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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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durch das Fenster der Hintertür und bildete einen rechteckigen, goldenen Fleck auf dem dunklen Holzboden. Sie stieß die Tür auf, trat hindurch und knallte sie hinter sich zu.
    Vor ihr lag das kleine Grün eines Gartens, der von den umliegenden Gebäuden begrenzt wurde. Eine Oase der Ruhe inmitten der quirligen Stadt.
    Geblendet von der hellen Sonne schirmte Daisy die Augen mit der Hand ab und stellte fest, dass zwei Paar Augen sie musterten: das eine grün schimmernd und neugierig, das andere braun und scharf.
    »Du siehst aus, als wäre dir der Leibhaftige auf den Fersen«, sagte ihre älteste Schwester Poppy.
    Daisy öffnete ihren weißen Sonnenschirm, der mit kupferfarbenem Satin eingefasst war, und ging auf ihre Schwestern zu, die an einem kleinen Tisch im lichten Schatten einer knospenden Weide saßen.
    »Vielleicht ist er das sogar.« Sie nahm Platz, während Miranda ein Glas Eistee und einen Teller vor sie hinstellte. »Vielleicht ist der Teufel aber auch eine Frau, und das wäre dann ich.«
    Nach dieser Bemerkung stellte sie ihren Sonnenschirm weg, nahm sich ein Schinkenbrot und biss herzhaft hinein.
    Miranda zog anmutig die Augenbrauen hoch. »Würde es dir etwas ausmachen, das näher zu erläutern?«
    Nachdenklich kaute Daisy an ihrem Sandwich und ließ ihre Schwestern warten, doch dabei glitt ihr Blick zu Poppy, die irgendwie … zaghaft wirkte. Interessant. Sie zog die Augenbrauen zusammen, doch Poppy wich ihrem Blick nicht aus. Daisy nahm einen Schluck von dem köstlich kalten Tee und registrierte dankbar, wie wohl er ihrem wunden Hals tat. Dann wandte sie sich an Miranda. »Tja, Liebste, es scheint so, als würden seltsame Begabungen in der Familie liegen.«
    »Nein!« Miranda wurde blass, doch gleichzeitig zuckte ein Lächeln um ihre Lippen. »Sag nichts!« Aufgeregt beugte sie sich vor. »Du hast tatsächlich Feuer heraufbeschworen?«
    »Nein.« Daisy warf Poppy, die erstaunlich ruhig blieb, einen Blick zu. »Nichts so … Exotisches … sondern Erde!«, stieß sie hervor, weil sie nicht mehr in der Lage war, ihren Zorn zurückzuhalten. »Von allen Gaben, die mir hätten zuteilwerden können, musste es ausgerechnet Erde sein.«
    Sie stieß ihren Stuhl zurück und sprang auf, um vor den Augen ihrer schockierten Schwestern auf und ab zu gehen. »Panda darf mit Feuer spielen, und ich mit Dreck. Es ist so widerwärtig. Habt ihr überhaupt eine Ahnung, was in der Erde lebt? Käfer! Und Würmer!« Vor Ekel warf sie die Arme in die Luft.
    »Daisy, Liebes«, flehte Miranda, »beruhige dich und erkläre es uns.«
    »Ja«, Daisy wirbelte herum, »natürlich.« Sie blieb stehen und umfasste ihre zitternden Hände. »Es sieht so aus, als wäre ich in der Lage, die Erde zu bewegen, wenn ich über die Maßen in Wut gerate. Und dann … kommen Baumwurzeln heraus.« Wieder warf sie die Hände in die Luft. »So wahr mir Gott helfe, aber Baumwurzeln schossen aus dem Boden und durchbohrten Leute!«
    Als sie das hörten, erbleichten ihre Schwestern.
    »Baumwurzeln?«, wiederholte Miranda. Sie stand auf und griff nach Daisys Arm. »Setz dich hin, und erzähl uns, was passiert ist.«
    Daisy ließ sich wieder zu ihrem Stuhl zurückführen. Sie nahm noch einen Schluck von ihrem Tee, ehe sie anfing zu erzählen, was sich am Vortag zugetragen hatte. Na ja, nicht alles. Sie ließ den Kuss mit Northrup weg. Miranda würde das bestimmt nicht gutheißen. Sie hatte Northrup zwar nicht gewollt, als er sie hatte haben wollen, doch die Vorstellung, dass Daisy sich mit ihm einlassen könnte, würde ihr überhaupt nicht gefallen. Einerseits ärgerte Daisy das, andererseits liebte sie ihre Schwester für deren Beschützerinstinkt.
    »Ich war dafür verantwortlich«, erklärte Daisy. »Das habe ich instinktiv gespürt. Ich brachte die Erde dazu, sich zu heben und aufzubrechen. Ich brachte die Baumwurzeln dazu hervorzuschießen. Es war eine Mischung aus heftigem Verlangen und Macht.«
    Sie runzelte die Stirn, während sie versuchte, es zu erklären, doch Miranda nickte und klatschte in die Hände. »Wie etwas, das unbedingt heraus will. Und dann eine bebende Freude, wenn es passiert.«
    Daisy rang die Hände. »Ja, genau.«
    Sie sahen einander an, und beiden stiegen Tränen in die Augen, ehe sie sie wieder zurückdrängten und tief Luft holten.
    »Ich dachte, nur ich wäre so«, sagte Miranda, nachdem sie sich einen Moment lang gesammelt hatte.
    »Genau.« Daisy richtete den Blick auf die nach wie vor schweigende Poppy. »Ich dachte

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