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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Wort durchfuhr Duiker. Es dröhnte in seinem Innern, überflutete seinen Geist, vertrieb jeden anderen Gedanken, und er spürte mit absoluter Gewissheit, dass er die Wahrheit kannte, dass dieses Wort die Antwort auf Lists Frage war.
    »Sha’ik.«
     
    Kalam hockte in seiner dämmrigen Kabine, doch auch hier waren die Schläge, mit denen die wütenden Wellen gegen den Rumpf klatschten, und das Heulen des Windes nicht zu überhören. Die Lumpenpfropf erzitterte jedes Mal, wenn ein mörderischer Brecher auf sie einhämmerte, und manchmal schien es, als neigte sich der Raum in ein Dutzend Richtungen gleichzeitig.
    Irgendwo in ihrem Kielwasser kämpfte ein schnelles Handelsschiff gegen den gleichen Sturm an, und das Auftauchen dieses Schiffs – das der Ausguck nur Minuten bevor die grüne merkwürdig leuchtende Wolke über sie hinweggerollt war gesichtet hatte – nagte an Kalam und wollte einfach nicht aus seinen Gedanken verschwinden. Das gleiche schnelle Handelsschiff, das wir schon vorher gesehen haben. War die Antwort wirklich so einfach? Während wir in diesem Dreckloch von einem Heimathafen gehockt haben, hatte es in aller Ruhe am Imperialen Pier von Falar gelegen – und warum sollte man sich beeilen, die Vorräte aufzufrischen, wenn man die Zeit für einen Landurlaub nutzen konnte, der diese Bezeichnung auch verdiente?
    Doch das erklärte die anderen Kleinigkeiten nicht, die den Assassinen ebenso beschäftigten. Es waren wirklich alles nur Kleinigkeiten, die jeweils für sich allein betrachtet allenfalls einen Hauch von Unbehagen auslösen würden, doch in ihrer Gesamtheit ließen sie eine Kakophonie von Alarmglocken in Kalams Ohren schrillen. Die merkwürdig verschwommene Art und Weise, wie die Zeit verstrich – wobei diese Wahrnehmung vielleicht auch seinem immer stärker werdenden Wunsch entsprang, endlich am Ziel ihrer Reise anzukommen –, lag dabei im Widerstreit mit der endlosen Realität aufeinander folgender Tage und Nächte, der Eintönigkeit einer solchen Reise.
    Aber nein, das ist nicht einfach nur eine Frage der Perspektive. Die Stundengläser, die schrumpfenden Vorräte an Nahrungsmitteln und Trinkwasser, die gequälten Hinweise des Kapitäns auf eine verkehrte Welt an Bord dieses verdammten Schiffs.
    Und dieses Handelsschiff hätte schon längst an uns vorbeiziehen müssen …
    Kommen wir zu Salk Elan. Er ist ein Magier – er stinkt förmlich nach Magie. Doch ein Magier, der der gesamten Besatzung eines Schiffs den Verstand so nachhaltig verwirren kann … so ein Magier müsste eigentlich ein Hohemagier sein. Das ist natürlich nicht unmöglich. Aber es ist zumindest höchst unwahrscheinlich, dass zu Mebras geheimem Zirkel aus Spionen und Agenten auch ein Hohemagier gehört.
    Kalam hatte nicht den geringsten Zweifel daran, dass Elan ein Netz aus Täuschungen um sich gewoben hatte – nicht zuletzt, weil es einfach in seiner Natur lag, so etwas zu tun, unabhängig davon, ob es notwendig war oder nicht. Doch welchem Strang sollte der Assassine auf seiner Suche nach der Wahrheit folgen?
    Zeit. Wie lang hat diese Reise wirklich gedauert? Handelswinde wehen, wo es keine geben sollte, und jetzt dieser Sturm, der uns immer weiter nach Südosten treibt, ein Sturm, der nicht aus den Weiten des Ozeans gekommen ist – wie es die unveränderlichen Gesetze des Meeres eigentlich verlangen –, sondern von den Falar-Inseln. In der Trockenzeit – einer Zeit, in der sonst nie Stürme toben.
    Wer spielt mit uns? Und welche Rolle hat Salk Elan in diesem Spiel  – falls er überhaupt eine hat?
    Grummelnd erhob sich der Assassine von seiner Koje, nahm, noch ehe er die Bewegung vollendet hatte, seinen Beutel vom Haken und schwankte dann zur Tür.
    Der Laderaum dröhnte wie ein Burgturm unter einem unaufhörlichen Sperrfeuer von Felsbrocken. Nebel hing in der salzigen, dumpfen Luft, und der Kiel war schienbeinhoch überflutet. Es war niemand da, alle Besatzungsmitglieder waren vollauf damit beschäftigt, die Lumpenpfropf zusammenzuhalten. Kalam machte sich ein bisschen Platz und zog eine Kiste heran. Dann wühlte er in seinem Beutel herum, bis sich seine Hand um einen kleinen, missgestalteten Stein schloss. Er zog ihn aus dem Beutel und legte ihn auf die Kiste.
    Der Stein rollte nicht herunter; tatsächlich bewegte er sich nicht im Geringsten.
    Der Assassine zog einen Dolch, drehte ihn um und hieb mit dem Knauf auf den Stein ein. Er zerbrach. Ein Schwall heißer trockener Luft wehte über Kalam hinweg. Er kauerte

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