Im Bann des Milliardaers
Gegend ein wenig erkunden, das Terrain sondieren …“
„Und sie hat zugestimmt?“ Vor wenigen Wochen noch wäre das undenkbar gewesen. Doch mit jedem Wochenende, an dem Tamara nach Hause gekommen war, hatte Fleur beobachten können, wie Vater und Tochter sich immer besser verstanden.
Antonio nickte.
„Oh, das freut mich so für dich“, sagte sie herzlich. Sie wusste, wie viel es ihm bedeutete, wie sehr er eine Bindung zu Tamara aufbauen wollte und wie hart er dafür arbeitete.
Manchmal sogar zu hart. Nach einem besonders heftigen Streit zwischen den beiden war er zu ihr, Fleur, gekommen und hatte sie um Rat gefragt – zumindest hatte sie sein bissiges Brummen „Wenn du alles so viel besser weißt, was würdest du denn tun?“ als solches aufgefasst. Also hatte sie ihm gesagt, er solle nicht so sehr drängen und dem Mädchen mehr Luft zum Atmen lassen. Scheinbar hatte es funktioniert, denn bald darauf hörte sie von ihm: „Es ist ein Anfang. Es klappt besser zwischen uns, wenn ich nicht zu sehr dränge. Vielleicht bringt sie es eines Tages sogar über sich, mich Dad zu nennen.“
„Sag“, holte seine Stimme sie aus ihren Gedanken zurück, „was hältst du von einer oder zwei Wochen in Andalusien?“
Sie starrte ihn verdattert an. „Ich?“
„Ist hier noch jemand, den ich fragen kann? Natürlich du. Dort ist nämlich mein Zuhause.“
„Ich weiß.“
Eine tiefe Falte grub sich in seine Stirn. „Du siehst nicht begeistert von der Vorstellung aus. Hat das College nicht zur gleichen Zeit Ferien?“
„Doch.“
„Dann kommst du also mit.“ Es war eine Aufforderung, keine Frage.
„Würde ich gerne. Aber ich habe schon andere Pläne.“
„Welche anderen Pläne?“
„Nun, ganz ehrlich gesagt …, keine“, gab sie zu. „Ich habe nur …“
„Du hast gelogen.“
Fleur hörte den Ärger heraus und biss sich auf die Lippe. Schuldbewusstsein ließ ihr die Röte ins Gesicht schießen. Dabei war das Einzige, dessen sie sich schuldig bekennen musste, die Tatsache, dass sie ihn liebte.
„Die Vorstellung, meine Heimat zu besuchen und Zeit mit mir zu verbringen, ist dir so zuwider, dass du es für nötig hältst zu lügen.“
Sie riss die Augen auf, fassungslos, dass er so etwas glauben konnte. „Sei nicht albern! Ich verbringe hier jeden Tag mit dir!“ Und niemand hatte auch nur einen Ton dazu gesagt. Sie konnte es nicht verstehen. War sie die Einzige, die diese Situation außergewöhnlich fand?
Sicher wären die Dinge anders gelaufen, wenn Tamara, wie Fleur zuerst befürchtet hatte, sich mit der Situation nicht hätte zurechtfinden können. Doch als Antonios Tochter die beiden an ihrem ersten Wochenende zu Hause bei einer leidenschaftlichen Umarmung ertappte, hatte das Mädchen nicht nur keine Probleme damit gehabt, sondern im Gegenteil deutlich ihre Zustimmung durchblicken lassen.
Kühl sah Antonio auf Fleur herunter. „Langsam bekomme ich tatsächlich den Eindruck, dass ich albern bin. Sehr albern sogar.“ Dass er ihre Zurückhaltung, ihm ihre Liebe zu gestehen, für Vorsicht und Unsicherheit nach einer durchgemachten Trennung gehalten hatte. Dass er die eigenen Gefühle nicht ausgesprochen hatte, aus Rücksicht auf sie, um sie nicht zu drängen, um sie nicht zu verschrecken.
Vielleicht gab es ja gar keine Gefühle, auf die Rücksicht genommen werden musste.
Hatte er nur gesehen, was er sehen wollte? Wäre ja nicht das erste Mal. Nur dieses Mal konnte er sich nicht auf jugendliche Unerfahrenheit berufen.
„Gelogen habe ich eigentlich nicht.“ Seine plötzliche Feindseligkeit verwirrte Fleur zutiefst. Natürlich war er ein wenig eingeschnappt, weil sie seinem Plan nicht sofort zustimmte, aber eine solche Überreaktion hatte sie bestimmt nicht verdient.
„Nein?“ Er hob ironisch eine Augenbraue.
„Also gut, wenn du unbedingt pedantisch sein willst, kannst du es Lügen nennen.“ Sie merkte, dass auch in ihr der Ärger zu rumoren begann. „Ich denke einfach nur, du und Tamara solltet die Reise allein machen. Ihr braucht die Zeit zusammen. Wie kommt sie sich wohl vor, wenn du deine …“
„Wenn ich meine Freundin mitbringe? Du redest ja gerade, als würde Tamara dich nicht mögen. Du weißt genau, dass das genaue Gegenteil der Fall ist.“
„Ich bin nicht deine Freundin.“
„Sondern? Meine Geliebte, Mätresse, Konkubine?“
„Herrgott, Antonio! Was ist nur mit dir los? Es handelt sich um ein für alle beteiligten Parteien angenehmes Arrangement. Du brauchst nicht
Weitere Kostenlose Bücher