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Im Bann des Feuers Drachen2

Im Bann des Feuers Drachen2

Titel: Im Bann des Feuers Drachen2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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während der Erwählungszeremonie sitzt.
    Die Stallhöfe, die ich durchquerte, sahen einer wie der andere aus: gemauerte Ställe umgaben einen viereckigen Hof, und in jeder Stallbox schlief hinter einem Eisengitter ein Drache. Die schuppigen Bestien schlummerten unbesorgt, geborgen in der Domäne des Drachenmeisters. Ihre Schnauzen ruhten wie brütende Vögel auf ihren mit Kinnlappen geschmückten Hälsen. Oder sie hatten den Hals zwischen den Vorderläufen ausgestreckt, so dass die Schnauze auf dem Boden ruhte, oder ihn, was etliche Drachen taten, auf den Rücken gelegt, den Kopf unter eine Schwinge geschoben. Wieder andere Drachen standen aufrecht, während ihr Kopf herunterhing, dass ihre festen Lippen fast den Boden berührten. Ihre Rippen hoben und senkten sich unter ihren Atemzügen. Manchmal zuckte ein Glied im Schlaf, ein Magen knurrte, oder ein Schweif schlug im Traum gegen die Steine.
    Mir war bewusst, dass auf mich kein solch friedlicher Schlaf wartete, denn ich fürchtete die Feindseligkeit meiner Stallgefährten und fragte mich, ob sie es wagen würden, mich noch in dieser Nacht aus der Domäne des Drachenmeisters zu vertreiben, trotz der Präsenz des Komikon in den Stallungen.
    Also legte ich mich zunächst nicht in meine grobe Hängematte, sondern lief unruhig in meinem Stall umher. Das Stroh strich mir um die Knöchel, der Schiefer unter dem Stroh fühlte sich kalt und feucht unter meinen nackten Fußsohlen an.
    Irgendwann kurz vor dem Morgengrauen zwang mich die Erschöpfung jedoch in die Knie. Ich suchte mir einen Stein von der richtigen Größe, drückte ihn an meine Brust und kletterte in meine Hängematte. Die alten Stricke knarrten unter meinem Gewicht.
    Ich starrte in die Sterne, die im trüben Grau des heraufdämmernden Tages zur Farbe des Regens verblassten, und schwor mir, meine schweren Lider nicht zu schließen.
    Viel später fuhr ich aus dem Schlaf hoch, als der Stein, den ich umklammert hatte, zu Boden fiel. Mit pochendem Herzen blinzelte ich in die grelle Sonne. Benommen lauschte ich denselben Geräuschen der Arbeiter, die mich am Tag zuvor neben dem Getreidesilo noch in den Schlaf gelullt hatten.
    Es ging bereits auf die Mittagszeit zu. Die Schüler des Drachenmeisters von Brut Re waren bereits bei ihrer harten Arbeit. Ich hatte seit dem Morgengrauen geschlafen, von ihnen ignoriert und unangetastet.
    Behutsam, der Striemen auf meinem Rücken eingedenk, richtete ich mich auf. Aber von den Streifen aufgeplatzten Fleisches war nur noch ein Zickzackmuster geschwollener Haut übrig. Ich fuhr vorsichtig mit den Fingern über das schlangenähnliche Narbengewebe. Es tat nicht weh. Langsam kletterte ich aus meiner Hängematte und streckte mich. Gesunde Muskeln zogen sich unter der von der Feder geheilten Haut zusammen.
    Also gut.
    Ich stand da, körperlich gesund, im Geiste jedoch noch längst nicht wiederhergestellt, und starrte ausdruckslos in den Tag, der mich erwartete.
    Was sollte ich jetzt tun?
    Die ungeheure Aufgabe anpacken, die ich mir selbst gestellt hatte: Nämlich nicht nur den Zorn des Tempels zu überleben, weil ich in die Lehre des Drachenmeisters eingetreten war, sondern selbst ein Drachenmeister zu werden, mit dem Ziel, den Einfluss und die Macht eines Cinai Komikon zu nutzen, um die Sitten und Traditionen eines ganzen Landes zu verändern.
    Großer Re! Ist es ein Wunder, dass mir diese Aussicht jegliche Kraft raubte, ich mich wie angewurzelt fühlte angesichts meines sicheren Scheiterns?
    Erneut schoss mir die Erkenntnis durchs Hirn, dass mir der Kopf längst von einem Scharfrichter vom Hals geschlagen worden wäre, hätte ich an meinem ursprünglichen Vorhaben festgehalten und Kratt beim Mombe Taro getötet. Mich fröstelte, als mich die Sehnsucht durchzuckte, der Gedanke, wovor mich die Flucht in den Tod bewahrt hätte.
    Ich drückte die Ellbogen an meinen Körper, schloss die Augen und atmete einmal tief durch, um diese düsteren Gedanken aus meinem Verstand zu vertreiben.
    Das verführerische Aroma des Drachengifts lastete wie Blei über den Stallungen, und als ich tief einatmete, drang der Duft in meine Nase und ließ mein Herz erglühen wie Holzkohle. Der beißende und doch so honigsüße Geruch tanzte auf meiner Zunge, trieb mir eine Gänsehaut über die Arme, sang in meinen Adern, ließ mein Herz anschwellen und brannte in meiner Seele.
    Ja, oh ja! Dieses so begehrenswerte Aroma von Süßholz und Limonen: Drachengift. Ich konnte nicht genug davon einatmen, sehnte mich

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