Im Bann des Adlers
Autobahn und kurvte mit überhöhtem Tempo, durch die Stadt bis zum Revier.
Emotionslos ließ sich der Sohn des Sektenführers von ihm zum Eingang begleiten. Sofort rief Riboz zwei Sicherheitsbeamten, die Victor in Gewahrsam nahmen und abführten. Der Mann wehrte sich nicht und schritt mit hängendem Kopf den Gang zum Zellentrakt entlang. In der Zwischenzeit erkundigte Riboz sich wohin Perron gebracht wurde. Er bekam die Auskunft, der Chef habe eine speziell abgeriegelte Einzelzelle angeordnet. Dorthin brachte man entweder absolute Schwerverbrecher, oder Menschen die Angst um ihr Leben haben mussten. Das Letztere traf wohl auf Magistrado Perron zu. Bevor er jedoch dorthin konnte, wollte der Chef erst in Kenntnis gesetzt werden.
Riboz hatte während seiner Fahrt vom Flughafen angerufen und in absoluter Kurzfassung erzählt warum Perron festgenommen werden musste. Es wurde sofort ein Team zu seiner Unterstützung geschickt. Doch jetzt forderte sein Chef Details. Missmutig begab er sich also in die oberste Etage des Gebäudes und musste sein Zusammentreffen mit dem Hurensohn noch einmal verschieben. Das Gespräch verlief wie erwartet.
Sein oberster Vorgesetzter reagierte zuerst mit Unglauben. Aber, als er ihm erzählte, dass handfeste Beweise im Büro des festgenommenen zu finden seien und eine Zeugin bereits vor zwölf Jahren mit Perron zu tun hatte und was damals durch sein Mitwirken geschah, war sein Chef überzeugt. Er gestand ihm seine Bitte zu Perron zu verhören, jedoch mit der Auflage sich im Nebenraum aufzuhalten und eine Kameraaufnahme des Verhöres zu machen. Riboz war einverstanden und traf gleich die Vorbereitungen.
Als er nun über den Innenhof zum hinteren Gebäude ging, in dem die separaten Zellen lagen, war er aufgeregt. Es war nicht direkt Angst, trotzdem wäre er am Liebsten umgekehrt um nicht zu erfahren, was er gleich hören würde. Tief Luft holend trat er ein und wartete auf das Eintreffen seines Chefs. Die Technik war installiert, alles war bereit, nur er nicht. Doch jetzt gab es kein Zurück mehr.
Perron sah nicht auf, als er den Raum betrat. Er saß am Tisch die Hände fest auf die Tischplatte gepresst und fixierte einen imaginären Punkt dazwischen. Riboz war in der letzten halben Stunde nicht untätig gewesen und hatte alle möglichen Verhörvarianten durchgespielt und sie wieder verworfen. Sein Kollege kannte sie alle und er würde nicht reden, wenn er ihn wie jeden X-beliebigen Verbrecher behandelte.
Deshalb entschied er sich für die persönliche Ebene. „Warum?“, fragte er einfach in die Stille hinein. Wie erwartet, erhielt er keine Antwort. Noch einmal versuchte er es. „Warum, erklären Sie es mir?“ Gegen seinen Willen klang es fast verzweifelt. Jetzt hob der Andere den Kopf. Sein Blick erschreckte Riboz zutiefst. Unruhig wanderten die Augen hin und her und etwas Irres lag darin. Er wartete, da er nicht einschätzen konnte, wie Perron reagierte.
Leise und mit brüchiger Stimme sprach der Verräter. „Was weißt du schon von meinem Leben? Keine Ahnung habt ihr alle und maßt euch ein Urteil an.“ Unwillkürlich wurde sein ehemaliger Vorgesetzter persönlich. Riboz empfand es als persönliche Beleidigung aber er sah darüber hinweg, weil er ein Geständnis wollte. „Was weiß ich nicht? Erzählen Sie es mir, vielleicht verstehe ich es dann ja.“ Ein zynisches Lächeln umspielte den Mund des Anderen und er fragte gehässig. „Hast du denn so viel Zeit?“ „In diesem Fall, alle Zeit der Welt“, lautete die Antwort. Er setzte sich auf den Stuhl gegenüber und wartete.
Kapitel 95
Perron
„Alles begann vor 15 Jahren. Meine Frau war zum zweiten Mal schwanger und ich überglücklich. Doch schon während der Schwangerschaft gab es Komplikationen. Meine Frau hatte Blutungen und in den ersten Monaten sah es so aus, als würden wir das Kind vielleicht verlieren. Im zweiten Drittel normalisierte sich alles und es sah gut aus. Unsere erste Tochter war bereits in der Schule und zog in das größere Zimmer um. Das Kleinere wurde in ein wunderschönes Mädchen - Babyzimmer verwandelt. Alle freuten sich auf den Nachwuchs. Bei einer Routineuntersuchung Ende des siebten Monats, stellte der Arzt fest, dass die Herztöne unregelmäßig waren. Zur Sicherheit mussten wir einen speziellen Ultraschall vornehmen womit man alle Organe sah. Der Termin verlief zuerst wirklich gut. Es war faszinierend unser Baby dreidimensional sehen zu können. Wir verliebten uns noch mehr in sie. Doch dann
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