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Im Bann der Wüste

Im Bann der Wüste

Titel: Im Bann der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Lichtschein einer Laterne gebannt war? Wie es erstarrt dasteht, völlig unfähig, irgendetwas zu tun. Dieses Reh ist Hohefaust Pormqual. Selbst wenn Coltaine diesen Treck gerade mal drei Meilen von Aren entfernt an die Küste bringen könnte, würde Pormqual nicht ausrücken, um uns zu entsetzen. Glaubt Ihr etwa tatsächlich, dass eine noch größere Notlage – wie Ihr sie für uns in Ubaryd ins Auge zu fassen gedenkt – die Hohefaust dazu bringen wird, etwas zu unternehmen?«
    »Ich habe dabei eher an Admiral Nok gedacht – «
    »Der ist entweder tot, krank oder im Gefängnis, Hauptmann. Sonst wäre er schon längst losgesegelt. In Aren herrscht ein Mann, ein Mann ganz allein. Wollt Ihr Euer Leben wirklich in seine Hände legen?«
    Sulmars Gesichtsausdruck hatte sich verfinstert. »Es scheint mir, als hätte ich das so oder so schon getan, Kommandant.« Er streifte seine Reithandschuhe über. »Und es scheint mir auch, dass mir nicht länger gestattet ist, meine Meinung zu äußern – «
    »Das ist es sehr wohl«, sagte Coltaine. »Aber Ihr seid auch ein Soldat der Siebten.«
    Der Hauptmann neigte den Kopf. »Ich bitte um Entschuldigung für meine Anmaßung, Faust. Dies sind in der Tat harte Zeiten.«
    »Das hatte ich noch gar nicht bemerkt«, entgegnete Buk grinsend.
    Überraschend wandte sich Sulmar an Duiker. »Historiker, wie seht Ihr eigentlich die ganze Sache?«
    Als objektiver Beobachter … »Wie sehe ich was, Hauptmann?«
    Sulmar verzog die Lippen zu einem Lächeln. »Ubaryd, oder der Vathar und der Wald und das Ödland im Süden? Als Zivilist, der die Notlage der Flüchtlinge kennt – glaubt Ihr wirklich, sie werden eine solch gefahrvolle Reise überleben?«
    Der Historiker schwieg eine volle Minute lang. Dann räusperte er sich und zuckte die Schultern. »Bisher ist die größte Bedrohung immer von der Armee der Renegaten ausgegangen. Der Sieg am Gelor-Kamm hat uns ein bisschen Zeit verschafft, um unsere Wunden zu lecken – «
    »Wohl kaum«, warf Sulmar ein. »Wenn überhaupt, dann sind wir seither noch härter bedrängt worden.«
    »Das sind wir, und dafür gibt es einen Grund, jetzt verfolgt uns Korbolo Dom. Dieser Mann war einst selbst eine Faust, und er ist ein fähiger Anführer und Stratege. Kamist Reloe ist ein Magier, kein Mann, der Soldaten führen kann. Er hat seine Armee verschwendet, indem er sich auf seine zahlenmäßige Übermacht – und auf sie allein  – verlassen hat. Korbolo Dom wird einen solchen Fehler nicht machen. Wenn unser Feind den Vathar vor uns erreicht, sind wir erledigt – «
    »Das ist genau der Grund, warum wir ihn überraschen und stattdessen Ubaryd zurückerobern sollten!«
    »Es wäre nur ein kurzlebiger Triumph«, entgegnete Duiker. »Wir hätten allenfalls zwei Tage, um die Verteidigungsanlagen der Stadt wiederherzustellen, bevor Korbolo Dom ankäme. Wie Ihr selbst gesagt habt – ich bin Zivilist, kein Stratege. Doch selbst ich kann sehen, dass es Selbstmord wäre, Ubaryd zurückzuerobern, Hauptmann.«
    Bult rutschte im Sattel hin und her und machte viel Aufhebens darum, sich umzusehen. »Wir sollten einen Hirtenhund suchen, dann bekommen wir noch eine Meinung mehr. Sormo, wo ist dieses hässliche Biest, das dich adoptiert hat? Der, den die Seesoldaten Bent nennen?«
    Der Waerloga hob den Kopf. »Willst du das wirklich wissen?« Seine Stimme war kaum mehr als ein Krächzen.
    Bult runzelte die Stirn. »Klar. Wieso nicht?«
    »Er versteckt sich sieben Schritte von dir entfernt im Gras, Kommandant.«
    Es war unvermeidlich, dass alle sich suchend umzuschauen begannen, sogar Coltaine. Schließlich hob Lull eine Hand und deutete. Nachdem Duiker noch einen Moment länger in die angegebene Richtung gespäht hatte, konnte er den lohfarbenen Körper schließlich im hohen Dorngras ausmachen. Beim Atem des Vermummten!
    »Ich fürchte«, sagte Sormo, »dass er wenig zur Meinungsbildung beitragen wird, Onkel. Wo du uns hinführst, dorthin folgt Bent dir«
    »Dann ist er ein wahrer Soldat«, sagte Bult und nickte.
    Duiker lenkte sein Pferd zur Kreuzung und schaute dann zurück auf den Heerwurm, der sich in voller Länge nordwärts erstreckte. Die Imperiale Straße war zu dem Zweck geschaffen worden, Armeen ein rasches Vorwärtskommen zu ermöglichen. Sie war breit und eben, die Pflastersteine sauber und gerade aneinander gesetzt. Die Straße war so breit, dass eine Truppe von fünfzehn Kriegern nebeneinander reiten konnte. Coltaines Kette der Hunde erstreckte sich über

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