Im Bann des Feuers Drachen2
danach, verlangte zitternd danach, war benommen und erregt, wurde von der Gier danach fast verzehrt. Ich konnte nichts dagegen tun; ich öffnete weit den Mund und inhalierte tief und immer wieder, genoss den warmen Duft als Ersatz für das flüssige Gift.
Eine Flut von Erinnerungen überschwemmte mich: die verfallene Rotunde des Konvents; uralte, unfruchtbare Drachenbullen; das Kratzen von schuppiger Haut an meinen Schenkeln; eine Drachenzunge, die schwarzes Gift über meinen Unterleib schmierte.
Diese Erinnerung lieferte mir am Ende einen triftigen Grund, mich in den Tag zu stürzen: Die Möglichkeit, Gift zu mir nehmen zu können. Es war ein verachtenswerter Grund, gewiss, und eine Krücke, auf die ich mich viel zu eifrig stützte. Doch sobald ich begriff, dass meine Gier nach Drachengift mir einen stärkeren Anreiz gab, mich dem Tag zu stellen, als das bloße Bedürfnis, zu überleben, unterdrückte ich diese fürchterliche Erkenntnis.
Ich atmete immer wieder durch den offenen Mund ein, trank das Aroma des Drachenfeuers, und erst als mir vom schnellen Atmen schwindlig wurde, hörte ich auf und öffnete die Augen wieder. Mit unscharfem Blick und rasendem Puls musterte ich meine Umgebung.
Ein beeindruckender Hof erstreckte sich vor mir, umringt von Mauern aus Granitquadern, die von wer weiß wo hertransportiert worden waren. Die Hälfte der Ställe waren leer, und die jungen Männer schwitzten, als sie verbissen den Dung hinausschaufelten. In den Stallboxen, die belegt waren, hockten die wundervollen Drachen von Roshu-Lupini Re, Jährlinge und Reitdrachen mit unbeschnittenen Flügeln, allesamt Weibchen, die entweder noch zu jung waren, um Eier legen zu können, oder zu angespannt dafür waren.
Sehnig und nervös, ausgebildet, bei der zartesten Berührung mit den Sporen in die Luft zu springen und mit anderen Drachen zu kämpfen, waren sie Kampfdrachen. Im Unterschied zu der matten Haut der schwingenamputierten Brutdrachen, deren Zahl in Brutstätte Re vorherrschte, und der verblassten, räudigen Haut der sterbenden Bullen, die ich im Konvent Tieron versorgt hatte, strotzte die schuppige Haut von Roshu-Lupinis Kampfdrachen vor Gesundheit und glänzten in schillernden Farben.
Während die Haut eines Brutdrachen meist von einem fleckigen Rotbraun und Moosgrün ist, schimmerte die Haut von Roshu-Lupinis Kampfdrachen in Walnussbraun und dem satten Grün nassen Dschungellaubs. Stand ein Brutdrache zumeist mit hängendem Kopf da, mürrisch und gleichgültig, schnaubten die Kampfdrachen lebhaft in ihren Ställen, und ihre langen, gegabelten Zungen zuckten hervor, schwarz von Gift. Sie grollten, warfen die Köpfe und stemmten sich immer wieder gegen die Eisenstäbe, die sie in ihren Stallboxen hielten. Es kratzte, wenn sie mit ihren tödlich scharfen Krallen an den Steinen entlangfuhren.
Ich liebte diese Drachen, wirklich, das tat ich.
Jetzt, da mein Körper auf wundersame Weise geheilt worden war und der Duft des Gifts durch meinen Körper rann, liebte ich diese Drachen. Begeisterung durchströmte mich, und ich hatte das Gefühl, fliegen zu können, wenn ich nur meine Arme ausbreitete.
Auf dem Hof herrschte ein lärmendes Treiben. Mistgabeln blitzten in der Sonne, als die Schüler Stallungen ausmisteten, den Dung auf Karren wegfuhren und frische Streu und Futter herankarrten. In einer schattigen Ecke bedienten zwei hagere Jungen den rostigen Schwengel einer Pumpe; das Wasser spritzte aus dem Rohr in eine Art offenen Aquädukt, der am Ende jedes Stalls entlangführte. Flüche flogen hin und her, gebrüllte Befehle hallten von den Steinmauern wider. Schlangenstäbe und Maulstöcke glitzerten im kühlen Schatten, von Jünglingen geschwungen, die entweder rittlings auf einem Drachen saßen oder versuchten, ihn ruhigzustellen, damit er gepflegt werden konnte.
Am anderen Ende des Hofs standen zwei windschiefe, halb verfallene Schuppen, die Latrinen der Schüler. Ein Haufen Holz und ein Berg von Ziegelsteinen lag daneben. Ah, ich verstand. Das war das Material, aus dem ich auf Befehl des Drachenmeisters eine Latrine bauen sollte. Daneben befand sich auch eine Kiste mit den benötigten Werkzeugen.
Ich blähte meine Nasenflügel, pikiert von der unverhüllten Herausforderung, die er mir da stellte. Wie jeder Mann nahm auch er einfach an, dass ich als Frau keine Ahnung hätte, wie man eine Latrine baute. Aber eine solch einfache Aufgabe konnte mich nicht einschüchtern, heho! Ich hob das Kinn. Ich würde ihm beweisen, dass
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