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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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    »Wartet!«, sagte Mappo. Er legte Icarium auf den Boden und machte ein Dutzend Schritte. »Hier«, sagte er. »Es ist anfangs nur schwer auszumachen, aber jetzt kann ich es klar erkennen.«
    Der Trell schien auf etwas hinunterzustarren, was sich zu seinen Füßen befand. »Was habt Ihr gefunden?«, fragte Fiedler.
    »Kommt näher; anders ist es praktisch nicht zu sehen, obwohl das eigentlich keinen Sinn ergibt.«
    Die anderen traten zu ihm.
    Eine klaffende Öffnung gähnte im Fußboden, ein ungleichmäßiger Spalt, durch den Iskaral Pustl schlicht hindurchgefallen und so verschwunden war. Fiedler kniete sich hin, schob sich an den Rand des Lochs. »Beim Atem des Vermummten!«, stöhnte er auf. Die Fliesen waren gerade mal einen Zoll stark. Und unter ihnen war kein fester Boden. Unter ihnen war … nichts.
    »Glaubst du, dass das der Weg nach draußen ist?«, fragte Mappo, der hinter ihm stand.
    Der Sappeur schob sich zurück. Die glatten Fliesen kamen ihm plötzlich wie eine dünne Eisdecke vor. »Ich würde es wirklich verdammt gern wissen, aber ich habe nicht vor, hineinzuspringen und es herauszufinden.«
    »Ich teile deine Vorsicht«, sagte der Trell grollend. Er ging dorthin zurück, wo Icarium lag, und hob seinen Gefährten wieder auf die Arme.
    »Das Loch könnte größer werden«, sagte Crokus. »Ich würde vorschlagen, dass wir von hier verschwinden. Egal, in welche Richtung, bloß weg von hier.«
    Apsalar zögerte. »Und was ist mit Iskaral Pustl? Vielleicht liegt er bewusstlos auf einem Vorsprung oder so was.«
    »Bestimmt nicht«, antwortete Fiedler. »Nach dem, was ich gesehen habe, fällt der arme Mann immer noch. Ein Blick, und jeder Knochen in meinem Leib hat Vergessenheit geschrien. Ich glaube, in dieser Angelegenheit werde ich meinen Instinkten vertrauen, Mädchen.«
    »Ein trauriges Ende«, sagte sie. »Ich hatte fast schon angefangen, ihn zu mögen.«
    Fiedler nickte. »Klar. Als hätte man einen Skorpion als Schoßtier gehabt.«
    Crokus ging voraus, als sie sich von dem Loch entfernten. Hätten sie ein paar Minuten länger gewartet, hätten sie einen trüben gelben Nebel aus der klaffenden Dunkelheit aufsteigen sehen können, der immer dichter wurde, bis er vollkommen undurchsichtig war. Der Nebel verharrte eine Weile dort, dann begann er sich aufzulösen, und als er schließlich ganz verschwunden war, war auch das Loch nicht mehr zu sehen – als wäre es niemals da gewesen. Das Mosaik war wieder vollständig.
     
    Das Totenhaus. Die Stadt Malaz, das Herz des malazanischen Imperiums. Dort gibt es nichts für uns. Und trotz meiner erprobten Erfindungsgabe wäre es fast unmöglich, eine sinnvolle Erklärung zu finden. Ich fürchte, wir müssen Abschied nehmen.
    Irgendwie.
    Aber das hier – dieses Gewirr – geht weit über alles hinaus, was ich noch begreifen kann. Und was noch schlimmer ist, meine Verbrechen sind wie Wunden, die sich nicht schließen wollen. Ich kann vor meiner Feigheit nicht davonlaufen. Am Ende – und das wissen alle hier, auch wenn sie nicht darüber sprechen – haben meine selbstsüchtigen Wünsche meine Rechtschaffenheit und meine Schwüre zum Gespött gemacht. Ich hatte die Möglichkeit, dafür zu sorgen, dass die Bedrohung endet, dass sie ein für alle Mal endet.
    Wie kann man sich von einer solchen Möglichkeit abwenden? Weil man die Freundschaft höher stellt? Wie kann der Trost, den Vertrautheit bietet, sich wie ein Gott erheben, ganz so, als wäre jede Veränderung etwas Dämonisches? Ich bin ein Feigling – die Aussicht auf Freiheit, auf das ersehnte Ende eines lebenslangen Schwurs hat sich als der größte aller Schrecken erwiesen.
    Und so lautet die schlichte Wahrheit … die Wege, auf denen wir so lange gewandelt sind, werden zu unserem Leben, sind selbst eine Art Gefängnis …
     
    Apsalar machte einen Satz nach vorn, ihre Fingerspitzen berührten eine Schulter, dann Zöpfe, und dann nichts mehr. Ihr Schwung trug sie vorwärts, dorthin, wo Mappo und Icarium gerade eben noch gewesen waren. Sie sah gähnende Dunkelheit vor sich, fiel ihr entgegen.
    Mit einem Aufschrei packte Crokus sie an den Knöcheln.
    Einen Augenblick wurde er über die Fliesen auf das klaffende Loch zugezogen, doch dann packte ihn die starke Hand des Fischers und hielt ihn fest.
    Gemeinsam zogen die beiden Männer Apsalar vom Rand des Abgrunds zurück. Fiedler stand ein Dutzend Schritte hinter ihnen; der Aufschrei des Daru war der erste Hinweis darauf gewesen, dass es Ärger gab.
    »Sie

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