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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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richtig und was falsch ist!«
    »Warum denn nicht? Bei mir hast du das doch auch jahrelang getan.« Er trat einen Schritt auf Ian zu und richtete den Finger auf ihn. Ians Wolf knurrte, und es juckte ihn, Krallen und Reißzähne auszufahren, aber Archer wich nicht zurück. »Es ging dabei nie um dich, Ian. Es lag nie in meiner Absicht, dich zu verletzen.«
    »Du wusstest, was ich über die Unsterblichkeit dachte. Du wusstest, was sie mir angetan hatte, und trotzdem hast du danach gestrebt.« Ian hieb auf die Balustrade aus Granit ein, und seine Krallen schnitten mit einem befriedigenden Knirschen durch den Stein. Er hatte Archer an sich herangelassen, hatte ihm den Schmerz enthüllt, den er nie den Mut gehabt hatte, jemand anders zu zeigen. »Du hast mein Leid mit Füßen getreten.«
    Sogar im Dunkeln konnte Ian sehen, dass sich Archers Wangenknochen dunkelrot verfärbten. »Das hat nie in meiner Absicht gelegen. Und das weißt du auch.«
    »Ach ja? Und was ist damit, dass du meinen Vater dieser Wahnsinnigen vorgestellt hast?«
    Archer hatte Ians Vater in den West Moon Club eingeführt … eine Geheimgesellschaft, die sich aus Adligen zusammensetzte, die vom Gedanken an Unsterblichkeit besessen waren. Ihr Wunsch war schon bald in Erfüllung gegangen, als Victoria, ein weiblicher Dämon, der behauptete, ein Engel des Lichts zu sein, zu ihnen gefunden hatte. Sie hatte ihnen Unsterblichkeit versprochen, wenn sie ein bestimmtes Elixier zu sich nähmen, ohne zu erkennen, dass sie dadurch wie sie werden würden … dazu bestimmt, immer auf der Suche nach dem Licht menschlicher Seelen zu sein. Ein Monster, dem kein anderes Trachten innewohnte.
    Ians Krallen bohrten sich in seine Handflächen. Der stechende Schmerz stachelte ihn noch weiter an. »Du wusstest, wie verstört mein Vater war, wenn es um sein Streben nach Macht ging, und trotzdem hast du ihn mit Versprechungen sagenhafter Stärke verlockt.«
    Ians Vater, Alasdair, hatte die Unsterblichkeit, die allen Lykanern gewährt war, nicht gereicht. Er hatte mehr gewollt. Mehr Macht, die unerschöpfliche Kraft eines Gottes. Als er schließlich erkannte, was Victoria in Wirklichkeit war, hatte er gehen wollen. Daraufhin hatte Victoria versucht, Alasdair bei lebendigem Leibe zu verbrennen, und es war ihr gelungen, ihn für den Rest seines Lebens zu verunstalten. Zwar konnte Ian Archer im Grunde nicht die Schuld für Alasdairs Fehler geben, doch er warf ihm vor, seinen Vater und ihn selbst mit hineingezogen zu haben. »Das Schlimmste daran ist, dass du mir sagtest, ich sollte verschwinden, als ich versuchte, dich zu warnen.«
    »Und was ist mit dir?«, fuhr Archer ihn an. »Als ich mich nach meiner Verwandlung hilfesuchend an dich wandte … wer hat da zu mir gesagt, ich sollte verschwinden? Himmel, du hast doch sogar versucht, mir meine Frau vor der Nase wegzuschnappen!«
    Ians Wut verrauchte angesichts der nicht zu leugnenden Wahrheit. Plötzlich spürte er all die hundertdreißig Jahre, die er schon lebte. Er verzog die Lippen, als er seinen ältesten Freund ansah. »Wunderbar. Wir sind beide Idioten. Wollen wir versuchen, uns gegenseitig windelweich zu prügeln, oder wollen wir uns die Hand reichen und Frieden schließen?«
    Archers strenge Miene entspannte sich. »Das sagst du nur, weil du mich am Ende schlagen kannst.«
    »›Am Ende‹«, schnaubte Ian. »Ich hätte dich auch schon vorher schlagen können, wenn du mir nicht eine Falle gestellt hättest, als ich sturzbetrunken war.«
    Archer grinste. »Das ist deine Entschuldigung, was?«
    »Blödmann.«
    Beide schwiegen einen Moment, ehe Archer ihn wieder ansah. »Ist sie das alles wert?«
    Trotz all der Jahre, in denen sie zerstritten gewesen waren, verstanden sie einander ohne viele Worte. Ian antwortete ihm, ohne zu zögern.
    »Es ist nicht so, dass ich dabei eine Wahl hätte, Benjamin.«
    Archer seufzte. »Die hat man dabei nie.«

31
    »Er sieht mich nicht an.« Poppys Worte waren so kraftlos wie Rauch. Ihre Lippen zitterten, und sie presste sie so fest aufeinander, dass sie sich weiß verfärbten.
    Daisy warf einen Blick in Mirandas Richtung und sah, dass in deren Augen die gleiche Sorge lag. Sie hatten ihre Schwester noch nie schwach gesehen. Sie war immer ihr Fels in der Brandung gewesen: stark und durch nichts umzuwerfen. Jetzt saß sie teilnahmslos in einem Sessel neben dem Kamin in Mirandas Salon.
    Winston schlief in einem Zimmer den Gang hinunter und wurde derzeit von Tuttle versorgt, die als Pflegerin von

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