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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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wenden kann. In deiner Unwissenheit bist du so rein, so edel. Falls Tremorlor dich besser kennt als du dich selbst – wird es dann wagen, dein Angebot anzunehmen?
    »Ist etwas nicht in Ordnung, mein Freund?«
    Ein düsterer Verdacht lag in den Augen des Jhag, und Mappo war gezwungen wegzuschauen. Ist etwas nicht in Ordnung? Ich würde sprechen, um dich zu warnen, mein Freund. Wenn Tremorlor dich gefangen nimmt, ist die Welt von der schrecklichen Drohung befreit, die du darstellst, aber ich verliere einen Freund. Nein, ich betrüge dich, verdamme dich zu ewiger Gefangenschaft. Die Alten und die Namenlosen, die mir diese Aufgabe auferlegt haben, würden mir mit Sicherheit befehlen, es zu tun. Sie würden sich nicht um Zuneigung kümmern. Auch der junge Trell-Krieger, der so willig seinen Eid geschworen hat, würde nicht zögern – aber der kannte den Mann auch noch nicht, dem erfolgen würde. Und er hatte auch keine Zweifel. Damals, vor langer, langer Zeit. »Ich bitte dich, Icarium, lass uns jetzt umkehren. Das Risiko ist zu groß, mein Freund.« Er spürte, wie seine Augen feucht wurden, während er über die weite Ebene starrte. Mein Freund. Zu guter Letzt, teure Älteste, wird euch offenbar, was ich bin. Ihr habt euch den Falschen ausgesucht. Ich bin ein Feigling.
    »Ich wünschte …«, sagte Icarium langsam und stockend. »Ich wünschte, ich würde verstehen, was los ist. Ich sehe, dass du in deinem Innern einen Kampf ausfichst, und das bricht mir das Herz, Mappo. Dir sollte doch mittlerweile klar sein …«
    »Was sollte mir klar sein?«, krächzte der Trell. Er war noch immer unfähig, den Jhag anzusehen.
    »Dass ich für dich mein Leben hingeben würde … für meinen einzigen Freund, meinen Bruder.«
    Mappo schlang sich die Arme um den Oberkörper. »Nein«, flüsterte er. »Sag das nicht.«
    »Hilf mir, deinen inneren Kampf zu beenden. Ich bitte dich.«
    Der Trell holte tief Luft. »Diese Stadt des Ersten Imperiums, die auf der alten Insel …«
    Icarium wartete.
    »Sie wurde … durch … deine Hand zerstört, Icarium. Du verfällst in blinde Raserei … in eine Wut, die sich mit nichts auf dieser Welt vergleichen lässt. Sie brennt heiß, so heiß, dass jede Erinnerung an das, was du getan hast, ausgelöscht wird. Ich beobachte dich – ich habe dich beobachtet, wie du in der alten Asche herumgestochert hast, wie du versucht hast herauszufinden, wer du bist – und hier stehe ich, an deiner Seite, und ich habe einen Eid geschworen, dafür zu sorgen, dass du niemals wieder so etwas tun wirst. Du hast Städte … ganze Völker vernichtet. Wenn du erst einmal angefangen hast zu töten, kannst du nicht mehr aufhören, ehe nicht alles um dich herum … leblos am Boden liegt.«
    Der Jhag sagte nichts. Mappo konnte seinen Freund noch immer nicht ansehen. Die Arme des Trell schmerzten, so fest hielt er in einer beschützenden, hilflosen Geste seinen Oberkörper umklammert. Seine Qual tobte wie ein Sturm durch sein Inneres, doch er unterdrückte sie mit all seiner Kraft.
    »Und Tremorlor weiß es«, sagte Icarium mit kalter, flacher Stimme. »Der Azath kann gar nichts anderes tun, als mich gefangen zu nehmen.«
    Wenn er überhaupt dazu in der Lage ist. Schließlich steht er schon jetzt böse unter Druck, noch bevor er auch nur angefangen hat, sich mit dir auseinander zu setzen. In deiner Wut könntest du ihn vielleicht sogar zerstören. Bei den Geistern hienieden, was für ein Risiko gehen wir hier bloß ein?
    »Ich glaube, dass dieses Gewirr dich geformt hat, Icarium. Nach so langer Zeit bist du nun endlich nach Hause zurückgekehrt.«
    »Wo es begonnen hat, da soll es auch enden. Ich gehe zu Tremorlor.«
    »Mein Freund – «
    »Nein. Ich kann mit diesem Wissen nicht einfach weggehen – das musst du doch verstehen, Mappo. Ich kann nicht – «
    »Wenn Tremorlor dich gefangen nimmt, wirst du nicht sterben, Icarium. Deine Gefangenschaft wird ewig dauern, und du wirst dir deiner … bewusst sein.«
    »Nun, das wäre eine gerechte Strafe für meine Verbrechen.«
    Bei diesen Worten schrie der Trell auf.
    Icarium legte ihm die Hand auf die Schulter. »Begleite mich zu meinem Gefängnis, Mappo. Tu, was du tun musst – was du ganz eindeutig auch schon früher getan hast –, damit meine Wut nicht erwacht. Ich darf keine Möglichkeit haben, Widerstand zu leisten.«
    Bitte -
    »Tu das, was ein Freund tun würde. Und befreie dich von mir, wenn ich so überheblich sein und dir im Gegenzug ein Geschenk machen darf. Wir

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