Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
Knochen, der gut anderthalb mal so lang war wie sein Unterarm. Der Schaft glänzte golden, vom Alter geglättet. Lederriemen waren um den Griff gewickelt, breit genug für zwei Hände. Das andere Ende war mit einem Ring aus ähnlich polierten, wie Dornen geformten Zähnen umgeben, von denen jeder die Größe seines Daumens hatte. Sie waren in einer eisernen Manschette befestigt.
    Ein Hauch von Salbei stieg Mappo in die Nase. Die Magie in der Waffe war noch immer mächtig. Die Bemühungen von sieben Trell-Hexen waren nichts, was im Laufe der Zeit einfach verblasste. Der Knochen war in einem Gebirgsbach gefunden worden. Das mineralhaltige Wasser hatte ihn hart wie Eisen gemacht, und genauso schwer. Es waren auch andere Teile des merkwürdigen Skeletts entdeckt worden, das von einem unbekannten Tier stammte, doch diese Teile waren bei seinem Clan zurückgeblieben, als Objekte voller Macht, die verehrt wurden.
    Nur einmal hatte Mappo gesehen, wie alle Teile zusammen ausgelegt worden waren; das Ganze hatte nach einem Tier ausgesehen, das zwei Mal so groß gewesen war wie ein Bär der Ebenen; sowohl im Unter –  als auch im Oberkiefer hatte es eine Reihe von Fängen gehabt, die nur grob ineinander griffen. Der Oberschenkelknochen, den er jetzt in den Händen hielt, hatte die Form eines Vogelknochens, war jedoch unglaublich groß und doppelt so dick wie der hohle Schaft, den er umgab. Hier und da auf dem Schaft befanden sich kleine Wulste, an denen einmal mächtige Muskeln befestigt gewesen sein mussten.
    Mappos Hände zitterten unter der Last der Waffe.
    Hinter ihm ertönte Icariums Stimme. »Ich kann mich nicht erinnern, dass du dieses Ding jemals benutzt hast, mein Freund.«
    Mappo schloss die Augen. Er wollte sich noch nicht zu dem Jhag umdrehen. »Nein.« Nein, das tust du nicht.
    »Ich bin immer wieder aufs Neue erstaunt«, fuhr Icarium fort, »was du alles in diesem zerlumpten Sack untergebracht hast.«
    Noch ein Trick der Clan-Hexen – das kleine, persönliche Gewirr jenseits der Zugschnüre. Es hätte eigentlich gar nicht so lange existieren dürfen. Einen Monat, haben sie gesagt, vielleicht auch zwei. Aber nicht Jahrhunderte. Sein Blick fiel erneut auf die Waffe in seinen Händen. In diesen Knochen steckte von Anfang an Macht - die Hexen haben sie nur noch ein bisschen erweitert und gesteigert; Sprüche, die die Teile zusammenhalten sollen und so was Ähnliches. Vielleicht nährt der Knochen irgendwie das Gewirr in dem Sack … oder auch die Hand voll zorniger Leute, die ich in meinen Anfällen von schlechter Laune hineingestopft habe. Manchmal frage ich mich, wo sie wohl alle geblieben sind … Er seufzte und wickelte die Waffe wieder ein, stopfte sie zurück in den Sack und zog die Schnüre zu. Dann streckte er sich, drehte sich um und lächelte Icarium an.
    Der Jhag hatte seine eigenen Waffen zusammengesucht. »Es scheint, als müsste unser Versuch, Tremorlor zu finden, noch ein bisschen länger warten«, sagte er und zuckte die Achseln. »Apsalar ist aufgebrochen, um ihrem Vater zu folgen.«
    »Und wird so dorthin geführt werden, wo Sha’iks Leiche wartet.«
    »Wir müssen ihr folgen«, erklärte Icarium. »Vielleicht können wir Iskaral Pustls Absichten vereiteln.«
    » Nicht nur die von Pustl, wie es aussieht, sondern auch die der Göttin des Wirbelwinds – womöglich hat sie das alles von Anfang an geplant.«
    Der Jhag runzelte die Stirn.
    Mappo seufzte erneut. »Denk darüber nach, mein Freund. Sha’ik wurde praktisch von dem Augenblick an, als sie geboren wurde, zur Seherin der Apokalypse. Vierzig Jahre in der Raraku, oder sogar noch mehr, um sich auf dieses Jahr vorzubereiten … Die Raraku ist kein freundlicher Ort, und vier Jahrzehnte werden selbst eine Erwählte ganz schön mitnehmen. Vielleicht sollte die Seherin nur die Vorbereitungen treffen – wohingegen der Krieg selbst neues Blut braucht.«
    »Aber hat der Soldat nicht gesagt, Cotillion hat das Mädchen nur deshalb freigelassen, weil er von Anomander Rake bedroht wurde? Eigentlich hatte er viel länger von ihr Besitz ergreifen wollen, hatte in Form des Mädchens immer näher an die Imperatrix herankommen wollen …«
    »Das nehmen wir alle an«, gab Mappo zu. »Iskaral Pustl ist ein Hohepriester des Schattens. Ich glaube, es ist am besten, wenn wir davon ausgehen, dass egal wie verschlagen Pustl auch sein mag, Schattenthron und Cotillion noch verschlagener sind. Viel verschlagener. Eine wirklich besessene Apsalar wäre niemals nahe genug

Weitere Kostenlose Bücher