Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Titel: Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
Vom Netzwerk:
Trinkglas. Vahanian fischte die Münzen heraus und bezahlte den Wirt, dann drehte er sich um, um sich einen Tisch zu suchen.
    Der Mann mit dem flachsfarbenen Haar war verschwunden.
    Vahanian fand einen Sitzplatz, von dem aus er mit dem Rücken zur Wand perfekt die Kundschaft des ›Ebers‹ beobachten konnte, und quetschte sich mit einem Nicken an die übrigen Gäste am Tisch in die Lücke. Er blickte noch einmal zurück zu der Stelle, wo der Blonde einen Augenblick zuvor noch gestanden hatte, um sich zu vergewissern, dass der Mann tatsächlich nicht mehr da war. Vahanians böse Ahnungen verstärkten sich, während er an seinem Brandy nippte. Er hätte den Mann auf dessen Weg nach draußen an sich vorbeikommen sehen müssen. Vahanian hatte mit dem Gesicht zur Treppe zu den Zimmern im ersten Stock gestanden, also hätte er den Blonden auch dann bemerken müssen, wenn dieser sich nur zur Nachtruhe nach oben zurückgezogen hätte. Die Tür zur Küche befand sich hinter dem Schanktisch, und die großen Fenster der Gaststube waren geschlossen, um die kalte Abendluft draußen zu halten. Der Mann hätte noch in der Schenke sein müssen – aber er war es nicht.
    Vahanian zwang sich dazu, nicht mehr an den strohblonden Fremden zu denken, und inspizierte noch einmal den Raum. Er hatte absichtlich einen Tisch im dicksten Gedränge gewählt, wo er ebenso gut sehen wie hören konnte. Drei stämmige Gardisten in unbestimmbarer Uniform teilten sich an einem Tisch in der Nähe des Feuers einen gewaltigen Krug Bier. Der mit den roten Haaren kam ihm bekannt vor, aber Vahanian konnte den Mann nicht unterbringen. Über die Jahre hatte es zu viele Zusammenstöße mit zu vielen Gardisten an zu vielen Orten gegeben. Eigentlich, dachte er, als er an seinem Brandy nippte, müsste ihm die Hälfte der Gardisten in den Sieben Königreichen bekannt vorkommen.
    Er ließ seine Aufmerksamkeit von einer mitgehörten Unterhaltung zur nächsten treiben. Die Priester am Tisch neben ihm waren aus Nargi, aber ihr Gespräch drehte sich nicht um geheimnisvolle religiöse Angelegenheiten. Das Verschwinden einer jungen Edelfrau, die möglicherweise in die Hände von Sklavenjägern gefallen war, beschäftigte sie, wobei sich morbide Spekulationen mit anscheinend ehrlicher Sorge um das Wohlergehen der jungen Frau mischten. Für Letzteres bestand wenig Hoffnung, dachte Vahanian und riss ein Stück von seinem warmen Brot ab. Ein Mal war er Sklavenjägern begegnet – genug für den Rest seines Lebens. Sie bevorzugten wenig bereiste Nebenstraßen durch umstrittene Territorien, wo sie weder Soldaten des Königs noch des Adels zu befürchten hatten. Manche Gebirgspässe waren nahezu unbenutzbar wegen ihnen, sofern man nicht in einer großen bewaffneten Gruppe reiste.
    Wenn Sklavenjäger wieder auf Raub aus waren, war vielleicht eine Warnung an Linton angebracht, dachte Vahanian und ließ den Brandy sich den Weg durch seine Kehle brennen. Von der anderen Seite des Raums drangen die erbärmlichen Bemühungen des Barden an sein Ohr, ein trauriges Lied über eine junge Frau, deren Liebe zu einem Unsterblichen sie beide zum Untergang verdammte. Es war eine alte Weise mit ebenso vielen Varianten, wie es Gasthäuser gab, und als das Gelächter der Gardisten die letzte Strophe übertönte, merkte Vahanian, dass er die fehlenden Zeilen aus dem Gedächtnis ergänzen konnte.
    »So weit ist’s schon, dass es nicht mehr sicher ist, das Reisen«, ließ sich sein Tischnachbar zur Rechten aus. »Erst die Räuberbanden, als ob einem Wölfe und Wetter nicht schon genug Sorgen gemacht hätten!«, lamentierte der Mann. »Aber jetzt setzt man mit einer Reise nach Norden gleich sein Leben aufs Spiel! Wenn die verzauberten Wesen dich nicht erwischen, dann halt die Sklavenjäger!«
    »Vielleicht schnappen sich ja die verzauberten Wesen die Sklavenjäger und nehmen uns den Ärger ab«, antwortete Vahanian.
    Sein Tischgenosse grunzte. »Ha! Könnte man meinen, aber da ist so viel Profit zu machen, dass, sobald ein Sklavenjäger verschwindet, vier neue seinen Platz einnehmen.« Er beugte sich verschwörerisch zu Vahanian hinüber. »Allerdings hab ich tatsächlich gehört, dass man was gefunden hat, oben am Joursaypass, was sogar den Sklavenjägern das Blut in den Adern gefrieren lassen tät«, flüsterte er mit rumgetränktem Atem. »Stücke von wilden Tieren, die aussahen, als ob sie sich gegenseitig in Fetzen gerissen hätten beim Kampf um die Überreste irgendeiner bedauernswerten, von

Weitere Kostenlose Bücher