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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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der Wucht seiner Bewegungen weggeschleudert. Die Lykaner konnten Northrup kaum mehr halten, als sein Körper immer größer wurde, das aufgerissene Fleisch und die Muskeln anschwollen und ihre Form unter dem knackenden Geräusch sich verbiegender Knochen veränderten. Haare sprossen auf Armen, Brust und Gesicht, um innerhalb kürzester Zeit ein dichtes Fell zu bilden. Er machte einen Satz und mit dem verlängerten Kiefer schnappte er nach allem, was ihm in die Quere kam. Doch dann warf sich das ganze Rudel auf Northrup und rang ihn in einem Wirbel aus Klauen und Reißzähnen zu Boden. Blut spritzte. Er würde sich gleich ganz verwandeln. Und sie würden ihn umbringen.
    Die Wut, die durch Daisys Körper schoss, war so heftig, dass es sich wie ein weiterer Tritt in den Magen anfühlte. Sie holte aus, packte Conall bei den Weichteilen und riss daran. Der Mann stieß einen lauten, schrillen Schrei aus und stürzte zu Boden. Daisy rappelte sich auf, während sie vor Wut bebte. Doch eigentlich fühlte es sich so an, als würde der Boden beben. Und das tat er tatsächlich. Sie brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass die Lykaner um sie herum ins Wanken geraten waren und nach allem griffen, was in ihrer Nähe war, um nicht hinzufallen.
    Conall wankte immer noch gebückt wie ein betrunkener Seemann, während er wild um sich blickte. Daisy drehte sich zu Northrup um.
Rette ihn! Befreie ihn
! Er war zu Boden gesackt, während alle anderen wegen des Erdbebens von ihm abgefallen waren. Nur zwei Lykaner hatten sich immer noch in ihm verbissen und versuchten, ihn wegzuzerren.
    Daisy machte einen Schritt auf ihn zu und stürzte, als der Boden in großen Brocken erdig riechender Soden hochkam. Wieder ging ein Ruck durch ihren Körper. Es fühlte sich wie Verlangen an, wie Lust, der jedoch eine schmerzhafte Kraft innewohnte. Um Northrup spritzten Gras und Erde hoch, als dicke Baumwurzeln nach oben schossen. Einer der Lykaner riss vor Entsetzen die Augen weit auf, als sich eine der Wurzeln in seine Brust bohrte und er sein Leben mit einem qualvollen Gurgeln aushauchte.
    Das Rudel hielt einen Moment lang starr vor Entsetzen inne, doch dann ergriff plötzlich alles die Flucht und rannte um sein Leben, während Wurzeln aus dem Boden schossen, um ihre Opfer zu durchbohren oder sich um sie zu winden. Der Anblick erfüllte Daisy mit dunkler Genugtuung.
Lauf! Du kannst dich nicht verstecken.
Die Worte hatten sich kaum in ihrem Kopf gebildet, als eine Baumwurzel auch schon Lyall packte, ihn hochhob und wie Unrat wegschleuderte.
    Kraft kehrte in Daisys Körper zurück, und sie stemmte sich hoch.
Fürchte mich!
Conall blickte sie an, als sähe er einen Geist. Sie musterte ihn voll grimmiger Befriedigung, das Gefühl der Furchtlosigkeit strömte wie eine Droge durch ihre Adern.
Lauf weg, kleiner Wolf, sonst töte ich dich!
    Conalls Augen weiteten sich. Dann raste er plötzlich los und hielt aufs Haus zu, wobei er nur knapp einer Baumwurzel entkam, die ihn am Hals hatte packen wollen. Sie sah nichts mehr von ihm, als sie auf schwankenden Beinen auf Northrups schlaffen Leib zuging. Sie hatte ihn fast erreicht, da packte eine Hand ihren Arm. Mit hoch erhobener Faust und bereit zuzuschlagen – zur Hölle mit der Vorsicht – fuhr sie herum und sah sich dem vertrauten Gesicht von Jack Talent gegenüber.
    »Lassen Sie uns ihn holen«, stieß er entsetzt hervor. »Und diesen verfluchten Ort hinter uns bringen!«

23
    Höllenqualen hatten ihr ganz eigenes brennendes Gepräge: ein durchdringender Schmerz, der einem den Atem nahm. Ian lag so reglos, wie er konnte. Jedes Schaukeln der Kutsche ließ messerscharfen Schmerz mit der Heftigkeit eines glühenden Blitzes durch seinen Körper schießen. Um ihn herum war alles dunkel, aber laut. Blut bedeckte seine Augen, Blut strömte dröhnend durch seine Ohren.
Blut, Blut, Blut.
Fast hätte er es laut gesungen. Himmel, ihm wurde noch schwindelig vor Schmerz. Die Kutsche fuhr über eine Bodenwelle, und er stöhnte. Er versuchte seinen Arm zu bewegen, stellte aber fest, dass er fest an seinen Körper gebunden war.
    »Sein Blut kommt schon durch die Tücher!« Daisys Stimme. Belegt und krächzend. Es gefiel ihm nicht, sie so zu hören.
    Talents Antwort kam trocken. »Da kann man nichts machen. Er ist ziemlich aufgeschlitzt.«
    Gut zu wissen.
    »Oh Gott. Himmel!« Sanfte Hände zuckten über sein Haar … die einzige Stelle seines Körpers, die nicht um Erlösung bat. »So viel Blut. Sehen Sie ihn an. Sehen Sie

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