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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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– «
    Sieh an, dann seid Ihr also im Laderaum gewesen, Salk Elan. Interessant.
    »Wer Hand an diese Kisten legt, wird mit dem Tode bestraft«, zischte der Schatzmeister.
    Salk Elan grinste höhnisch und voller Abscheu. »Ihr tut die schmutzige Arbeit eines Diebes – was seid Ihr dann wohl?«
    Der Adlige wurde bleich. Schweigend stand er auf, stützte sich mit den Händen ab, als das Schiff schwankte, durchquerte den kleinen Raum und verschwand im Korridor. Salk Elan warf Kalam einen Blick zu. »Und was denkt Ihr jetzt von unserem Kapitän, mein widerwilliger Freund?«
    »Nichts, was ich mit Euch teilen würde«, gab Kalam zurück.
    »Eure fortgesetzten Anstrengungen, mir aus dem Weg zu gehen, sind ziemlich kindisch.«
    »Nun, entweder tue ich das auch weiterhin – oder ich töte Euch auf der Stelle.«
    »Wie unfreundlich von Euch, Kalam. Nach all dem, was ich für Euch getan habe.«
    Der Assassine stand auf. »Seid versichert, dass ich meine Schuld begleichen werde, Salk Elan.«
    »Das könntet Ihr schon dadurch tun, dass Ihr mir Gesellschaft leistet – es ist nicht leicht, an Bord dieses Schiffs jemanden zu finden, mit dem sich geistreiche Gespräche führen lassen.«
    »Ich werde einen Gedanken voller Sympathie für Euch erübrigen«, sagte Kalam, während er auf die Tür der Kabine zuschritt.
    »Ihr schätzt mich falsch ein, Kalam. Ich bin nicht Euer Feind. Ganz im Gegenteil, eigentlich sind wir beide uns ziemlich ähnlich.«
    Der Assassine blieb einen Augenblick im Türrahmen stehen. »Wenn Ihr wirklich meine Freundschaft sucht, Salk Elan, dann habt Ihr mit dieser Beobachtung einen großen Schritt in die falsche Richtung gemacht.« Er trat hinaus in den Gang und ging davon.
    Als er aufs Hauptdeck hinausstieg, geriet er in einen Strudel wilder Aktivität. Gerät wurde festgezurrt; Seeleute überprüften die Takelage, während andere die Segel einholten. Es war nach der zehnten Glocke und der Nachthimmel war voller Wolken; kein einziger Stern war zu sehen.
    Der Kapitän kam an Kalams Seite. »Was habe ich Euch gesagt? Er hat seinen Glanz verloren.«
    Eine Sturmböe war im Anzug – der Assassine konnte es im Wind spüren, der jetzt um sie herumwirbelte, als ob die Luft keinen Ort mehr hätte, wohin sie noch ausweichen könnte.
    »Aus dem Süden«, lachte der Kapitän und hieb Kalam auf die Schulter. »Wir werden auf die Jäger losgehen, oh ja, das werden wir! Nur mit dem Sturmsegel, und das Vorderdeck voller Seesoldaten! Wir werden ihnen das Maul stopfen! Der Vermummte soll diese einfältigen Jäger holen – wir werden sehen, wie lange sie noch grinsen, wenn sie ein Kurzschwert im Gesicht haben, was?« Er beugte sich nah an Kalam heran; sein Atem roch nach saurem Wein. »Passt auf Eure Dolche auf, Mann, es könnte eine Nacht für Nahkämpfe werden, oh ja, das könnte es!« Plötzlich verzog sich sein Gesicht wie unter Krämpfen, und er wandte sich ab und begann, seine Mannschaft anzubrüllen.
    Der Assassine starrte ihm nach. Vielleicht bin ich doch noch nicht paranoid. Den Mann quält etwas.
    Das Deck neigte sich, als sie scharf beidrehten. Zum gleichen Zeitpunkt erreichte die erste Windböe die Lumpenpfropf, hob sie höher aus dem Wasser und jagte sie mit prallen Sturmsegeln vor sich her.
    Und während die Mannschaft sich um ihre Aufgaben kümmerte, raste sie mit abgeblendeten Laternen nordwärts.
    Eine Seeschlacht, während um uns herum ein Sturm tobt; und der Kapitän erwartet, dass die Seesoldaten das Deck des feindlichen Schiffs entern, dass sie auf einem bockenden, von Wogen überspülten Deck stehen und den Kampf zu den Piraten tragen. Das ist mehr als tollkühn.
    Zwei große Gestalten tauchten links und rechts hinter dem Assassinen auf. Kalam zog eine Grimasse. Die beiden Leibwächter des Schatzmeisters waren vom ersten Tag an von der Seekrankheit außer Gefecht gesetzt worden, und keiner von beiden sah so aus, als könnte er etwas anderes tun, als dem Assassinen seine Eingeweide auf die Stiefel kotzen; dennoch blieben sie stehen, die Hände an den Waffen.
    »Der Herr wünscht mit Euch zu sprechen«, sagte einer von ihnen mit grollender Stimme.
    »Zu dumm«, erwiderte Kalam ebenso grollend.
    »Sofort.«
    »Oder was? Willst du mich anhauchen und dadurch umbringen? Dann kann dein Herr also mit einem Leichnam sprechen, was?«
    »Der Herr befiehlt – «
    »Wenn er mit mir sprechen will, soll er herkommen. Andernfalls  – wie ich schon gesagt habe: zu dumm.«
    Die beiden Stammeskrieger zogen sich

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