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Im Bann des blauen Feuers

Im Bann des blauen Feuers

Titel: Im Bann des blauen Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Kilborne
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da! Sie blieb so abrupt stehen, als wäre sie gegen einen Baum gelaufen. Sie schluckte. Das Herz hämmerte wie verrückt in der Brust. Nein, das konnte nicht sein. So etwas wie das, was sie in diesem Moment zu sehen bekam, gab es nicht! Durfte es nicht geben! Es war so … unglaublich groß!
    Und dann hörte sie die Stimme dieses … Dings . Sie klang einschmeichelnd und angsteinflößend zugleich.
    „Lass es einfach geschehen, Madeleine“, raunte es leise. Fast klang es wie der Abendwind, der durch die Baumkronen fuhr. „Du kannst es ohnehin nicht verhindern, nur hinauszögern. Ergib dich deinem Schicksal …“
    Madeleine wusste nicht, wie ihr geschah. Wie hypnotisiert stand sie da und starrte das Ding an, das auf seinen breiten Schwingen langsam und elegant zu Boden glitt. Sie konnte sich nicht rühren. Ihr Körper schien ihr nicht mehr zu gehorchen.
    Und dann fiel das Mondlicht auf das Gesicht des Dings , und Madeleine gefror das Blut in den Adern beim Anblick der Fratze. Ihr gequälter Entsetzensschrei blieb nicht ungehört – doch niemand, der sich nachts im Bois de Boulogne aufhielt, war dumm genug, sich in fremde Angelegenheiten einzumischen. Es gab kaum einen sichereren Weg, sich in Schwierigkeiten zu bringen.
    Und so eilte niemand Madeleine zu Hilfe, als der Teufel kam, um sie zu holen …

1. KAPITEL
    „Ich bin dann jetzt mal weg“, sagte Céleste Corbeau, nahm ihre Wildlederjacke vom Garderobenhaken und wollte zur Tür hinaus verschwinden.
    Doch da hatte sie die Rechnung ohne ihre Tante gemacht.
    Marie Ténèbre trat halb aus der an den Korridor angrenzenden Küche heraus. Ihre Miene drückte größtes Missfallen aus. „Du willst jetzt noch ausgehen?“ Sie schüttelte den Kopf. „Das vergiss mal ganz schnell wieder, junge Dame. Wenn ich mich recht entsinne, hatten wir für Dienstag und Freitag Nachhilfestunden in Mathe mit Lucien vereinbart. Und ist heute etwa nicht Freitag?“
    Céleste unterdrückte ein Aufstöhnen. Sie war zwanzig Jahre alt, doch Tante Marie und Onkel Jacques behandelten sie die meiste Zeit noch immer wie ein Kleinkind. Sie musste sich abmelden, wenn sie das Haus verlassen wollte, und es wurde von ihr erwartet, dass sie zumindest Frühstück und Abendessen mit der Familie am Küchentisch einnahm. Das Ganze ging ihr von Tag zu Tag mehr gegen den Strich. Vor allem, da das Verhältnis zwischen ihr und Tante Marie, der Schwester ihrer Mutter, ohnehin nie das allerbeste gewesen war. Doch seine Verwandtschaft konnte man sich eben nicht aussuchen, und im Augenblick war sie noch auf die Unterstützung von Marie und Jacques angewiesen.
    Trotzdem gelang es ihr auch heute wieder nicht, ihren Ärger darüber zu unterdrücken und sich nicht provozieren zu lassen. „Es ist halb acht, Tante Marie, ich muss zur Arbeit“, sagte sie. „Die Nachhilfe war abgesprochen, stimmt. Allerdings hatten wir auch vereinbart, dass Lucien dafür gleich nach der Schule nach Hause kommt, sodass ich an meinem vorlesungsfreien Nachmittag mit ihm lernen kann. Ich weiß ja nicht, wie du es siehst – aber der Nachmittag ist für mich längst vorüber.“
    Wie immer, wenn Tante Marie kurz davor stand, die Beherrschung zu verlieren, bildete sich auf ihrer Stirn eine steile, v-förmige Falte. Diese Falte war ein sicheres Indiz dafür, dass nur noch ein winziges Fünkchen genügte, um ein Pulverfass in Brand zu stecken.
    „Ich glaube nicht, dass du dich in der Position befindest, Bedingungen zu stellen, Céleste Corbeau!“ Dass sie Céleste mit ihrem vollen Namen ansprach, stellte ein weiteres übles Vorzeichen dar. „Jacques und ich lassen dich aus purer Herzensgüte bei uns wohnen. Und das, obwohl du es uns in der Vergangenheit weiß Gott oft genug schwer gemacht hast. Doch auch unsere Geduld hat ihre Grenzen, Mademoiselle! Ich warne dich: Treib es nicht zu weit!“
    Bei der Passage mit der Herzensgüte musste Céleste sich wirklich beherrschen, um nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. Marie und Jacques Ténèbre hatten sie damals nach dem frühen Tod ihrer Mutter bei sich aufgenommen. Céleste war damals etwa anderthalb Jahre alt gewesen. Sicher, sie musste den beiden zugutehalten, dass sie sie vor einem typischen Waisenschicksal bewahrt hatten, entweder in einem Kinderheim oder aber in ständig wechselnden Pflegefamilien untergebracht zu werden. Doch mit dem Gedanken, ihrer Nichte so etwas wie Wärme oder Zuneigung entgegenzubringen, waren sie offenbar schlichtweg überfordert gewesen. Das besserte

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