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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Stolz. »Oh ja.«
    »Ich wusste wirklich nicht, was ich tun sollte«, gestand Coltaine.
    Lull grunzte. »Ihr habt Eure Sache ganz hervorragend gemacht, Faust. Das war perfekt und fängt garantiert schon jetzt an, die Runde zu machen. Beim Vermummten, das wird eine richtige Legende werden. Wenn sie Euch vorher gemocht haben, dann lieben sie Euch jetzt, Faust.«
    Der Wickaner schien immer noch verwirrt. »Aber warum? Ich habe gerade einen Mann degradiert, der unübertreffliche Tapferkeit bewiesen hat.«
    »Ihr habt ihn wieder zu den Mannschaften geschickt, wollt Ihr sagen. Und das ist so, als hättet Ihr sie alle miteinander befördert, seht Ihr das denn nicht?«
    »Aber Schwätzer – «
    »Hatte noch nie in seinem Leben so viel Spaß, da halte ich jede Wette. Man merkt es daran, dass sie sogar noch hässlicher werden. Der Vermummte weiß, ich kann es nicht erklären – nur Sappeure wissen, wie ein Sappeur denkt, und manchmal noch nicht mal die.«
    »Du hast jetzt einen Hauptmann namens Pfusch, Neffe«, sagte Bult. »Glaubst du, dass sie bei der nächsten Besprechung in ihrer Ausgehuniform auftauchen wird?«
    »Nie im Leben«, gab Lull seine Meinung zum Besten. »Sie packt wahrscheinlich gerade ihre Sachen.«
    Coltaine schüttelte den Kopf. »Sie haben gewonnen«, sagte er voller offensichtlicher Verwunderung. »Ich muss mich geschlagen geben.«
    Duiker sah den drei Männern nach, als sie davongingen und sich dabei weiter über das unterhielten, was gerade eben geschehen war.
    Also doch keine Lügen. Tränen und Lachen, etwas so Kleines, Absurdes … die einzig mögliche Antwort … Der Historiker schüttelte sich und schaute sich um, bis er List entdeckte. »Korporal, ich erinnere mich, dass du mir etwas zeigen wolltest …«
    »Ja, Herr. Weiter vorn. Ich glaube, es ist nicht weit …«
     
    Sie erreichten den halb verfallenen Turm, noch ehe sie zu den Zäunen der vorderen Außenposten kamen. Ein Trupp Wickaner hatte die Ruine in Beschlag genommen und Vorräte auf dem felsigen Fußboden ausgebreitet; ein einarmiger Jugendlicher passte darauf auf.
    List legte die Hand auf einen der mächtigen Steine, die das Fundament bildeten. »Die Jaghut«, sagte er. »Sie haben allein gelebt, wie Ihr wisst. Sie hatten keine Dörfer, keine Städte, nur vereinzelte, weit voneinander entfernt gelegene Häuser. Wie dieses hier.«
    »Ich nehme an, sie waren gern allein.«
    »Sie haben einander fast ebenso sehr gefürchtet, wie sie die T’lan Imass gefürchtet haben, Herr.«
    Duiker warf einen Blick auf den Wickaner. Der Junge schlief fest. Das passiert uns zurzeit ziemlich oft. Wir dösen einfach weg. »Wie alt ist diese Ruine?«, fragte er den Korporal.
    »Ich bin mir nicht sicher. Hundert, zweihundert, vielleicht auch dreihundert.«
    »Du sprichst nicht von Jahren.«
    »Nein, von Jahrtausenden.«
    »Hier haben also die Jaghut gelebt.«
    »Dies hier ist der erste Turm. Von hier aus sind sie zurückgetrieben worden, und das ist danach immer wieder geschehen. Die letzte Zuflucht – der letzte Turm – liegt im Herzen der Ebene jenseits des Waldes.«
    »Sie sind zurückgetrieben worden«, wiederholte der Historiker.
    List nickte. »Jede Belagerung hat Jahrhunderte gedauert. Die Verluste der T’lan Imass waren ungeheuerlich. Die Jaghut waren keine Wanderer. Wenn sie sich erst einmal für einen Ort entschieden hatten …« Seine Stimme verlor sich. Er zuckte die Schultern.
    »War dieser Krieg typisch, Korporal?«
    Der junge Mann zögerte, schüttelte dann den Kopf. »Zwischen ihnen hat ein merkwürdiges Band bestanden, und das war einmalig unter den Jaghut. Als die Mutter in Gefahr war, sind die Kinder zurückgekehrt und haben in den Kampf eingegriffen. Dann der Vater. Die Dinge … sind eskaliert.«
    Duiker nickte. Er schaute sich um. »Sie muss … etwas Besonderes gewesen sein.«
    List nahm seinen Helm ab und fuhr sich mit den Fingern durch das schweißnasse Haar. Er war totenbleich und seine Lippen waren zu einem schmalen Strich zusammengepresst. »Ja«, flüsterte er schließlich.
    »Ist sie deine Führerin?«
    »Nein. Ihr Gefährte.«
    Irgendetwas ließ den Historiker sich umdrehen, als hätte er unbewusst eine Luftbewegung oder etwas Ähnliches wahrgenommen. Er blickte nach Norden, zwischen den Bäumen hindurch und dann in die Höhe. Es kostete ihn Mühe zu begreifen, was er da sah: eine Säule, einen Speer aus leuchtendem Gold, er wuchs und wuchs …
    »Beim Atem des Vermummten«, murmelte List. »Was ist das?«
    Ein einziges

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