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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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wahrscheinlich eine Belagerung beginnen, denn Sha’ik war von der Raraku her auf dem Weg, und sie hatte eine Armee bei sich, die doppelt so groß war wie die Streitmacht der abtrünnigen Faust. Mallick Rel hatte Hohefaust Pormqual zurück in den Palast geleitet. Ein Plan lag jetzt in der Luft, ein Plan, Rache zu nehmen, und er sollte schon in wenigen Stunden in die Tat umgesetzt werden …
    Blinzelnd versuchte Duiker sich auf das Gesicht vor ihm zu konzentrieren, das Gesicht, das ihm diese Neuigkeit in drängendem Ton mitteilte. Doch als er es erkannte, zuckte er innerlich zurück. In den Erinnerungen, die ganz eng mit diesem Gesicht zusammenhingen, war zu viel Schmerz eingebettet. Er wich zurück.
    Die Gestalt streckte eine kräftige Hand aus, die Duikers zerfetztes Hemd packte und den Historiker wieder heranzog. Der bärtige Mund bewegte sich, formte Worte, fordernde, zornige Worte.
    »- dass Ihr mir zuhört, Historiker! Es geht um die Voraussetzungen, versteht Ihr das denn nicht? Die einzigen Berichte, die wir haben, stammen von diesem Adligen … Nethpara. Aber wir brauchen die Einschätzung eines Soldaten – versteht Ihr? Verdammt, es dämmert schon beinahe!«
    »Was? Wovon redet Ihr eigentlich?«
    Blistig verzog das Gesicht. »Mallick Rel ist zu Pormqual durchgedrungen. Der Vermummte mag wissen, wie er das geschafft hat, aber er hat es geschafft! Wir werden Korbolo Doms Armee angreifen – in weniger als einer Stunde, so lange sie immer noch betrunken, immer noch erschöpft sind. Wir rücken aus, Duiker! Habt Ihr mich verstanden?«
    Grausam … so grausam …
    »Wie viele sind da draußen? Wir brauchen eine verlässliche Schätzung – «
    »Tausende. Zehntausende. Hundert – «
    »Denkt nach, verdammt! Wenn wir diese Bastarde erledigen können … bevor Sha’ik kommt – «
    »Ich weiß es nicht, Blistig! Die Armee ist mit jeder verfluchten Meile größer geworden, zum Vermummten mit ihr!«
    »Nethpara schätzt, dass es weniger als zehntausend sind – «
    »Der Mann ist ein Idiot.«  »Außerdem macht er Coltaine für den Tod von Tausenden von unschuldigen Flüchtlingen verantwortlich – «
    »W-Was?« Der Historiker taumelte; er wäre hingefallen, wenn Blistig ihn nicht fest gehalten hätte.
    »Versteht Ihr denn nicht? Wenn Ihr nichts sagt, wird diese Version von dem, was da draußen passiert ist, den Sieg davontragen. Sie macht schon die Runde unter den Soldaten, und das ist verdammt beunruhigend. Die Gewissheit gerät ins Wanken – der Wunsch nach Rache wird schwächer – «
    Das reichte. Der Historiker spürte einen Ruck durch seine Glieder fahren. Er straffte sich, seine Augen öffneten sich weit. »Wo ist er? Dieser Nethpara! Wo – «
    »Er war die letzten beiden Stunden bei Pormqual und Mallick Rel.«
    »Bringt mich dorthin.«
    Hinter ihnen erklangen in rascher Folge mehrere Horntöne – die Aufforderung, sich zu sammeln. Duikers Blick glitt von dem Kommandanten zu den Soldaten hinüber, die sich formierten. Er starrte zum Himmel hinauf, sah die Sterne am heller werdenden Firmament verblassen.
    »Bei Feners Hauern«, grollte Blistig. »Womöglich ist es schon zu spät – «
    »Bringt mich zu Pormqual – zu Mallick Rel …«
    »Dann folgt mir.«
    Die Flüchtlinge bewegten sich träge, als Soldaten der Stadtgarnison damit begannen, den Hof zu räumen, um Platz für die Armee der Hohefaust zu schaffen.
    Blistig drängte sich durch die Menge, Duiker einen Schritt hinter ihm. »Pormqual hat angeordnet, dass meine Garnison mit hinausziehen soll«, sagte der Kommandant über die Schulter. »Als Nachhut. Das steht im Widerspruch zu dem, wofür ich verantwortlich bin. Meine Aufgabe ist es, diese Stadt zu verteidigen, doch die Hohefaust hat meine Soldaten zwangsverpflichtet, die Kompanien ausgeblutet. Ich habe gerade noch dreihundert Mann, das sind kaum genug, um die Wälle zu bemannen. Vor allem, da alle Roten Klingen eingelocht sind – «
    »Die Roten Klingen sind im Gefängnis? Warum?«
    »Sie sind Einheimische aus dem Reich der Sieben Städte – Pormqual traut ihnen nicht.«
    »Dieser Narr! Sie sind die loyalsten Soldaten des Imperiums, denen ich jemals begegnet bin – «
    »Ich stimme Euch zu, Historiker, aber meine Meinung zählt nicht – «
    »Dann bleibt nur zu hoffen, dass meine es tut«, sagte Duiker.
    Blistig blieb stehen, drehte sich um. »Unterstützt Ihr den Entschluss der Hohefaust, anzugreifen?«
    »Beim Vermummten, nein!«
    »Warum nicht?«
    »Weil wir nicht wissen, wie viele

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