Im Bann des Maya-Kalenders
Wehrsportübungen.
Jürgen Rieger und die Artgemeinschaft fordern ein artgerechtes Sittengesetz. Nur die »gleichgeartete Gattenwahl« garantiere »gleichgeartete Kinder«. Alle Menschen leben nach Ansicht Riegers in den Erbanlagen ihrer Nachkommen weiter und sollen in ihnen unsterblich sein. Über die Weitergabe des genetischen Erbgutes werde die Art oder Rasse gestärkt. Deshalb sei es wichtig, dass ein Paar Anlagen der gleichen Art mitbringe. Rassenschande ist für die GGG ein schwerer Verstoß gegen das Sittengesetz. Die GGG lehnt sich bei ihrem Glaubens- oder Artbekenntnis an die Rassenlehre des Dritten Reichs an. Jürgen Rieger wurde mehrfach wegen Volksverhetzung und Körperverletzung verurteilt. Er starb 2009 an einem Schlaganfall.
Die meisten Exponenten dieser Gruppen wehren sich gegen die Behauptung, völkisches oder rassistisches Gedankengut zu pflegen oder zu verbreiten. So auch die Unitarier. Doch laut Colin Goldner hat die DUR (Deutsche Unitarische Religionsgemeinschaft) in etlichen Prozessen erfolglos versucht, Bezeichnungen wie »völkisch-rassistische Sekte« oder »nazistische Tarnorganisation« verbieten zu lassen. Der Ausdruck »Nazi-Sekte« sei zulässig, fand das Hamburger Oberlandesgericht.
Die neuheidnischen Bewegungen und Zirkel sind teilweise untereinander zerstritten und führen ideologische Grabenkriege.
Es sind auch nicht alle gleich radikal. Trotzdem bilden sie gemeinsam das rechtsradikale, okkulte Milieu, das die völkische Ideologie nährt. Bei allen inhaltlichen Differenzen sind sie sich einig, dass die arische Rasse die Krone der Schöpfung sei. Darüber kann auch das Lippenbekenntnis vieler Neuheiden nicht hinwegtäuschen, mit Rassismus und Faschismus nichts zu tun zu haben. Bezeichnenderweise nehmen mehrere Gruppierungen nur Mitglieder »arischer Abstammung« in ihre Reihen auf. Freimaurer werden in der Regel ausgeschlossen.
Es gibt aber auch Gruppen, die offen zu ihren braunen Ideen stehen. Die Gylfiliten erklären, Hitler habe die westliche Welt vor der kommunistischen Weltdiktatur gerettet und die bolschewistische Revolution verhindert. Sie nehmen denn auch keine Jesuiten, Rosenkreuzer, Juden und Freimaurer in ihren Orden auf.
Diese germanisch-völkischen und neuheidnischen Gruppen sind in erster Linie ein deutsches Phänomen, das bei der Ausbreitung der neuen Spiritualität auf die übrigen europäischen Länder ausstrahlte. Mit der Ausbreitung des magischen Denkens und der esoterischen Entwicklung fand sich auch in den USA eine wachsende Gemeinde. Außerdem werden die neuheidnischen Ideen durch die Weltverschwörungstheorien und die grassierende Fremdenfeindlichkeit unterstützt. Verschiedene Exponenten dieser völkisch-okkulten Gruppen spielen oder spielten denn auch eine führende Rolle in rechtsradikalen Organisationen wie der Wiking Jugend, dem Bund Heimattreuer Jugend, der Nationalistischen Front (inzwischen verboten), der Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (ebenfalls verboten), der Volkssozialistischen Bewegung und der Aktion Oder-Neiße.
Ein eindrückliches Beispiel für die rechtsradikalen Tendenzen in verschiedenen esoterischen Zirkeln lieferte vor Jahren die Esoterik-Zeitschrift Rainbow Ark : »Wenn Personen starken Hass gegen eine andere Rasse hegen, dann stellt ihr höheres Selbst oft (karmisch) sicher, dass sie sich in dieser Rasse inkarnieren, um sie selbst auszubalancieren; so haben sehr viele der schlimmsten
Nazis sich schon in jüdischen Körpern inkarniert, und damit erklären sich einige der Feuerwerke, die in Israel stattfinden und weiter stattfinden werden.«
Diese Karmatheorie kursiert auch bei vielen Esoterikern und kultischen Zirkeln. Einer der bekanntesten deutschen Vortragsredner und »Szenen-Gurus«, der »Reinkarnationstherapeut« Tom Hockemeyer alias Trutz Hardo, wurde im Mai 1998 vom Amtsgericht Neuwied wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 4000 DM verurteilt. Hardo hatte in seinem Buch Jedem das Seine , das bewusst an die Inschrift des Konzentrationslagers Buchenwald erinnert, behauptet, der Mord an den Juden sei der »karmische Ausgleich« für kollektive böse Taten, welche die Opfer des Holocaust in einem früheren Leben begangen hätten. Konkret: Die Juden hätten mit ihrem Leiden in den Konzentrationslagern ihre karmische Belastung abgebaut, sie seien quasi gereinigt worden. Hardo bezeichnete Hitler als Werkzeug des Schicksals. Diese Erkenntnisse habe er, Trutz Hardo, aus Erlebnisschilderungen gewonnen, die seine
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