Im Bann des Mondes
Wahrhaftigkeit führen«, antwortete Poppy für sie.
Frühere Zweifel machten Daisy auch jetzt wieder zu schaffen, aber ihre Stimme klang fest. »Ja.«
Ian strich durch sein Zimmer, ging immer wieder auf und ab, wie er es nun schon die ganze Zeit tat, seitdem er allein nach Hause zurückgekehrt war. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, und in seinen Fingern juckte es, die Hände auszustrecken und sie zu packen. Aber sie war nicht da. Er zerrte an seiner Krawatte, um das verdammte Ding loszuwerden, ehe es ihn erstickte. Er sollte nach draußen gehen und laufen, um das Verlangen aus seinem Körper zu vertreiben. Aber er wollte nicht laufen. Er wollte sie. Er wollte beenden, was sie begonnen hatten.
Die Krawatte löste sich, und er holte tief Luft.
Verdammt!
Er konnte diese Dinge nicht tun. Nicht heute Nacht. Ihre Schwester brauchte sie. Alles war, wie es sein sollte. Sie würde heute Abend nicht zu ihm kommen. Vielleicht würde sie überhaupt nicht zu ihm kommen. Schön. Er liebte die Jagd. Das hatte er schon immer. Nur dass er aus irgendeinem blöden Grund auch gejagt werden wollte … nur ein einziges Mal.
Steif und ungelenk ging er zur Anrichte, um sich etwas zu trinken zu holen. Er brauchte etwas, um das Brennen in seinem Innern zu lindern.
Sein Schwanz hatte Ähnlichkeit mit einer Stange aus Stahl, und seine Hoden hatten sich so fest zusammengezogen, dass es schmerzte. Er war in ihr gewesen. Einen vollkommenen, atemberaubenden Moment lang war er von ihrem feuchten, warmen … Die Kristallkaraffe in seiner Hand schlug mit zu viel Wucht gegen das Glas, sodass es einen Riss bekam.
Er stieß ein hohles Lachen aus. »Verdammter Mist«, brummte er, ehe er sich mit müder Hand übers Gesicht fuhr. Zu Fall gebracht von einer Frau … das war er.
Ian senkte den Blick auf seine unbeschuhten Füße. Zu etwas anderem war er nicht mehr in der Lage. Ein kleines Loch hatte sich in seiner Socke gebildet, und sein großer Zeh stand kurz davor durchzubrechen. Er vertiefte sich in den würdelosen Anblick. Sein Herzschlag dröhnte ihm in den Ohren und dann noch etwas anderes … das Klappern von Hufen und das Quietschen einer Kutsche, die zum Halten kam. Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Leichte Schritte kamen die Vordertreppe herauf und dann ertönte der Türklopfer.
Er schloss die Augen und atmete zischend ein. Vanille, Jasmin, Sonnenschein und sie. Er keuchte vor Schreck und Hoffnung. So eine verdammte, begierige Hoffnung, die ihn innerlich beben und die Hände zu Fäusten ballen ließ.
In der Eingangshalle ertönte eine leise Frauenstimme, ehe er jemanden leichtfüßig die Mitteltreppe heraufkommen und auf sein Zimmer zuhalten hörte. Ian konnte sich nicht bewegen. All seine Muskeln hatten sich verkrampft, und er atmete keuchend. Jeder Schritt, den sie tat, ließ einen Schauer über seine heiße, angespannte Haut huschen.
Er zitterte am ganzen Körper, als sich endlich der Griff zu seinem Zimmer bewegte. Die Tür ging knarrend auf.
Eingerahmt vom Licht aus dem Flur stand Daisy da. Die goldenen Locken ihres Haars umgaben ihren Kopf wie ein Heiligenschein, und in ihren Sommerhimmelaugen stand zu gleichen Teilen Unsicherheit und Verlangen. Sie starrten einander in der angespannten Stille an. Sein Mund fühlte sich so trocken an wie Pergament, und sein Herz schlug, als wollte es ihm aus der Brust springen. Sie war so wunderschön.
Beim nächsten Atemzug ging er los, und jeder seiner Schritte war fest und entschlossen. Sie traf ihn auf halbem Wege, ihre schlanken Arme legten sich um seinen Nacken, während sich seine Hände in ihrem Haar vergruben, um sie festzuhalten, während er ihren Mund mit einem leisen Stöhnen eroberte. Er verschlang sie, genoss das Gefühl ihrer vollen Lippen an seinem Mund und ihren Geschmack, der an reife Erdbeeren und dunkle Schokolade erinnerte.
Ian stöhnte wieder und öffnete ihren Mund weiter, weil er sich so verzweifelt danach sehnte, sie ganz in Besitz zu nehmen. Sie taumelten nach hinten, während ihre flinken Finger an seinem Hemd zogen und er an ihren Schnüren zerrte. Sie lachte leise und fing seinen Blick auf. Er merkte, dass er albern zurücklächelte wie ein grüner Junge, der das erste Mal von der Sünde kostete. Der verheißungsvolle Blick ihrer Augen ließ ihn ein wenig zur Ruhe kommen und entspannte ihn in einer Art und Weise, die er nicht verstand. Sanft berührte er ihre Wange, deren Haut so zart war wie edelster Satin. Als er sie wieder küsste, ließ er sich dieses Mal
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