schlund, wie er ihn nie zuvor erblickt hatte. Das Fallen schien ewig zu dauern. Er vernahm ein seltsames Rauschen. Dann und wann glaubte er, einen Schrei zu hören, der aus weiter Ferne zu kommen schien.
    Endlich tat sich die Schwärze auf in Form eines Fünfecks, das sich um sich selbst drehte. Licht schien daraus hervor. Ragnar wurde hineingerissen und fiel auf eine türkis schimmernde Wiese. Frösche sprangen aufgeschreckt davon. Nein, nicht Frösche, es waren winzige, nackte grüne Frauen mit Froschbeinen. Über ihn schwirrten Nachtfalter. Bei Tage? Zwischen den Mottenflügeln hingen winzige menschenähnliche Wesen.
    »Wie kommt ein Mensch hierher?«, fragte eine von ihnen.
    »Bist du sicher, dass es ein Mensch ist?«
    Ihre Stimmen klangen fremdartig, dennoch verstand er sie. Wie wundersam und schön sie waren. Sie flatterten davon. So etwas hatte er noch nie gesehen.
    Ein paar Meter von ihm entfernt lag Dahut. Sie war bewusstlos. Ein Mann kam von der Seite auf sie zugelaufen, ein Nordmann, der ihm bekannt erschien. Er trug dieselbe Kleidung und Frisur wie er selbst. Auch die Statur ähnelte seiner eigenen.
    Wo waren sie gelandet? War dies Asgard? Ragnar erhob sich, um ebenfalls in Dahuts Richtung zu gehen.
    Der Mann wandte ihm das Gesicht zu. Ragnar sah sich selbst. Dieser Mann glich ihm bis aufs Haar! Sein Doppelgänger zog sein Schwert und beugte sich über Dahut. Er wollte sie töten!
    Ragnar rannte den Rest des Weges, so schnell, wie selten zuvor in seinem Leben. Er spürte, wie die Wut in ihm hochstieg. Heiße, glühende Berserkerwut, jene Kampfeskraft, die Óðinn ihm einst verliehen hatte in seiner bisher dunkelsten Stunde. Sie ließ ihn die Angst um Dahut zurückdrängen. Er mochte gar an die Gefahr denken, sie zu verlieren. Dies würde er nicht ertragen.
    Er stieß seinen Doppelgänger mit aller Gewalt von Dahut weg. Der Mann hob den Blick. Es war irritierend, sich selbst in die Augen zu sehen. Wie war es möglich, dass der Mann ihm derart glich? Besaß er einen Zwillingsbruder, von dem er nichts wusste? Alles an dem Mann war genauso wie bei ihm.
    Hass lag in dessen Blick. »Stirb auf deinen Knien, Elender! Ihr hättet Euch nicht einmischen dürfen!« Selbst die Stimme klang wie die seine. Soweit er es beurteilen konnte, denn man hörte

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