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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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hinterlassen. »Tu das nie …« Sie verstummte, als er sie fester an sich zog und seine Lippen über ihre Schläfe strichen.
    Sie versetzte seiner Schulter einen leichten Schlag. »Nein. Küss mich nicht! Tu das nie wieder.«
    »Dich küssen?«, fragte er sie leise neckend, um dann genau das noch einmal zu tun.
    Sie wandte sich ab. Tränen traten ihr in die Augen. Kleine Verräter, die ihren Willen Lügen straften. »Lass dich nie wieder von ihnen so zurichten.« Mit finsterer Miene sah sie zu ihm auf. Doch sie konnte sein Gesicht nur verschwommen wahrnehmen, als würde sie ihn durch einen dicken Flaschenboden betrachten. »Du wirst, verdammt noch mal, kämpfen! Und ich, verdammt noch mal, genauso, wenn es dazu kommt.« Und dann fing sie an zu schluchzen und vergrub ihr Gesicht an seiner Brust. »Sie haben dich in Fetzen gerissen.«
    »Na, na.« Seine schwielige Hand legte sich an ihre Wange. »Hattest du etwa Angst, ich könnte mein hübsches Gesicht verlieren?«, fragte er mit deutlich hörbarem schottischen Akzent, als wüsste er, dass sie ihn gern hörte.
    »Natürlich.« Sie boxte ihn in die Seite. »Was gibt es denn sonst Besonderes an dir?« Als er den Kopf beugte, um ihr in die Augen zu blicken, bettete sie ihre Stirn gegen seine. »Bestimmt nicht dein dummes Gerede.« Ihre Finger legten sich um seine Schultern, als er sanfte Küsse auf ihr Gesicht hauchte. »Oder deine blöden Witze.«
    Er zog sie wieder fest an sich und tröstete sie mit liebevollem Streicheln, während sie weinte. Seine Brust war ihre Burg, seine Arme die Zinnen. Sie drückte ihre Wange an seine warme Brust und lauschte dem steten Schlag seines Herzens.
    »Komm.« Sie versteifte sich, als er an ihrem Mieder zog, und er stieß ein kurzes Lachen aus. »Wenn du meinst, ich hätte in diesem Moment mehr im Sinn, als dich zu trösten, hast du meinen Sinn für Ehre wohl deutlich unterschätzt, Kleines.«
    Der jetzt besonders breite schottische Akzent ließ sie gleich wieder in Tränen ausbrechen. Northrup schnalzte missbilligend, während er das Licht löschte und sie im Dunkeln schweigend und so umsichtig wie eine Zofe auszog.
    Die Laken waren glatt und kühl, als sie nur mit Hemdchen und Höschen darunterglitt. Ian kam hinterher und zog sie mit dem Rücken an sich. Das Gefühl seines Körpers, der sich so warm und fest an sie drückte, beruhigte sie.
    »Entspann dich jetzt«, hauchte er, während sich seine kräftigen Finger in ihr Haar schoben und die sensiblen Punkte auf ihrem Kopf drückten, sodass sich nach und nach ihre Verkrampfung löste. Seine dunkle Stimme war ein Versprechen, das sie in ihre Träume begleitete. »Ich werde dich auch nicht loslassen.«
    Als die Nacht langsam zu Ende ging, ließ Ian die schlafende Daisy unter dem Schutz von Talent zurück und begab sich zum
Clock Tower
von Westminster. Manche nannten ihn auch
Big Ben
. Ian erinnerte sich noch daran, wie er gebaut worden war. Er rannte auf den vor ihm aufragenden Turm zu und kletterte an der Kalksteinfassade hinauf. Es bereitete ihm keinerlei Schwierigkeiten, das mit vielen kleinen Vorsprüngen versehene Gebäude zu erklimmen.
    Der Wind wehte ihm um die Ohren, als er sich der Spitze näherte und die vergoldeten Buchstaben hinter sich ließ, die unter dem Zifferblatt standen:
DOMINE SALVAM FAC REGINAM NOSTRAM VICTORIAM PRIMAM – Gott schütze unsere Königin, Victoria die Erste
. Er war nicht in der Stimmung, über die Königin nachzudenken. Die Vorstellung, ihre Aufmerksamkeit zu erregen, ließ ihn leicht erschauern. Er hatte ihr den Rücken gekehrt, als er sich vom Clan abgewandt hatte, und verspürte nicht den Wunsch, in dieses Leben zurückzukehren.
    Erst als er den Glockenraum passierte und die gusseiserne Spitze erreicht hatte, verlangsamte er sein Tempo. Er überwand das eiserne Geländer ganz oben und atmete die Londoner Luft tief ein. Ein Hexengebräu aus unterschiedlichen Gerüchen und Geschmacksempfindungen. Aber keine Spur vom Werwolf. Als hätte man ihn vollständig von der Erde entfernt. Doch Ian wusste genau, dass das nicht der Fall war.
    Unter ihm kräuselte sich die Wasseroberfläche der Themse wie Schlangenhaut im Mondlicht. An winzigen Lichtpunkten waren die Fenster und Leuchten Londons zu erkennen – ein glitzerndes Netz aus Sternen im Dunkel. Er hatte zwar keine Höhenangst, doch sein Magen zog sich zusammen, denn die Versuchung zu springen, war da. Aus dieser Höhe musste es sich fast wie Fliegen anfühlen. Er beugte die Finger, bis sich die

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