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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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jeder mit einer eisernen Spitze versehen, an der Gift glänzte, das unter dem Namen weißes Paralt bekannt war.
    Kalam nahm sich den dünnen, schwarzen Umhang, den der Mann getragen hatte, und zog die Kapuze hoch, wobei er die Gazelöcher so zurechtrückte, dass sie über seinen Ohren lagen. Der vorstehende vordere Rand der Kapuze war ebenfalls aus Gaze, um das Blickfeld nicht einzuschränken.
    Noch während er seine Ausrüstung vervollständigte, verschwand die Zauberei, was bedeutete, dass zumindest eines seiner Opfer ein Magier gewesen war. Verdammt schlampig – Topper lässt sie verweichlichen.
    Er trat aus dem Alkoven, hob den Kopf und schnüffelte. Die Verbindung zu einer Hand war unterbrochen worden – sie würden wissen, dass es Ärger gegeben hatte, und waren gewiss bereits dabei, langsam und vorsichtig näher zu kommen.
    Kalam lächelte. Ihr wolltet eine Beute auf der Flucht. Tut mir Leid, wenn ich euch enttäuschen muss.
    Er verschmolz mit der Dunkelheit und machte sich auf die Jagd nach Klauen.
    Der Anführer der Hand neigte den Kopf und glitt dann aus seiner Deckung. Einen Augenblick später tauchten zwei Gestalten aus einer Gasse auf und traten zu ihm, um sich mit ihm zu beraten.
    »Es ist Blut vergossen worden«, murmelte der Anführer. »Topper sollte – «
    Ein leises Klicken ertönte, und er drehte sich um. »Ah, jetzt werden wir die Einzelheiten erfahren«, sagte der Mann, während er seinem in einen Umhang gehüllten Kameraden entgegensah.
    »Der Mörder ist angekommen«, grollte der Neuankömmling.
    »Ich wollte gerade an Toppers Signalleine zupfen – «
    »Das ist gut. Es wird Zeit, dass er begreift …«
    »Was – «
    Die beiden Begleiter des Anführers brachen auf den Pflastersteinen zusammen. Eine riesige Faust knallte dem Anführer ins Gesicht. Knochen und Knorpel brachen. Der Mann blinzelte mit Augen, die nichts mehr sehen konnten und sich mit Blut füllten. Dann brach er zusammen. Der Hieb hatte ihm die Nasenscheidewand ins Gehirn getrieben.
    Kalam hockte sich hin und flüsterte dem toten Mann ins Ohr. »Ich weiß, dass du mich hören kannst, Topper. Zwei Hände sind noch übrig. Ihr könnt ruhig Verstecken spielen – ich finde euch trotzdem.«
    Er stand auf, holte sich seine Waffen zurück.
    Die Leiche zu seinen Füßen stieß plötzlich ein gurgelndes nasses Lachen aus. Der Assassine blickte auf den Toten hinunter, dessen Lippen sich bewegten. »Willkommen zu Hause, Kalam«, ertönte eine geisterhafte Stimme. »Zwei Hände, hast du gesagt? Inzwischen sind es viel mehr, alter Freund – «
    »Ich habe euch wohl erschreckt, was?«
    »Es sieht so aus, als hätte Salk Elan dich zu leicht davonkommen lassen. Ich fürchte, ich werde nicht ganz so freundlich sein – «
    »Ich weiß, wo du bist, Topper, und ich komme, um dich zu holen.«
    Es blieb längere Zeit still, dann sprach die Leiche ein letztes Mal. »Aber unbedingt, mein Freund.«
     
    In dieser Nacht war das Imperiale Gewirr so durchlässig wie ein Stück Gaze, als eine Hand der Klaue nach der anderen mit seiner Hilfe in der Stadt auftauchte. Eines dieser Portale öffnete sich genau vor einem einsamen Mann – und die fünf Gestalten verkündeten ihre Ankunft mit keuchenden Atemzügen und Blutspritzern, den raschen und ebenso rasch wieder verklungenen Geräuschen des Todes. Kein Einziger von ihnen hatte mehr als einen Schritt auf die glatten Pflastersteine von Malaz getan, als ihre Körper in der milden Nacht zu erkalten begannen.
    Schreie hallten durch Straßen und Gassen, als Stadtbewohner, die dumm genug waren, sich ins Freie zu wagen, ihre Kühnheit mit dem Leben bezahlten. Die Klaue riskierte nichts mehr – überhaupt nichts.
    Das Rad, an dem Kalam gedreht hatte, drehte sich erneut.
     
    Das Mosaik zu ihren Füßen war endlos. Die vielfarbigen Steine bildeten ein Muster, für das es keinen Vergleich gab, und der merkwürdige Fußboden erstreckte sich in jeder Richtung, so weit sie schauen konnten. Das Geräusch ihrer Schritte klang gedämpft, und ganz schwach schien darin noch etwas anderes mitzuschwingen.
    Achselzuckend hängte sich Fiedler die Armbrust über die Schulter. »Wenn es Ärger gibt, erkennen wir das auf eine Länge im Voraus«, sagte er.
    »Ihr alle betrügt den Azath«, zischte Isakaral Pustl, der die Gruppe pausenlos umkreiste. »Der Jhag gehört unter einen Hügel aus Wurzelgeflecht. Das war die Abmachung, der Handel, der Plan …« Seine Stimme verebbte einen kurzen Moment, kehrte dann in einem anderen

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