Im Bann des italienischen Millionaers
übertroffen“, wisperte sie atemlos. Dann runzelte sie die Stirn. „Nur eine Sache stimmt noch nicht ganz …“
„Was denn?“
„Dieses große Landschaftsgemälde passt nicht hierher!“, stellte sie fest und lief zur Tür. „Könntest du es von der Wand nehmen?“
Wenig später kehrte sie mit einem riesigen flachen Paket zurück.
„Das ist doch viel zu schwer für dich! Komm, ich helfe dir.“ Während er das Paket hielt, riss sie das braune Packpapier herunter. Wie zart und zerbrechlich sie wirkte. Und wie verführerisch! Am liebsten hätte er das Gemälde, oder was auch immer sich unter dem Packpapier verbarg, beiseite geworfen und sie in seine Arme gezogen. Doch er musste sich im Zaum halten, durfte seinen Impulsen nicht nachgeben, auch wenn es ihm schwerfiel. Eine falsche Bewegung, und Riva würde sich wieder von ihm zurückziehen. Vielleicht für immer.
Schließlich hängte er das neue Bild an die Wand und trat einen Schritt zurück, um es besser betrachten zu können. Ein wunderschöner handgestickter und gerahmter Wandbehang! Was für eine Arbeit! Und wie gut das kleine Kunstwerk in dieses Zimmer passte. Eine in warmen Goldtönen gehaltene Frauengestalt neigte sich mit trauriger Miene über einen Webstuhl. Ihre langen, fließenden Gewänder erinnerten an eine griechische Sagengestalt. Und war das im Hintergrund nicht die Darstellung einer längst geschlagenen Schlacht?
„Das ist Penelope aus der griechischen Mythologie, nicht wahr?“, erkundigte er sich, ohne den Blick vom Bildnis der antiken Heldin zu wenden. „Du hattest ja angekündigt, dass du etwas Dramatisches für diese Wand haben wolltest … Aber das hier ist wirklich fantastisch!“
„Danke!“
Der schüchterne Ton in ihrer Stimme ließ ihn aufhorchen. Nachdenklich blickte er sie an. „Du hast diesen Wandbehang selbst bestickt, oder?“, fragte er leise. „Damit warst du auf den Seychellen so ausdauernd beschäftigt. Und auch an dem Abend, als ich herausfand, dass Ben mein Sohn ist. Auch wenn ich damals zu wütend war, um wirklich darauf zu achten.“ Einen Moment lang betrachtete er schweigend die feinen Stiche. Dann räusperte er sich und sinnierte: „Penelope wartete jahrzehntelang, dass ihr Ehemann aus dem Krieg heimkehrte. Sie webte bei Tag und trennte die Arbeit nachts wieder auf, damit sie niemals fertig würde. Denn sobald ihr Werk vollendet war, sollte sie einen neuen Mann nehmen. Doch sie verweigerte sich allen Freiern und blieb Odysseus treu.“
„Der Wandbehang ist mein Geburtstagsgeschenk für Eloise“, erklärte Riva ernsthaft. „Sie ist deinem Großvater treu geblieben, obwohl er ihr das Herz gebrochen hatte. Denn er liebte sie nicht so, wie sie ihn liebte.“
„Ein fantastisches Geschenk!“ Und ein großzügiges noch dazu. Er konnte nur ahnen, wie viele Wochen und Monate, vielleicht sogar Jahre, sie daran gearbeitet hatte. „Ich könnte mir für dieses Zimmer keinen besseren Wandschmuck vorstellen. Aber wie lange hast du daran gearbeitet? Für mich sieht es wie ein Lebenswerk aus!“
„Vier …“ Sie stockte kurz. „Viereinhalb Jahre.“
„Und hast du dir damit die ‚Freier‘ vom Hals gehalten wie Penelope in der Sage, carissima? Oder sind deine unbewussten Wünsche und Sehnsüchte der Grund für deine Treue zu mir?“
Abwehrend hob sie die Hand. „Hör auf!“
„Sag es mir“, befahl er mit rauer Stimme. „Ich muss es wissen!“
„Und wieso?“ Ihr Herz schmerzte vor unerfüllter Liebe zu ihm. Doch sie konnte ihm nicht vertrauen. Wie auch, nach allem, was zwischen ihnen geschehen war? Selbst wenn er Eloises Zimmer genauso umgestaltet hatte wie von ihr geplant. Und auch wenn er vorhin etwas völlig Ungewöhnliches geäußert hatte … dass er ihren Respekt nicht verdiente. „Wieso musst du das wissen? Was bringt es dir? Tief in deinem Herzen denkst du doch sicher immer noch, dass du damals recht hattest, was meine Mutter betraf. Gut, vor einiger Zeit am Strand sagtest du, du hättest deine Meinung über sie geändert. Aber trotzdem denkst du, dass ich für deine Familie nicht gut genug bin. Selbst wenn du mein Talent als Innenarchitektin mittlerweile anerkennst – machen wir uns doch nichts vor! Vor fünf Jahren hättest du mich links liegen lassen. Nur weil du deinem Onkel Marcello helfen wolltest, hast du dich überhaupt mit mir abgegeben. Und heute geht es dir nur um Ben.“
„Santo cielo!“ Damiano hob die Hände zum Himmel, als flehe er um göttlichen Beistand. „Was soll ich
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