Im Bann des italienischen Millionaers
dem Auto gestiegen war und den kiesbestreuten Innenhof überquerte, fiel ihr Blick auf das Gebäude unmittelbar vor ihr – das ehemalige Kutschenhaus.
Inzwischen wurde das Gebäude anscheinend von den Besitzern bewohnt. Außer ihrem eigenen Auto standen noch mehrere andere Fahrzeuge davor – unter ihnen ein schwarzer Porsche.
Rivas ohnehin gute Laune besserte sich noch, als sie, begleitet vom fröhlichen Zwitschern der Vögel, durch den Frühlingssonnenschein auf die Eingangstür zumarschierte. Ihr erster richtig großer Auftrag! Und man ließ ihr völlig freie Hand bei der Gestaltung des Zimmers, sowohl bei der Möblierung als auch bei der Auswahl der Farben und Stoffe! Was für eine unglaubliche Gelegenheit, ihr Talent unter Beweis zu stellen.
Ihre Hand zitterte vor Aufregung, als sie auf den glänzenden Messingknopf der Türklingel drückte. Offensichtlich hatten ihre Entwürfe bei irgendjemand Aufsehen erregt. So großes Aufsehen, dass man für das Projekt speziell nach ihr gefragt hatte. Wenn sie den Auftrag zur Zufriedenheit ausführte, musste sie sich um ihre Karriere keine Sorgen mehr machen! Nie wieder von der Hand in den Mund leben. Nie wieder Angst um das Dach über ihrem Kopf haben. Und wenn man sie für so gut hielt, dass man ihr die Chance gab, an einem solchen Projekt zu arbeiten – wer weiß? Vielleicht würde sie ja eines Tages sogar ihren Traum von einem eigenen Innenarchitekturbüro verwirklichen können. Dann wären endlich alle Qualen der letzten paar Jahre überwunden.
„Madame Duval?“, erkundigte sie sich, als eine gut aussehende junge Frau im stylishen dunkelgrauen Kostüm ihr die Tür öffnete.
„Nein, Madame ist nicht da.“ Mit einem spöttischen Lächeln musterte die Blondine Rivas weniger klassisches Outfit. „Aber man erwartet Sie schon. Miss Singleman, nicht wahr?“
Nickend folgte Riva der von einer Wolke Parfüm umhüllten Frau die Stufen hinauf in den Hauptteil des Gebäudes. Mit ihren gerade mal ein Meter sechzig fühlte sie sich winzig klein neben der hochgewachsenen blonden Schönheit. Vielleicht hätte sie doch ein Paar hochhackige Schuhe anziehen sollen? Und einen Blazer. Aber ein solcher Stil, den sie insgeheim „die Geschäftsuniform“ nannte, lag ihr nun einmal nicht. Bis eben hatte sie sich auch eigentlich recht gut angezogen gefühlt in ihrer schwarz-grau gestreiften Tunika mit dem schwarzen Rock, zu dem sie einen schwarzen Gürtel, dunkle Leggings und Ballerinas trug.
„Wenn Sie so nett wären, einen Augenblick hier zu warten …“
Nachdem die Blondine den lichtdurchfluteten Salon verlassen hatte, sah Riva sich neugierig um. Wer auch immer für die Einrichtung dieses Zimmers verantwortlich war, besaß eindeutig Geschmack! Dekor und Möblierung harmonierten perfekt. An den Wänden hingen einige erlesene Fotodrucke – die Luftaufnahme einer Südseeinsel, ein Bild mit exotisch bunten Fischen und eines, das einen atemberaubend schönen, von Palmen gesäumten schneeweißen Strand zeigte.
„Na, sieh mal einer an! Wenn das nicht Miss Riva Singleman ist.“
Die samtig tiefe Stimme und der nur allzu vertraute Akzent versetzten jede Faser ihres Körpers in Alarmbereitschaft. Mit einer heftigen Bewegung fuhr sie herum. Dabei stieß sie gegen ein kleines Ziertischchen, auf dem eine teuer aussehende Porzellanvase thronte.
„Ich hoffe, derartige Unfälle sind bei dir nicht an der Tagesordnung.“
Groß, braun gebrannt, mit markanten Gesichtszügen, die nicht im konventionellen Sinn schön zu nennen waren. Der Mann, der im dunklen Maßanzug in der Tür lehnte, entsprach genau dem Bild ihrer Erinnerung: makellos gekleidet, das schwarze Haar glatt nach hinten gekämmt. Auch sein Gesicht hatte sich nicht verändert. Die hohe Stirn, die fein modellierten Wangenknochen, die gerade Nase und der sinnliche Mund, um den eine gewisse Härte lag und den er nun zu einem spöttischen Grinsen verzog.
Falls er überrascht war, sie wiederzusehen, verbarg er es gut. Jeder Zentimeter seines schlanken, muskulösen Körpers strahlte Durchsetzungskraft und Selbstbewusstsein aus. Genau wie sein geschmeidiger Gang, als er ins Zimmer trat, den Blick forschend auf sie gerichtet. Oh, diese schwarzen Augen! Schon einmal war sie seinem durchdringenden Blick verfallen. Und bereute es bis heute, Damiano jemals vertraut zu haben.
„Ich dachte …“ Nervös spielte sie mit der schwarz-grauen Perlenkette, die über ihren kleinen, festen Brüsten lag. Was zum Kuckuck hatte er in diesem
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