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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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plötzlich in einer Symphonie aus herrlichsten, bunten Blüten und berauschendem Duft explodierte.
    Im Garten wurde es dunkler, weil die Weide, die jetzt in voller Blüte stand, Schatten spendete. Goldene Blütenblätter regneten wie Schneeflocken herab, als die Zweige sich in der sanften Brise wiegten. Der betäubende Duft der Blumen und Früchte lag schwer in der Luft. Daisy schöpfte tief Atem und unterbrach den Energiestrom.
    »Nun ja«, Poppy pflückte einen leuchtend grünen Apfel vom Baum neben sich. »Diese Vorstellung würde ich nicht gerade als unelegant bezeichnen.«
    »Nein, es war herrlich«, erwiderte Daisy leichthin, doch innerlich bebte sie. »Ich werde die Königin aller Gartenclubs sein.«
    Miranda gluckste in ihr Glas mit Eistee.
    Daisy trommelte mit den Nägeln auf die Tischplatte. »Was ich nicht verstehe: Warum ist meine Gabe erst jetzt zum Vorschein gekommen? Wieso habe ich nicht schon früher Hinweise erhalten? Ich bin älter als Miranda. Hätte meine Gabe mir nicht vor ihr offenbart werden sollen? Himmel, sie brannte Vaters Lager bis auf die Grundmauern nieder, als sie zehn war.«
    Ein nachdenklicher Ausdruck legte sich auf Poppys Gesichtszüge. »So eine Gabe kommt normalerweise in Zeiten zum Vorschein, in denen man unter großer seelischer Anspannung steht.« Sie sah Miranda an. »Panda ist ein Sonderfall, weil sie sie schon als kleines Kind hatte. Bei mir und anderen wurde die Kraft sichtbar, als ich mich in Gefahr wähnte und mich verteidigen musste.«
    »Glaub mir, Schwesterchen«, erwiderte Daisy finster, »ich habe mich auch schon früher verteidigen müssen.« Ach, was hätte sie darum gegeben, diese Kraft benutzen zu können, als Craigmore noch lebte.
    »Das stimmt«, meinte Poppy. »Aber du hast ein sonniges, fürsorgliches Wesen, Liebes, trotz deiner ständigen Bemühungen, die Leute zu schockieren.«
    Daisy widerstand dem Drang sich zu winden, doch Poppy fuhr in ihrem pragmatischen Tonfall fort, der einen in den Wahnsinn treiben konnte. »Es hat doch bestimmt irgendwelche Anzeichen gegeben?«
    Daisy dachte darüber nach. »Craigmore liebte Orchideen«, meinte sie zögernd. »Irgendwie sind sie aber immer sofort eingegangen. Sie verkümmerten einfach in ihren Töpfen. Und dann war da noch der Efeu.« Sie unterdrückte ein bösartiges Grinsen. »Erinnert ihr euch, wie dicht er ums ganze Haus wuchs? Er wucherte das Fenster zu Craigmores Arbeitszimmer immer wieder zu, egal wie häufig der Gärtner ihn zurückschnitt.« Daisy lachte leise. »Ich erinnere mich, wie ich dachte ›Schön, wachs so dicht, dass er nie das Sonnenlicht sieht‹. Und das tat der Efeu dann auch.«
    Sie seufzte. »Aber gestern ist nichts dergleichen passiert.«
    »Bei vielen Elementarwesen kommt ihre Kraft erst zum Vorschein, wenn sich jemand in Gefahr befindet, den sie lieben oder der ihnen sehr wichtig ist«, erklärte Poppy.
    Wieder richtete sich der durchdringende Blick zweier Augenpaare auf sie und nagelte sie fest.
    »Du hast Northrup verteidigt«, meinte Miranda mit tonloser Stimme. »Bist du … er kann dir doch unmöglich …«
    »Wichtig sein?«, half Daisy mit einem Anflug von Verbitterung in der Stimme aus. »Wäre das denn so erstaunlich? Er ist freundlich und charmant. Ganz abgesehen davon, dass er sich hat in Stücke reißen lassen, damit mir nichts passiert.« Sie hob das Kinn ein wenig. »Ist es so falsch, wenn ich ihn beschützen möchte? Wenn ich Dankbarkeit empfinde?«
    Miranda standen ihre Vorbehalte ins Gesicht geschrieben. »Ist es Dankbarkeit? Oder verliebst du dich gerade in den Mann?«
    Daisy verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich weiß nicht, warum es dich etwas angehen sollte, wenn es so wäre.«
    »Weil er dir das Herz brechen wird. Wahrscheinlich spielt er ohnehin nur mit dir, um …« Sie verstummte abrupt und riss ihre schönen Augen vor Verlegenheit und Entsetzen weit auf.
    »Um dich eifersüchtig zu machen«, beendete Daisy den Satz für sie. Es war ihr zuwider, die Worte laut auszusprechen, aber wenn sie sie nicht gesagt hätte, hätten sie zwischen ihnen gestanden. »Denn warum sollte er mich wollen, wenn er dich gesehen hat?«
    Miranda wurde blass. »Das habe ich nie gesagt oder auch nur gedacht. Ich meinte nur, dass seine Tändeleien allgemein bekannt sind. Er spielt mit Frauen nur.«
    »Nein, Schwester, genau das hattest du gemeint.« Daisy schob ihren Stuhl zurück und kam mit wackeligen Knien hoch. Ihr Hals fing an, fürchterlich wehzutun. »Ich mache dir noch nicht

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