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Im Bann des Maya-Kalenders

Im Bann des Maya-Kalenders

Titel: Im Bann des Maya-Kalenders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugo Stamm
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historischen Irrtum betrachten sie vor allem das später auch in der Aufklärung erhobene Postulat der Gleichheit: Die Gleichwertigkeit der Rassen und Völker, aber auch der Individuen innerhalb der Ethnien und Gesellschaften führt in ihren Augen direkt in die genetische Katastrophe und in die Dekadenz. »Nicht jedem ersten Besten kann Menschenwürde zugesprochen werden, auch wo sie vorhanden ist, erscheint sie in verschiedenen Abstufungen«, schreibt beispielsweise M. Christadler in der Schrift »Neokonservative und ›Neue Rechte‹«. Und er bringt seine rassistische Theorie mit folgender Aussage auf den Punkt: eine allgemeine Achtung vor der menschlichen Person sei ein Aberglaube.
    Die Neuheiden schöpfen ihre okkulten Vorstellungen aus verschiedenen mystischen, religiösen und politischen Quellen und konstruieren Heilstheorien, die auf ihre individuellen Sehnsüchte und Bedürfnisse zugeschnitten sind. Impulse liefern unter anderem New-Age-Gruppen aus den USA, die bei den Neuheiden eine Neugierde für mystische und okkulte Ideen und Rituale weckten. Auch die Renaissance des Keltenkultes in den 70er-Jahren begünstigte die Verbreitung des neuheidnischen Gedankenguts und die Vermischung mit rechtsradikalen oder völkischen Ideen in manchen Kreisen. König Artus mit seiner Tafelrunde wird zur Kultfigur emporstilisiert, der Roman Die Nebel von Avalon von Marion Zimmer Bradley fasziniert speziell auch die Neuheiden, die Esoterik-Szene und die Grals-Logen.
    Es würde den Rahmen dieses Buches sprengen, die vielen völkischen Bewegungen, okkulten Zirkel, arischen Orden, esoterisch-theosophischen Gemeinschaften zu porträtieren. Zu ihnen gehören die Ariosophen, Gylfiliten, Armanen, der Bund der Goden, die Heidnische Gemeinschaft, der Bund für Gotterkenntnis, die Artegemeinschaft (im Dritten Reich als Nordische
Glaubensgemeinschaft bekannt), die Germanische Glaubensgemeinschaft (GGG), die Deutschen Unitarier, der Germanen-Orden, die Deutsche Glaubensbewegung, die Arbeitsgemeinschaft Naturreligiöser Stammesverbände Europas (ANSE), der 1990 gegründete Dachverband neuheidnischer Zirkel, die Glaubensgemeinschaft Oding Deutschland, das Collegium Humana usw.
    Die Vermischung der verschiedenen neuheidnischen und neurechten Gruppen und Szenen lässt sich am Beispiel von Jürgen Rieger exemplarisch aufzeigen. Der deutsche Rechtsanwalt spielte eine wichtige Rolle und führte die verschiedenen Bewegungen erfolgreich zusammen.
    Der 1946 geborene Aktivist war Vorsitzender der völkischen Artgemeinschaft Germanische Glaubensgemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung (nicht zu verwechseln mit der Germanischen Glaubens-Gemeinschaft GGG), wirkte aber auch in verschiedenen rechtsradikalen Zirkeln. Die schillernde Figur organisierte die Rudolf-Hess-Gedenkmärsche und war Vorstandsmitglied der Nationaldemokratischen Partei Deutschland (NPD). 2008 wurde er zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Partei gewählt. Obwohl er sich mit rechtlichen Mitteln gegen vermeintliche Verleumdungen wehrte, musste er es sich gefallen lassen, als Holocaustleugner, Antisemit und Neonazi bezeichnet zu werden.
    Dank seines Vermögens, das er bei Immobiliengeschäften und Erbschaften verstorbener Weggefährten gewann, konnte er sich auf seine politische Arbeit konzentrieren und zahlreiche Propagandaaktionen finanzieren. Er galt als autoritär, cholerisch und pflegte einen militärischen Führungsstil. Sein kriegerischer Hang drückte sich in seinem umfangreichen Arsenal an Wehrmachtsfahrzeugen aus, die er gesammelt hatte.
    Jürgen Rieger engagierte sich schon als Student in der neurechten Szene. 1965 wurde er Mitglied der Aktion Oder-Neiße, drei Jahre später des Hamburger Republikanischen Studentenbunds Deutschlands. 1969 trat er dem Bund Heimattreuer Jugend
bei. Bei Reden berief er sich schon damals auf das Ahnenerbe und den Rassenursprung des deutschen Volkes.
    Der umtriebige Anwalt machte in mehreren Organisationen Karriere und übernahm Führungsrollen: Im Nordischen Ring, in der Gesellschaft für biologische Anthropologie, Eugenik und Verhaltensforschung (vormals Deutsche Gesellschaft für Erbgesundheitspflege), der Wiking-Jugend (1994 verboten) und der FAP (1995 verboten). Weiter stieg Rieger zum Vorsitzenden der völkischen Artegemeinschaft auf und war aktiv bei der Gründung des Nationalen Einsatz-Kommandos von Meinolf Schönborn dabei. Besonders engagiert war Jürgen Rieger bei der Schulung rechter Nachwuchskräfte und bei

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