Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan

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Schon bald würde das Ganze außer Kontrolle geraten. Das konnte sie spüren. Mit Beginn der Gewalttätigkeiten hatten die Männer sich verändert. Kiefer waren länger geworden, die Münder füllten sich mit Reißzähnen, aus den Fingerspritzen brachen Krallen hervor. Gegen ihren Willen drückte sie sich an den Stuhl, in dem Northrups heimtückischer Bruder lümmelte. Sie musterte sein strenges Profil und unterdrückte den Drang, ihm Gewalt anzutun.
    »Es gefällt Ihnen nicht, was Sie sehen?«, fragte Conall, ohne sich auch nur die Mühe zu machen, den Blick von dem Gemetzel abzuwenden.
    Wenn sie jetzt den Mund aufmachte, um zu antworten, würde sie sich bestimmt übergeben. Gerade stürzte sich ein besonders großer Lykaner auf Northrup und riss eine riesige, klaffende Wunde in dessen einst so herrlichen Rumpf. Northrup gab keinen Laut von sich, als er sich krümmte und Blut aus seinem Mund strömte. Daisy schwankte.
Lass es zu Ende gehen. Lass es zu Ende gehen.
    »Vielleicht hätte ich ihnen doch erlauben sollen, sich seine Ohren zu nehmen«, brummte Conall.
    »Sie kranker Bastard!«
    Der Mann zog eine Augenbraue hoch und hatte auf einmal eine beunruhigende Ähnlichkeit mit seinem Bruder. »Meine Abstammung ist gesichert«, erwiderte er mit einem kalten Lächeln. »Aber ich kann die Empfindung verstehen.« Er sah Northrup an. »Mein Bruder meint, mich besser zu kennen als ich ihn. Er glaubt, er würde sich nicht verwandeln. Er meint, er steckt einfach die Prügel ein, kommt frei und wird dann vom Clan dafür bewundert.« Bei Conalls bösartigem Grinsen gefror Daisy das Blut in den Adern. »Er hat keine Ahnung.«
    Conall stand auf und blickte zu Lyall, der an einem Baum in der Nähe lehnte. »Lyall.« Obwohl er mehrere Meter von ihnen entfernt war und Conall seine Stimme trotz des Lärms nicht erhoben hatte, stand Lyall stramm. »Erledige ihn, wenn er zuschlägt«, sagte Conall. Lyall nickte kurz und stieß sich vom Baum ab.
    »Nein!«, zischte Daisy und drehte sich zu Conall um. »Nein. Sie sagten, ihm solle eine Lektion erteilt werden. Von Töten war nie die Rede.«
    »Ach ja?« Er zuckte die Achseln. »Ich kann nicht behaupten, dass ich mich an diese Worte erinnere.«
    Sie machte einen Schritt auf ihn zu und unterdrückte das Verlangen, ihn zu verletzen. »Lügner. Sie haben ihn in dem Glauben gelassen, er würde freikommen.«
    »Ach, das war nicht so sehr eine Lüge als vielmehr ein taktisches Manöver, Kleines. Ich muss ihn erst schwächen.« Amüsiert ließ er den Blick über sie wandern, ehe er wieder ernst wurde. »Aber es ist wirklich eine Schande, dass ich Sie da mit hineinziehen muss. Sie sind wirklich ein süßer kleiner Happen.« Echtes Mitgefühl stand in seinen dunklen Augen, als er sie ansah. »Normalerweise habe ich keine Lust darauf, Frauen wehzutun. Das ist nicht anständig.« Er runzelte die Stirn, doch dann hellte sich seine Miene wieder auf. »Nennen wir es einfach unglückselige Umstände, die es dennoch notwendig machen, ja?«
    Daisys Herzschlag beschleunigte sich, als er näher trat. Sie wich zurück, worauf seine Nasenflügel zu flattern begannen, als wittere er eine Jagd.
    »Ich sorge dafür, dass er sich verwandelt«, sagte Conall und deutete mit einem Ruck seines Kopfes auf Northrup, dem gerade in die Hüfte getreten wurde. Northrups Blick war leer, so als würde er im Geiste ganz woanders weilen. »Und ich kenne seinen Schwachpunkt ganz genau.«
    Die Ohrfeige, die sie traf, kam aus heiterem Himmel und ließ sie zu Boden stürzen. Trotz des Dröhnens in ihren Ohren hörte sie einen Schrei, der ein Zwischending zwischen Brüllen und Knurren war. Doch dann traf sie ein Tritt ins Zwerchfell, der ihr den Atem nahm. Mit wackeligen Gliedern kroch sie über den Boden, während sich ihr Mund zu einem wortlosen Schrei öffnen wollte und ihre Finger sich in die kühle Erde gruben.
    Vage nahm sie wahr, wie um sie herum Chaos ausbrach. Lykaner rannten zu der Stelle, wo der Tumult am größten war.
Ian
. Sie sah ihn aus dem Augenwinkel. Er stand wieder auf den Beinen und zerrte an den Ketten, während seine Augen vor Wut brannten. Blut strömte über seine Lippen, sodass seine Stimme belegt klang. »Du wirst sie nicht anfassen.«
    Conall packte Daisy am Haar, und sie meinte, ihr Kopf würde explodieren, als er sie daran hochzerrte. »Dann komm doch her und hindere mich daran, Bruder!«
    Northrup knurrte und schlug um sich, um sich zu befreien. Einer der Männer, die seine Ketten hielten, wurde von