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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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Northrups Haus herübergekommen war. Die Frau machte viel Aufhebens, überprüfte ständig, ob er Fieber hatte, verabreichte ihm alle möglichen Tränke und verteilte großzügige Mengen ihrer Salbe auf seiner Haut, um einer Infektion vorzubeugen.
    Poppy zupfte an den losen Falten des Kleides, das Miranda ihr geliehen hatte. »Er wendet sich ab, wenn ich mich nähere.«
    Daisy hatte stark pochende Kopfschmerzen. Sie wollte sich hinlegen und eine Woche lang schlafen oder Ian ausfindig machen und … Sie biss sich auf die Unterlippe. Das Fleisch zwischen ihren Beinen war vor Verlangen immer noch nass und empfindsam. Die Erinnerung an das, was Ian mit ihr gemacht hatte, ließ ihre Wangen brennen, aber tief im Innern wollte sie noch mehr. Doch ihre Schwester brauchte sie jetzt. Daisys Röcke raschelten, als sie aufstand und an Poppys Seite trat. Sie legte eine Hand auf Poppys helles Haar und strich über ihren schimmernden Scheitel. »Warum, Pop?«
    Beide Schwestern kannten Poppy gut genug, um zu wissen, dass diese bereits eine Antwort darauf hatte.
    Poppy drehte den Kopf und sah ins Feuer. Das orangefarbene Licht tanzte auf ihren hohen Wangenknochen, sodass die roten Spitzen ihrer Wimpern bronzefarben erschienen. »Er weiß Bescheid.«
    Daisys Hand verharrte mitten in der Bewegung. »Über uns? Woher?«
    Langsam öffnete Poppy die geballte Faust, und ein kleiner, silberner Anhänger leuchtete im Feuerschein auf. Daisy hörte Miranda aufstehen, während ihr Blick weiter auf dem Anhänger ruhte. Sie beugte sich vor, um ihn genauer zu betrachten.
    Mit vor Sorge ganz leiser Stimme brach Miranda das Schweigen. »Was bedeutet das, Poppy?«
    Poppys schlanker Hals verkrampfte sich, als sie schluckte. »Die Gesellschaft.«
    Daisy seufzte und berührte die Wange ihrer Schwester. Erstaunt stellte sie fest, dass sie trotz der Hitze des Feuers kalt war. »Liebes, du redest wirres Zeug.« Undenkbar bei Poppy.
    Schmerz und Verzweiflung erschienen in den Tiefen von Poppys Augen. »Die Gesellschaft zur Unterdrückung Übernatürlicher … kurz die Gesellschaft. Es gibt sie, damit die Welt nie von Wesen wie uns erfährt. Das hier«, Poppy hielt den Anhänger hoch, »ist das Wahrzeichen der Gesellschaft. Winston hatte den Anhänger in der Hand, als man ihn hereintrug.«
    Miranda zog die Augenbrauen zusammen. »Dann hat die Gesellschaft ihm das angetan?«
    Der Himmel stehe diesen Leuten bei, wenn sie das getan hatten. In Daisys Innern bäumte sich etwas auf und wand sich, als wollte es sich befreien. Sie erkannte die gleiche Reaktion bei Miranda am Glitzern in deren Augen. Zum ersten Mal, seit sie denken konnte, fühlte Daisy sich nützlich, fühlte sich in der Lage, mit denen ins Gericht zu gehen, die sich an Unschuldigen vergangen hatten. Ein überwältigendes Gefühl von Freiheit erfüllte sie plötzlich.
    Bestimmt antwortete Poppy: »Nein. Die hat ihn gerettet.«
    »Wie kannst du dir da so sicher sein?«, fragte Daisy.
    »Weil ich dieser Gesellschaft angehöre.«
    »Ach, Poppy.« Daisys Röcke blähten sich, als sie sich auf den Fußschemel neben Poppy sinken ließ.
    Poppys Finger schlossen sich wieder fest um den Anhänger. »Ich habe ihn angelogen. Wie alle anderen. Ich habe vorgegeben, jemand zu sein, der ich gar nicht bin. Und jetzt bezahle ich dafür.« Eine einzelne Träne lief über ihre weiße Wange. »Damit habe ich unsere Liebe zu einer Lüge gemacht.«
    Aus Achtung wandte Daisy den Blick vom Schmerz ihrer Schwester ab, trotzdem schlossen sich die Worte wie eine Faust um ihr Herz und ließen die Sturmglocken in ihren Ohren dröhnen. Sie war auch eine Lügnerin. Und das machte sie so unbeschreiblich müde. Sie war es müde, so zu tun, als wollte sie nichts von Ian; sie war es müde, ihre niederen Gelüste zu unterdrücken. Plötzlich erschien ihr das Warten wie ein Umhang, unter dem sie meinte zu ersticken. Sie raffte ihre Röcke und kam hoch.
    »Es tut mir leid, Liebes. Ich muss gehen.«
    »Was?« Miranda setzte sich kerzengerade auf. »Warum? Wohin?«
    Vor Misstrauen verdunkelte sich Mirandas Blick, und sie dachte offensichtlich an Daisys aufgelösten Zustand und Ian, der so ungerührt seine Hose zugeknöpft hatte. Daisy weigerte sich, dieses Mal rot zu werden oder sich abzuwenden. Ihre Schwester hatte kein Recht, sie zu verurteilen. Poppy war weit davon entfernt, ihr etwas vorzuwerfen. Vielmehr schaute sie Daisy voller Verständnis und doch so voll Kummer an, dass deren Brust anfing zu schmerzen.
    »Sie wird ein Leben in

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