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Im Bann der Wasserfee

Im Bann der Wasserfee

Titel: Im Bann der Wasserfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Morgan
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war sie sich nicht mehr so sicher, ob die Kirche die schlechtere Wahl war. Sofern sie überhaupt eine Wahl hatte.
    Von Ragnar brauchte sie, solange Dylan sich im Kerker befand, sicher keine Hilfe bei ihrer Flucht zu erwarten. Er würde nicht ohne ihn gehen, Schwur hin oder her, was sie auch verstehen konnte. Sie wäre Niamh gegenüber ähnlich loyal.
    Am Allerschlimmsten an ihrer Situation jedoch war, dass sich ein irrer Mörder hier herumtrieb, der es offenbar auch auf sie abgesehen hatte. Am liebsten würde sie noch heute von hier verschwinden.
     
    Ragnar erwachte durch wildes Klopfen an seiner Tür. Er blinzelte in das Morgenlicht. Er hatte länger geschlafen, als er beabsichtigte. Womöglich lag dies an der Liebesnacht, die er verbracht hatte.
    »Wer ist da?«
    »Die Stadtwache. Aufmachen! Sofort! Oder wir kommen rein!«
    Er tastete nach Dahut. Sie war gegangen. Gut. Nur ihr Duft hing noch ein wenig in der Luft.
    Die Männer klopften weiter.
    »Ich komm ja schon. Muss mich noch anziehen.«
    Endlich hörte das Klopfen auf. Ragnar kleidete sich rasch an. Er kämmte sein Haar und band es im Nacken zusammen. Dann ging er zur Tür, schob den Bolzen zurück und riss sie auf.
    Blinzelnd blickte er von einem zum anderen. Wer schickte sechs Wachmänner zu ihm?
    »Was ist geschehen?«
    »Wissen wir nicht. Wir sollen Euch nur zum König bringen.«
    Drei Wachmänner liefen vor ihm und drei hinter Ragnar, während sie Gradlons Empfangsraum aufsuchten. Dort warteten weitere Wachmänner auf ihn. Schaulustige hatten sich versammelt. Auch die drei alten Weiber, die ihn an jenem Abend mit Jacut gesehen und mit Eiern und Gemüse beworfen hatten, standen neben einer der Wände und starrten ihn hasserfüllt an. Bei Tageslicht sahen sie noch schrecklicher aus.
    »Da ist er, der Teufelsdiener!«, rief die Hagere.
    »Seid Ihr sicher?«, fragte der Kommandant der Stadtwache.
    Der König stand neben ihm und wirkte sichtlich genervt und erschöpft.
    Die Hagere nickte eifrig. »Ja, das bin ich!«
    Durch die Hintertür kam Sanctus Corentinus. Sein Gesicht glich wie meist einer starren Maske.
    »Was wird mir vorgeworfen?«, fragte Ragnar.
    »Der Mord an Jacut Herve, da man Euch eine Nacht zuvor mit ihm in einem Handgemenge sah.«
    »Verhört ihn«, sagte Gradlon zum Kommandanten der Stadtwache.
    »Die Frauen zuerst.« Der Kommandant winkte die drei Weiber zu sich.
    »Er hat mit Jacut Herve gestritten, eines Weibes wegen. Wohl war sie die Buhle der beiden Männer«, sagte eine der Alten.
    »Oder irgendeine Hure«, sagte die Hagere.
    Der Kommandant nickte. »Sonst noch was?«
    »Dann hat er ihn niedergeschlagen. Er kann aber auch einen Dolch gehabt haben. Es war dunkel. Meine Sehkraft ist nicht mehr die allerbeste.«
    Ragnar spürte Wut in sich aufsteigen. Am liebsten hätte er die Alte gepackt und geschüttelt. »Sie reichte immerhin aus, um mich mit rohen Eiern und Gemüse zu bewerfen und das äußerst treffsicher!«
    Der Kommandant hob eine Augenbraue. Seine Lippen zuckten. Offenbar unterdrückte er ein Lachen. »Stimmt das?«
    Die Alte räusperte sich. »Nun, äh, ja, Kommandant. Er ist mit dem Teufel im Bunde. Wir mussten uns erwehren.«
    »Ich habe diesen Weibern nichts getan!« Ragnar schüttelte ungläubig den Kopf. Waren denn alle irregeworden? Wo war er hier nur gelandet?
    »Er ist des Satans Sohn. Selbst Sanctus Corentinus hat das gesagt. Wir mussten etwas unternehmen, um den Teufel mit seinem Drachen aus der Stadt zu jagen.« Ein Speichelfaden rann aus dem Mundwinkel der Alten. Ekel stieg in Ragnar auf.
    Der Kommandant wandte sich an Ragnar. »Was habt Ihr in besagter Nacht getan, nachdem ihr mit Eiern beworfen worden seid?«
    »Ich war in meinem Gemach, um mich zu waschen und anschließend zu Bett zu gehen.«
    »Die ganze Nacht?«
    »Ja.«
    »Allein?«
    Ragnar zögerte kurz. Er würde Dahut nicht verraten. Eine Verbindung mit ihr ließe ihr Vater niemals zu. Dahuts Schicksal als Ordensschwester wäre besiegelt.
     »Ja, ich war allein.«
    »Ich weiß noch was!«, sagte die kleine, dicke Alte. »Jacut sagte immer, Rhain Bedwyn habe vor, ihm eins auswischen, weil er die Prinzessin für sich gewinnen wollte. Das hat meine Nachbarin gesagt und die ist doch die Schwägerin von Jacuts Mutter. Ihr könnt sie fragen.«
    Der Kommandant kratzte sich am Bart. »Nun, standesgemäß dürfte keiner der Herren sein. Zudem ist Prinzessin Dahut bereits verlobt.«
    »Jacut war ein guter Junge. Eine Schande, dass er von einem heidnischen Fremden

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