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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Ding, das an seinem Gürtel hing, war schwer zu identifizieren; es dauerte ein Weilchen, bis dem Historiker klar wurde, dass er auf die zerbeulten Überreste eines Schilds starrte: zwei verstärkte Griffe hinter einer tellergroßen Bronzeplatte. Über einer Schulter hing eine große geschwärzte Armbrust, die so mit Zweigen und Ästen umwunden war, dass es so aussah, als trüge der Mann einen Busch mit sich herum.
    »Ich glaube, es ist an der Zeit für eine Beförderung«, sagte Coltaine. »Du bist jetzt ein Sergeant, Soldat.«
    Der Mann sagte nichts; er kniff nur die Augen zu noch schmaleren Schlitzen zusammen.
    »Ich finde, ein Gruß wäre angemessen«, grollte Bult.
    Einer der anderen Sappeure räusperte sich und zerrte nervös an seinem Schnurrbart herum.
    Hauptmann Lull sah den Mann an. »Hast du etwas dazu zu sagen, Soldat?«
    »Nicht viel«, murmelte der Mann.
    »Raus damit!«
    Der Soldat zuckte die Schultern. »Naja … es ist nur … vor noch nicht mal zwei Minuten war er noch Hauptmann, Hauptmann. Die Faust hat ihn gerade degradiert. Das ist Hauptmann Schwätzer, Hauptmann. Er kommandiert die Pioniere. Oder hat’s bis eben getan.«
    Jetzt meldete sich Schwätzer zu Wort. »Und da ich jetzt Sergeant bin, schlage ich vor, dass der Rang eines Hauptmanns an diese Soldatin hier geht.« Er streckte einen Arm aus und zog die Frau, die neben ihm stand, am Ohr zu sich heran. »Sie war mein Sergeant. Ihr Name ist Pfusch.«
    Coltaine starrte ihn noch einen Augenblick länger an, dann wirbelte er herum. Sein Blick begegnete dem Duikers, und der Historiker konnte in den Augen der Faust eine so vergnügte Freude erkennen, dass seine eigene Erschöpfung schlagartig wie weggeblasen war. Die Faust hatte alle Mühe, eine ernste Miene zu wahren, und Duiker biss sich auf die Lippe, um sich das Lachen zu verkneifen. Sein Blick fiel auf Lull, auf dessen Gesicht sich der gleiche Kampf abzeichnete; der Hauptmann zwinkerte ihm zu und formte mit den Lippen ein Wort.
    Taschenspielertricks.
    Blieb die Frage, wie Coltaine diese Angelegenheit jetzt handhaben würde. Der Wickaner setzte eine strenge Miene auf und drehte sich wieder zu den Sappeuren um. Er musterte erst Schwätzer und dann die Frau namens Pfusch. »Das hört sich gut an, Sergeant«, sagte er. »Hauptmann Pfusch, ich würde Euch raten, immer gut auf Euren Sergeanten zu hören. Habt Ihr verstanden?«
    Die Frau schüttelte den Kopf.
    Schwätzer zog eine Grimasse und sagte: »Mit so was hat sie keine Erfahrung, Faust. Ich fürchte, ich habe sie nie um ihren Rat gebeten.«
    »Nach allem, was ich so mitbekommen habe, hast du nie jemanden um Rat gefragt, als du noch Hauptmann warst.«
    »Stimmt.«
    »Außerdem hast du an keiner einzigen Besprechung des Kommandostabs teilgenommen.«
    »Nein, Faust.«
    »Und warum?«
    Schwätzer zuckte die Schultern.
    Hauptmann Pfusch ergriff das Wort. »Er musste seinen Schönheitsschlaf halten, Faust. Das hat er zumindest immer gesagt.«
    »Den kann er auch gebrauchen, beim Vermummten«, murmelte Bult.
    Coltaine zog eine Augenbraue hoch. »Und – hat er geschlafen, Hauptmann? Während die Treffen stattgefunden haben?«
    »Oh ja, Faust. Er schläft auch, wenn wir marschieren. Er schläft beim Laufen – so was hab ich noch nie gesehen. Er schnarcht vor sich hin, setzt einen Fuß vor den anderen, einen Beutel mit Steinen auf dem Rücken – «
    »Einen Beutel mit … Steinen?«
    »Für den Fall, dass sein Schwert abbricht, Faust. Er wirft sie – und er trifft alles!«
    »Falsch«, grollte Schwätzer. »Denk an den verdammten Schoßhund …«
    Für einen Augenblick lang sah es so aus, als würde Bult ersticken; dann spuckte er mitfühlend aus.
    Coltaine hatte die Hände auf dem Rücken verschränkt, und Duiker konnte sehen, dass die Knöchel weiß wurden, so fest hatte er sie ineinander verschlungen. Als hätte er seinen Blick gespürt, rief Coltaine ohne sich umzudrehen laut: »Historiker!«
    »Hier bin ich, Faust.«
    »Werdet Ihr das aufschreiben?«
    »Aber natürlich, Faust. Jedes einzelne Wort.«
    »Hervorragend. Pioniere, ihr könnt wegtreten.«
    Murmelnd schlenderten die Sappeure davon. Einer gab Schwätzer einen Klaps auf die Schulter und erntete einen bösen Blick als Antwort.
    Coltaine starrte ihnen noch ein Weilchen hinterher, dann trat er zu Duiker. Bult und Lull taten es ihm nach.
    »Bei den Geistern hienieden!«, zischte Bult.
    Duiker lächelte. »Das sind Eure Soldaten, Kommandant.«
    »Ja«, sagte er, und plötzlich glühte er vor

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