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Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Titel: Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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versengtem Fleisch so nahe, dass er gegen einen Brechreiz ankämpfen musste. Er zwang die Erinnerungen zurück, doch er war sich sicher, dass sein Schlaf heute Nacht nicht traumlos bleiben würde. Die Erinnerungen und der Gedanke, die Rechnung mit Arontala vielleicht endlich begleichen zu können, waren zu mächtig, um daran vorbeizugehen, immer noch, obwohl er die Hoffnung schon vor langer Zeit aufgegeben hatte – damals in Chauvrenne.
    Da er noch nicht bereit war, das Licht und die Wärme des Wirtshauses hinter sich zu lassen, verweilte Vahanian noch einen Kerzenabschnitt länger, hörte sich ähnlich klingende Erzählungen an und besah sich die eigenartige Mischung der Reisenden. Irgendwann stand er auf. »Eine gute Reise euch allen«, sagte er zu seinen Tischgenossen. Er hatte, wofür er gekommen war. Jetzt galt es, zur Karawane zu reiten und ihre nördliche Reisestrategie zu planen – und seine Arbeitgeber noch mehr über Arontala und seine Macht über Jared Drayke auszuquetschen.
    Die drei Gardisten leerten ihre Bierkrüge, als Vahanian sich erhob, und bahnten sich ungeschickt ihren Weg zwischen den Tischen hindurch in Richtung Ausgang, dabei rempelten sie ihn hart an. So hart, dass Vahanian einen zweiten Blick auf den Rothaarigen warf, der ihn angestoßen hatte, als die lärmende Gruppe sich an ihm vorbeischob. Vahanian runzelte die Stirn. Da war wieder dieses Kribbeln in seinem Hinterkopf. In seiner Branche waren Gardisten ein notwendiger Bestandteil des Geschäfts, ob es darum ging, sie zu bestechen, oder ihnen aus dem Weg zu gehen. Dennoch, um der Vorsicht willen, setzte Vahanian sich – unter dem Vorwand, noch ein letztes Bier zu bestellen – wieder auf seinen Stuhl und wartete noch einen halben Kerzenabschnitt lang, um die Gardisten ihres Weges gehen zu lassen, bevor er sich aus der Schenke wagte.
    Die Gasse vor dem Wirtshaus lag ruhig da, als Vahanian endlich das Gebäude verließ. Er überprüfte das schmale Sträßchen mit geübtem Auge. An einem Ende stocherte ein Bettler mit seinem Stab in einem Haufen Lumpen herum. Aus einem schattigen Eingang rechts von sich konnte Vahanian die Geräusche des Stelldicheins einer Dirne hören. Entlang der Gasse warteten die mit Netzen aus Gipsfrüchten abgehangenen leeren Stände der Obst- und Gemüsehändler auf den Morgenmarkt, dahinter aufgestapelte flache Karren, bereit für die allmorgendliche Warenlieferung. Vorsichtig ging er die Stufen hinunter. Sein Pferd stand noch da, wo er es angebunden hatte, kurz hinter dem Anfang der Gasse. Vahanians Hand bewegte sich zum Heft des Messers in seinem Gürtel: Irgendetwas stimmte nicht, sagte ihm sein Gespür. Je eher er bei seinem Pferd und unterwegs zur Karawane war, desto besser.
    Die dunklen Hauseingänge blieben still, als er an ihnen vorbeiging. Vor ihm scharrte der Bettler mit den Füßen und sang leise vor sich hin. Als die Hauptstraße nur noch ein paar Schritte entfernt war, begann Vahanian sich selbst auszuschelten. Du verlierst deine Fähigkeiten. Das passiert einem wohl, wenn man sein Geld als Fremdenführer statt mit richtiger Arbeit verdient.
    Die einzige Warnung, die Vahanian erhielt, war das Pfeifen des Stabs des Bettlers, der mit voller Wucht auf seine Schulterblätter zusauste. Der Schlag traf ihn so hart, dass er in die Knie ging, und hinter sich konnte Vahanian den Bettler lachen hören. Als er sich aufrappelte, das Messer schon in der Hand, tauchten zwei der Gardisten aus dem Wirtshaus in der Gasseneinmündung auf und sperrten sie ab. Vahanian wirbelte herum und sah, wie der ›Bettler‹ sich der schmutzigen Lumpen entledigte und der Rothaarige darunter zum Vorschein kam, der mit betrunkenem Grinsen den schweren Stab in seiner Hand federn ließ.
    »Hey, ich habe keinen Streit mit dir«, keuchte Vahanian, dem der Schlag die Luft genommen hatte. »Lass mich vorbei, und wir sagen einfach, dass nichts von dem hier passiert ist.«
    Der rothaarige Gardist schüttelte den Kopf. »Ich hab euch ja gesagt, dass er sich nicht mal mehr erinnern wird!«, rief er seinen Freunden zu. »Aber ich erinnere mich!«
    Die beiden Gardisten rückten langsam vor und zwangen Vahanian zurückzuweichen. Vahanian warf einen Blick an ihnen vorbei auf sein wartendes Pferd: Kein schwieriger Spurt, falls sich ihm eine Lücke bot. Sein Pferd war nur leicht angebunden – wichtig in einer Branche, in der häufig ein schneller Abgang erforderlich war.
    »Um was es sich auch handelt, ihr habt den falschen Mann«, versuchte

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