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Im Bann des Feuers Drachen2

Im Bann des Feuers Drachen2

Titel: Im Bann des Feuers Drachen2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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und musterte mich finster. Der Vogel sah mich von seinem erhöhten Platz aus an und schüttelte sein Gefieder aus.
    »Wurde auch Zeit, dass du aufwachst«, knurrte Eierkopf anklagend. »Das geht nicht, weißt du, lange schlafen, während wir anderen arbeiten. Das darfst du nicht. Und du darfst auch nicht so herumlaufen.« Er deutete auf mich, während die Röte über seinen fleischigen Hals kroch. »Du musst Kleidung tragen, die dich ganz bedeckt …«
    Er unterbrach sich und riss erstaunt seine weit auseinanderstehenden Augen auf.
    »Was ist mit deinen Wunden passiert?«, quiekte er. Jetzt klang er nicht mehr wie ein Bär, sondern wie ein in die Enge getriebenes Wildschwein. »Dreh dich um, dreh dich herum!«
    Ich gehorchte ihm widerwillig.
    Ein ersticktes Stöhnen entrang sich seiner Kehle, und er trat mehrere Schritte zurück. »Wo sind sie hin? Wie sind die Wunden verschwunden?«
    Ich wog seine Reaktion ab und kalkulierte meine Möglichkeiten. Dabei beobachtete ich aus den Augenwinkeln den Aasvogel auf der Sandsteinmauer.
    »Ich bin die Dirwalan Babu«, erwiderte ich langsam und deutlich.
    »Die was?«
    »Die Tochter des Himmelswächters.«
    Seine Augen wanderten, wie ich erwartet hatte, zu dem Vogel, und er zuckte unwillkürlich zusammen, als er sich an das furchteinflößende Auftauchen des Himmelswächters auf der Straße der Geißelung erinnerte.
    »Ich genese immer so rasch«, sagte ich im Brustton der Überzeugung. »Es ist eine Macht, über die ich verfüge.«
    Eierkopfs Blick zuckte über mich hinweg, wie ein Wassertropfen über eine heiße Herdplatte tanzt. Sein übergroßes Mondgesicht schien langsam in sich zusammenzufallen. »Warum müssen die Novizen immer mir zugewiesen werden?«, jammerte er; dann wedelte er mit den Händen, als würde er Wäsche ausschlagen. »Wir haben viel Arbeit zu erledigen, heho! Wir bekommen heute Abend nichts zu essen, wenn unsere Arbeit nicht getan ist, und anschließend wird er uns mit einer Peitsche züchtigen, an der kein Gift ist.«
    »Ich muss eine Latrine bauen.«
    »Du bist mir zugewiesen worden; hast du nicht verstanden, was ich gesagt habe?«
    »Doch, habe ich.«
    Er starrte mich an, während seine dicken Lippen zitterten. Ich weigerte mich, den Blick zu senken, wie eine Frau es vor einem Mann tun sollte.
    Schließlich packte er seine öligen Locken und rollte sie um einen Finger. »Du bist kein Veteran, weißt du! Du kannst nicht tun, was du willst. Du bist nicht mal ein Diener. Du bist ein Novize. Also tust du, was ich dir sage: Du mistest die Ställe aus.«
    »Nein.«
    Sein Gesicht lief so rot an wie Granatäpfel, und einen Moment glaubte ich, dass er sein Kinn anlegen und mich angreifen würde wie ein Bär. Stattdessen jedoch erschauerte er nur, warf erneut einen Blick zum Himmel und gurgelte: »Wir werden alle ausgepeitscht.«
    Dann drehte er sich um und schlurfte zu den Jungen, welche die Ställe ausmisteten.
    »Schneller«, blaffte er sie an, während er sich auch selbst eine Mistgabel schnappte. »Ihr seid zu langsam, arbeitet schneller!«
    Seine Schreie scheuchten eine Schar brütender Tauben auf. Der Aasvogel auf der Mauer schüttelte sein Gefieder und kreischte ärgerlich.
    Ich nahm eine Schaufel und machte mich daran, meine Latrine zu bauen.
     
    Ich schuftete, vertraut mit der Arbeit durch mein Los während meiner Jahre im Konvent von Tieron, denn von den beiden wackligen Latrinen, über die wir im Konvent verfügten, musste ständig eine repariert werden. Als der jüngsten Onai fiel diese Aufgabe stets mir zu.
    Bis zum späten Nachmittag hatte ich die Grube für die Latrine ausgehoben und recht ungeschickt zwei der vier Wände aufgebaut.
    Kratts Umhang war meine einzige Bekleidung; ich hatte ihn am Saum zusammengeknotet, damit er mich besser bedeckte, aber das Kleidungsstück bot so gut wie keinen Schutz gegen die Sonne. Schwindlig vor Hitze, hungrig und ausgetrocknet, stolperte ich zur rostigen Pumpe des Hofs.
    Eierkopf und die anderen Novizen, die bunt zusammengewürfelten jungen Burschen, die er den ganzen Morgen über angeschrieen hatte, während sie die Ställe ausmisteten, waren längst in den angrenzenden Hof weitergezogen. Ich war allein, konnte Eierkopf jedoch in der Ferne schreien hören; er trieb die Novizen gnadenlos an, schneller zu arbeiten.
    Ich war allein, das heißt, bis auf die Drachen, welche die Veteranen vor einiger Zeit von ihrer Ausbildung zurückgebracht hatten; sie standen jetzt ruhig in ihren sauberen Ställen, wiederkäuten

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