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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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sich noch tiefer hin.
    »Ben! Schneller Ben! He, du verdammter Bastard, jetzt ist es so weit!«
    Nichts – keine Stimme, nur das unaufhörliche Röhren des Sturms. Allmählich fange ich an, Magier zu hassen. »Schneller Ben, verdammt noch mal!«
    Die Luft schien zu flimmern; es war wie das Hitze flimmern, das man in der Wüste gelegentlich beobachten konnte. Eine vertraute Stimme drang an das Ohr des Assassinen. »Hast du eigentlich eine Ahnung, wann ich das letzte Mal geschlafen habe? Hier ist alles völlig den Bach runtergegangen, Kalam; wo bist du und was willst du? Und beeil dich – diese Verbindung zu halten, bringt mich um!«
    »Ich habe gedacht, du wärst mein rasierter Knöchel im Loch, verdammt!«
    »Du bist in Unta? Im Palast? Ich hätte nie gedacht – «
    »Vielen Dank für den Vertrauensbeweis«, unterbrach ihn der Assassine. »Nein, ich bin nicht in dem verdammten Palast, den der Vermummte verfluchen soll, du blöder Idiot. Ich bin auf See – «
    »Sind wir das nicht alle? Du hast es gerade vermasselt, Kalam – ich kann eine solche Verbindung nur einmal herstellen.«
    »Ich weiß. Dann bin ich eben auf mich allein gestellt, wenn ich erst mal dort bin. Sehr schön, das ist ja auch nichts Neues. Hör zu, was spürst du an diesem Ort, an dem ich mich gerade befinde? Auf diesem Schiff läuft irgendetwas reichlich schief, und ich will wissen, was es  bist – und wer dafür verantwortlich ist.«
    »Das ist schon alles? Gut, gut, lass mir eine Minute Zeit …«
    Kalam wartete. Seine Nackenhärchen stellten sich auf, als er die Präsenz seines Freundes überall um sich herum in der Luft spürte, eine forschende Ausstrahlung, die der Assassine gut kannte. Und dann war sie wieder verschwunden.
    »Hmm.«
    »Und was hat dieses ›Hmm‹ zu bedeuten, Ben?«
    »Du bist in Schwierigkeiten, mein Freund.«
    »Steckt Laseen dahinter?«
    »Da bin ich mir nicht sicher. Zumindest nicht direkt. Das Schiff stinkt nach einem Gewirr, Kalam, und zwar nach einem von denen, die so gut wie nie von Sterblichen benutzt werden. Warst du in letzter Zeit ein bisschen verwirrt, mein Freund?«
    »Dann hatte ich also Recht. Wer ist es?«
    »Jemand, der sich vielleicht an Bord befindet, vielleicht aber auch nicht. Vielleicht segelt er ein Schiff innerhalb seines Gewirrs, liegt auf parallelem Kurs – nur, dass du ihn nie zu Gesicht bekommen wirst. Ist irgendetwas Wertvolles an Bord?«
    »Du meinst, abgesehen von meiner Haut?«
    »Ja, natürlich, abgesehen von deiner Haut.«
    »Nur das Lösegeld eines Despoten.«
    »Ah … dann will also jemand ganz schnell irgendwohin, und wenn ihr da gewesen seid, dann will dieser Jemand, dass alle Mann an Bord vergessen, wo sich dieser Ort befindet. Das vermute ich zumindest, Kalam. Ich könnte natürlich auch furchtbar daneben liegen …«
    »Das ist ein echter Trost. Du hast gesagt, ihr seid in Schwierigkeiten? Wie geht’s Elster? Und Dujek? Und dem Rest des Trupps?«
    »Wir schlagen uns so mit Ach und Krach durch. Was ist mit Fiedler?«
    »Keine Ahnung. Wir haben uns entschlossen, getrennte Wege zu gehen.«
    »Oh nein, Kalam!«
    »Doch. Er sucht nach Tremorlor. Mit den anderen. Beim Atem des Vermummten, es war deine Idee, Ben!«
    »Da bin ich aber noch davon ausgegangen, dass das Haus … in Frieden existieren würde. Sicher, es hätte klappen können. Ganz bestimmt. Glaube ich zumindest. Aber dann ist da drüben bei euch irgendwas schief gegangen – alle Gewirre sind blau, Kalam. Hast du zufällig in letzter Zeit mal was mit den Drachenkarten zu tun gehabt?«
    »Nein.«
    »Du Glücklicher.«
    Der Assassine sog scharf die Luft ein, als ihn schlagartig eine Erkenntnis überfiel. »Der Pfad der Hände …«
    »Der Pfad … oh.« Die Stimme des Magiers wurde etwas lauter. »Kalam! Wenn ihr wusstet – «
    »Wir haben verdammt noch mal überhaupt nichts gewusst, Ben!«
    »Sie könnten eine Chance haben«, murmelte der Schnelle Ben einen Augenblick später. »Mit Leida – «
    »Du meinst Apsalar.«
    »Von mir aus. Lass mich nachdenken, verdammt.«
    »Oh, toll«, knurrte Kalam. »Noch mehr Pläne …«
    »Ich verliere die Verbindung, mein Freund. Bin zu müde … ich glaube, ich habe gestern zu viel Blut verloren. Fäustel sagt …«
    Die Stimme verklang. Kühler Nebel wogte wieder um den Assassinen herum. Der Schnelle Ben war weg. Und das war’s dann. Jetzt bin ich also wirklich auf mich allein gestellt. Fiedler …, oh, du elender Bastard. Wir hätten daraufkommen können, wenn wir ein bisschen

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