Im Bann der Wüste
aufbrechen, voll beladen mit Pormquals Haushalt und seinen wertvollen Zuchthengsten, das heißt, es wird ziemlich voll gepfropft sein. Und was noch schlimmer ist, es ist ein langsames Frachtschiff, und Hohefaust Pormqual will, dass sein Geld so schnell wie möglich in den Gewölben seines Anwesens in Unta ist. Wenn es sein muss, kann die Lumpenpfropf verdammt schnell sein. Nun, das ist alles. Trinkt aus. Die Seesoldaten müssten jeden Augenblick an Bord kommen, und ich will binnen einer Stunde den Anker lichten lassen.«
In dem Gang vor der Kabine des Kapitäns schüttelte Salk Elan den Kopf und murmelte: »Das kann er nicht ernst gemeint haben.«
Der Assassine betrachtete sein Gegenüber. »Was meint Ihr?«
»Das Bier war schrecklich. ›Trinkt aus‹, also wirklich …«
Kalam machte ein finsteres Gesicht. »Keine Klaue in der Stadt – was könnte das wohl für einen Grund haben?«
Elan zuckte gleichmütig die Schultern. »Aren ist leider nicht mehr das, was es früher einmal war. Es ist voller Mönche, Priester und Soldaten, die Gefängnisse sind mit Unschuldigen voll gepfercht, während Sha’iks Fanatiker – von denen natürlich nur die verschlagensten noch am Leben sind – Tod und Verwüstung säen. Man erzählt sich außerdem, dass die Gewirre nicht so sind wie sonst, obwohl ich vermute, dass Ihr darüber mehr wisst als ich.« Elan lächelte.
»War das eine Antwort auf meine Frage?«
»Bin ich ein Experte, was die Aktivitäten der Klaue anbelangt? Dabei bin ich noch nie einem von diesen schrecklichen Schlächtern begegnet, und ich habe es mir schon lange zur Richtlinie gemacht, mir in dieser Hinsicht auch nicht das kleinste bisschen Neugier zu gestatten.« Elans Gesicht hellte sich schlagartig auf. »Vielleicht wird der Schatzmeister seinen Hitzschlag nicht überleben. Ha, das ist doch mal eine angenehme Vorstellung.«
Kalam drehte sich herum und machte sich auf den Weg in seine Kabine. Er hörte Salk Elan seufzen und dann in die entgegengesetzte Richtung davongehen und die Leiter zum Hauptdeck hinaufsteigen.
Der Assassine zog die Tür hinter sich zu und lehnte sich dagegen.
Es ist immer besser, in eine Falle zu laufen, die man sehen kann, als in eine, die man nicht sehen kann. Doch der Gedanke beruhigte ihn nicht sonderlich. Er war sich noch nicht einmal sicher, ob es überhaupt eine Falle war. Mebras Verbindungen reichten weit – das hatte Kalam immer gewusst, und er hatte mehr als einmal selbst an den entsprechenden Fäden gezogen. Außerdem schien es, dass der ehrlitanische Spion ihn zumindest hinsichtlich der Überbringung des Buches Dryjhna nicht betrogen hatte. Schließlich hatte Kalam es tatsächlich in Sha’iks Hände gelegt.
Salk Elan war wahrscheinlich ein Magier, und er machte außerdem den Eindruck, als könne er auch in einem Kampf mit klassischen Waffen seinen Mann stehen. Er war noch nicht einmal zusammengezuckt, als der Leibwächter des Schatzmeisters auf ihn losgegangen war.
Das beruhigt mich alles nicht.
Der Assassine seufzte. Und der Mann erkennt schlechtes Bier, wenn er einen Schluck davon nimmt …
Als die Zuchthengste der Hohefaust durch das Tor in den Imperialen Hof geführt wurden, brach Chaos aus. Stampfende, nervöse Pferde rempelten Stallknechte, Hafenarbeiter, Soldaten und verschiedene Offizielle an. Der Pferdemeister schrie und rannte in dem Versuch, irgendeine Art von Ordnung zu Stande zu bringen, hierhin und dorthin, doch seine Bemühungen schürten das Durcheinander in dem brodelnden Gedränge nur noch mehr.
Die Frau, die die Zügel eines herrlichen Hengstes in der Hand hielt, fiel allenfalls dadurch auf, dass sie gleichermaßen aufmerksam wie ruhig war, und als es dem Meister schließlich gelang, das Verladen in Gang zu bringen, war sie eine der Ersten, die ihren Schützling die breite Planke hinauf und an Bord des Imperialen Frachtschiffs führte. Und obwohl der Meister jeden seiner Arbeiter genauso kannte wie jeden einzelnen Zuchthengst in seiner Obhut, wurde seine Aufmerksamkeit so sehr von anderen Dingen in Anspruch genommen und in verschiedene Richtungen gelenkt, dass er nicht registrierte, dass ihm sowohl die Frau als auch das Pferd völlig unbekannt waren.
Minala hatte zugesehen, wie die Lumpenpfropf zwei Stunden zuvor den Anker gelichtet hatte, kurz nachdem zwei Trupps von Seesoldaten mitsamt ihrer Ausrüstung an Bord gegangen waren. Das Handelsschiff wurde aus dem inneren Hafen geschleppt und durfte erst außerhalb des engeren
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