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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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plötzlich auf, bekam Sprünge. Und darunter, dahinter, baute sich etwas auf.
    »Mein Eid.«
    »Dein Eid.«
    »Deine Schwester …«
    »Tavore.«
    »Sie …«
    »Nicht, Baudin. Sag jetzt nichts über sie.«
    Er holte rasselnd Luft. »Du …«
    Felisin wartete. Sie hoffte, dass das Leben endlich aus dieser Hülle entfliehen würde, jetzt gleich entfliehen würde, bevor …
    »Du … du warst nicht … so … wie ich erwartet hatte …«
    Bis zu dem Augenblick, da er abfällt, kann ein Panzer alles verbergen. Auch ein Kind. Vor allem ein Kind.
     
    Es gab nichts, was den Himmel von der Erde unterschieden hätte. Eine goldene Stille hatte die Welt umarmt. Steine polterten den Pfad hinunter, als Fiedler sich auf die Kuppe zog. Das Geräusch klang in seinen Ohren unangenehm laut. Sie holt Luft. Und wartet.
    Er wischte sich Schweiß und Staub von der Stirn. Beim Atem des Vermummten, das verheißt nichs Gutes.
    Plötzlich tauchte Mappo aus dem Staubschleier vor ihm auf. Die Erschöpfung des großen Trell ließ seinen Gang noch watschelnder als gewöhnlich erscheinen. Seine Augen waren rot umrandet, die Linien, die seine vorstehenden Eckzähne umrahmten, hatten sich tief in seine wettergegerbte Haut gegraben. »Die Spur führt immer weiter«, sagte er und ließ sich neben dem Sappeur in die Hocke sinken. »Ich glaube, dass sie jetzt mit ihrem Vater zusammen ist – sie reisen zusammen. Fiedler …« Er zögerte.
    »Ich weiß. Die Göttin des Wirbelwinds …«
    »Es liegt … eine Art … Erwartung … in der Luft.«
    Fiedler grunzte angesichts dieser Untertreibung.
    »Also gut«, sagte Mappo einen Augenblick später seufzend, »lass uns zu den anderen zurückgehen.«
    Icarium hatte einen flachen Felsstreifen gefunden, der von größeren Steinblöcken umgeben war. Crokus saß mit dem Rücken an einen Stein gelehnt und beobachtete den Jhag, der in der Mitte des Lagers ihre Nahrungsmittelvorräte ausbreitete. Der Gesichtsausdruck, mit dem der junge Daru den zurückkehrenden Sappeur empfing, hätte viel besser zu einem wesentlich älteren Mann gepasst. »Sie kehrt nicht um«, sagte Crokus.
    Fiedler antwortete nicht. Er löste die Tragschlaufe seiner Armbrust und ließ sie zu Boden sinken. Icarium räusperte sich. »Komm und iss etwas, Junge«, sagte er. »Die Sphären überlappen sich, und alles ist möglich … auch das Unerwartete. Es nützt nichts, jetzt schon wegen etwas zu leiden, das noch gar nicht geschehen ist. In der Zwischenzeit verlangt der Körper nach Nahrung. Niemandem von uns ist damit gedient, wenn du keine Reserven mehr hast, wenn die Zeit zum Handeln kommt.«
    »Es ist schon zu spät«, murmelte Crokus, doch er rappelte sich bei diesen Worten langsam auf.
    »Auf diesem Pfad gibt es so viele Geheimnisse, dass man sich kaum einer Sache sicher sein kann«, entgegnete Icarium. »Zweimal sind wir durch Gewirre gereist, deren Aspekte ich nicht nennen kann. Sie haben sich uralt und bruchstückhaft angefühlt, direkt mit den Felsen der Raraku verwoben. Einmal habe ich das Meer gerochen …«
    »Ich auch«, sagte Mappo und zuckte die breiten Schultern.
    »Ihre Reise nimmt mehr und mehr einen Kurs, auf dem solche Dinge wie eine Wiedergeburt immer wahrscheinlicher werden«, sagte Crokus. »Das stimmt doch, oder?«
    »Vielleicht«, räumte Icarium ein. »Doch diese nachdenkliche Atmosphäre deutet auch auf Unsicherheit hin, Crokus. Das solltest du immer bedenken.«
    »Apsalar versucht nicht vor uns zu fliehen«, sagte Mappo. »Sie führt uns. Welche Bedeutung sollen wir dieser Tatsache beimessen? Mit ihren gottgegebenen Gaben könnte sie ihre Spur mit Leichtigkeit verwischen – diesen aus Schatten gewirkten Rückstand, der für Icarium und mich so offen und ungetarnt daliegt, als wäre er eine imperiale Straße.«
    »Überdies könnte auch noch etwas anderes von Bedeutung sein«, murmelte Fiedler. Gesichter wandten sich ihm zu. Er holte tief Luft, atmete langsam wieder aus. »Das Mädchen kennt unsere Absichten, Crokus – das, was Kalam und ich geplant hatten und was Kalam – soweit ich weiß – immer noch weiter verfolgt. Sie könnte sehr gut auf die Idee gekommen sein, dass sie … indirekt … unsere Bemühungen unterstützen könnte, wenn sie die Rolle von Sha’ik übernimmt. Und zwar so, wie sie es will, und nicht der Gott, von dem sie einst besessen war.«
    Mappo lächelte schief. »Mir scheint, du hast mir und Icarium längst nicht alles erzählt, Soldat.«
    »Es handelt sich um eine Angelegenheit, die das

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