Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
Vom Netzwerk:
Dunkelheit.
    »Mich zu berühren«, wisperte er, und dann gab er den Kampf auf.
    Daisy strich ihm übers Haar, bis sie bei ihm zuhause ankamen. Sie hielt seine Finger – der einzige Teil von ihm, der nicht verletzt war –, nachdem Tuttle und Talent ihn aus dem blutigen Tuch gewickelt hatten. Als Talent ihn in die tiefe Kupferwanne im Badezimmer hob, wandte sie den Blick ab. Sie umklammerte seine Hand fest, als er sich schreiend aufbäumte, sobald er mit dem Wasser in Berührung kam. Sein Gesicht eine Fratze aus tiefen Schnitten, die bis zum Knochen gingen. Bei seinem Anblick hätte sie am liebsten geschluchzt, doch sie hielt sich zurück.
    Talent sprang vor, packte Northrups blutiges Kinn und schob ihm etwas in den Mund. Was immer es gewesen war, ließ Northrup wieder besinnungslos werden. Tuttle gurrte leise, während sie sich mit dem sanften Geschick einer Mutter um ihn kümmerte.
    »Ein bisschen Hexensaft wird es leichter machen.« Tuttle hielt seine Schulter, als Northrups Körper wieder erschlaffte. Seine breite Brust versank im Wasser, das sich durch die vielen Wunden rot färbte. Er glitt so tief hinein, bis ihm das Wasser bis zum Kinn reichte. Daisy fragte sich, ob ›Hexensaft‹ genau das war, was das Wort besagte, oder nur ein starkes Beruhigungsmittel. Sie konnte sich bei nichts mehr sicher sein.
    »Frisches, reines Wasser ist das Beste für einen verwundeten Lykaner«, sagte Tuttle zu Daisy. »›Mach sie sauber und lass sie heilen‹ heißt es. Keiner weiß genau, warum das so ist, aber etwas, das gut ist, werde ich nicht in Frage stellen.« Trotzdem schüttelte die Frau bei Northrups Anblick immer noch den Kopf. »In so einem schlimmen Zustand habe ich ihn noch nie gesehen.«
    ›Schlimmer Zustand‹ beschrieb nicht einmal annähernd die Verletzungen, die ihm zugefügt worden waren. Seine ausdrucksvollen Lippen waren aufgerissen und enthüllten seine Zähne. Die Augen waren zugeschwollen und schwarz. Geronnenes Blut, frisches Blut und Dreck verklebten sein Haar und bedeckten seinen ganzen Körper. Wie um Himmels willen sollte er sich davon wieder erholen?
    Talent eilte durchs Zimmer, holte einen Tiegel mit derselben Salbe, die Tuttle auch bei Daisy in der ersten Nacht aufgetragen hatte, und einen Stapel dicker Handtücher. »Sie sollten eigentlich nicht mit hier drin sein.«
    Sie schob die Finger zwischen Northrups. »Er sagte, ich solle nicht aufhören, ihn zu berühren, und das werde ich auch nicht.« Finster starrte sie den feindseligen jungen Mann an, der vor ihr stand. »Und wenn Sie jetzt noch ein Wort darüber verlieren, verpasse ich Ihnen eine Tracht Prügel.«
    Talent machte ein wütendes Gesicht und Tuttle kicherte, während sie Wasser über Northrups Gesicht und Haare strömen ließ. »Ich habe den Verdacht, dass Sie das wirklich tun würden, Mädchen.«
    Obwohl Daisy ihre Zweifel gehabt hatte, tat das Wasser seine Wirkung. Vor ihren Augen bewegten sich die Ränder der klaffenden Wunden langsam aufeinander zu. Während das Fleisch zusammenwuchs, strömte Blut aus den Wunden. Es war ein grausiger Anblick, aber Northrup schien sich dabei ein wenig zu entspannen. Daisy streichelte die Rückseite seiner Finger mit dem Daumen, um ihn auf die einzige Art zu trösten, die ihr möglich war. Sie hasste es, wie sich seine Stirn zu einer Miene heftigen Schmerzes zusammenzog, und seine Mundwinkel zuckten, als würde er einen Schrei unterdrücken. Einerseits wollte sie ihn schütteln, weil er es akzeptiert hatte, solche Folter über sich ergehen zu lassen. Andererseits wäre sie am liebsten zu ihm in die Wanne gekrabbelt, um sich an ihn zu schmiegen und zu weinen.
    Sie ließ ihn auch nicht los, als Talent ihn aus der Wanne holte, ihn abtrocknete und begann, die Salbe auf seiner Haut zu verreiben. Der frische Duft von Kamille und Lavendel und ein Hauch beißenden Teebaums hingen in der Luft. »Beruhigt die Nerven«, erklärte Talent Daisy widerwillig brummend. »Lindert den Juckreiz, der mit der neuen Haut einhergeht.« Haut, die jetzt keine tiefen Risse mehr aufwies, sondern unebene, rosige Schnittwunden, die nässten.
    Daisys Blick war fest auf Northrups Gesicht gerichtet. Sie würde sein Opfer nicht dadurch entehren, dass sie ihn in seiner ganzen Verletzlichkeit sah. »Wird alles wieder komplett verheilen?« Es war nicht wichtig. Sie würde ihn nicht anders sehen, sollte er Narben zurückbehalten. Doch Northrup war wegen seines guten Aussehens eitel, und der Gedanke, dass er darunter leiden könnte,

Weitere Kostenlose Bücher