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Im Bann des blauen Feuers

Im Bann des blauen Feuers

Titel: Im Bann des blauen Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Kilborne
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wirkte das Interieur eher schäbig, aber das tat dem Erfolg der Bar beim Publikum keinen Abbruch. Die Studentin arbeitete hier an drei Abenden in der Woche, die Bezahlung war in Ordnung und das Trinkgeld nicht schlecht. Sie verdiente genug, um sich neben dem Geld, das sie an Tante Marie und Onkel Jacques abtreten musste, noch etwas zur Seite zu legen. Außerdem machte ihr der Umgang mit den Gästen Spaß. Sicher, einige waren aufdringlich, und es kam nicht selten vor, dass sie einem allzu nervigen Verehrer deutlich zu verstehen geben musste, dass sie nicht interessiert war. Doch das machte ihr nichts aus. Sie hatte gern Menschen um sich. Das war ein guter Ausgleich zu ihrem doch sehr theoretischen Studium.
    „Da bist du ja endlich“, stöhnte ihr Chef theatralisch, als sie zu ihm hinter die Theke trat. Félix Lacroix war ein wohlbeleibter Endvierziger mit sich entwickelnder Halbglatze, der den Mangel an Haaren auf dem Kopf damit auszugleichen versuchte, dass er stets die obersten drei Knöpfe seines Hemds offen ließ, um seine umso üppigere Brustbehaarung zu präsentieren. Ihm hatte bisher offenbar niemand gesagt, dass das sogenannte Brusttoupet ab Mitte der Achtzigerjahre vollkommen aus der Mode gekommen war.
    „Meine Schicht beginnt erst in fünf Minuten“, erwiderte Céleste gelassen und bändigte ihr langes, tiefschwarzes Haar zu einem Zopf. Dabei ließ sie ihren Blick durch das Lokal schweifen. „Sieht aus wie der ganz normale Wochenendwahnsinn“, kommentierte sie, was sie sah. „Gibt es irgendetwas, das ich wissen sollte, ehe ich anfange?“
    Félix schüttelte den Kopf, dann fiel ihm aber offenbar doch noch etwas ein. „Da war so ein Typ, der nach dir gefragt hat. Seinen Namen hat er nicht genannt.“
    „Ein Typ?“ Verdutzt schaute sie ihn an. Von ihren Kommilitonen wusste eigentlich niemand, dass sie hier im Lapin Jaune arbeitete, was vornehmlich daran lag, dass sie keinen großartigen Kontakt zu ihnen pflegte. Beatrice und Alain, mit denen sie schon seit ihrer gemeinsamen Schulzeit auf dem Lycée Notre-Dame befreundet war, waren natürlich informiert, aber Félix kannte Alain gut, da dieser selbst ein häufiger Gast der Bar war. Kurz flackerte Hoffnung in ihr auf, dass es möglicherweise Philippe gewesen war – der Junge, der vor Kurzem an ihre Uni gekommen war und regelmäßig neben ihr in der Vorlesung für Anorganische Chemie saß. Die meisten Mädchen schmachteten ihn heimlich an, und sie selbst bildete da keine Ausnahme. „Wie sah er denn aus?“
    Félix schnaubte. „Groß, schlank, schwarzes Haar. Ein echter Schönling, würde ich sagen. Die Frauen haben sich jedenfalls die Köpfe nach ihm verrenkt.“
    Damit machte er die Angelegenheit für Céleste sogar noch mysteriöser, denn sie kannte ganz sicher niemanden, auf den seine Beschreibung passte. Leider auch nicht auf Philippe, denn der war zwar groß, jedoch strohblond. Aber warum sollte ein Fremder sich nach ihr erkundigen?
    „Hat er gesagt, was er von mir will?“
    „Sehe ich aus wie deine persönliche Sekretärin?“, gab Félix leicht gereizt zurück. „Frag ihn selbst. Er wollte gegen zehn noch mal wiederkommen.“
    Damit musste Céleste sich wohl oder übel zufriedengeben. Und über der Arbeit vergaß sie den geheimnisvollen Fremden, der sich nach ihr erkundigt hatte, dann auch schnell. Im Akkord servierte sie ein Bier nach dem anderen, dazwischen den einen oder anderen Longdrink oder Wein. Die Zeit verging wie im Flug, und vermutlich hätte sie einfach bis zum Feierabend durchgearbeitet, wäre da nicht plötzlich dieses seltsame Gefühl gewesen, das von ihr Besitz ergriff.
    Verwundert sah sie auf. Im selben Moment stieß Félix, der neben ihr an der Bar die Stellung hielt, sie mit dem Ellbogen an und deutete in die Menge. „Siehst du, da ist er ja wieder.“
    Céleste erblickte ihn sofort – und etwas Seltsames ging mit ihr vor sich. Es war, als würden sämtliche Geräusche in der Bar in den Hintergrund treten. Das Gelächter, die Gesprächsfetzen, ja sogar die Streitereien wurden zu einem dumpfen Rauschen. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Wie gelähmt stand sie da und konnte nichts anderes tun, als den Fremden anzustarren, der aus der Masse herausstach wie ein andalusisches Rassepferd unter Shetlandponys.
    Wer zum Teufel war das? Eines stand fest: Sie hatte ihn mit Sicherheit noch nie in ihrem Leben gesehen. Jemanden wie ihn vergaß man nicht so einfach.
    Ihn als gut aussehend zu bezeichnen wäre die Untertreibung des

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