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Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Titel: Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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Lederriemen, in den Runen gepresst waren, die Kiara nichts sagten.
    Kiara blickte ihre Führerin an. Die Frau nickte. »Hier ist deine erste Lektion in Sachen Urteilsvermögen, Prinzessin«, beantwortete sie Kiaras unausgesprochene Frage. »Was siehst du?«
    Kiara schüttelte den Kopf. »Eine üppige Ausrüstung, mehr als ich erwartet hätte.«
    »Behüte sie wohl!«, sagte die Frau. »Dieser Reitmantel wird deine Magie vor denen verbergen, die nach deiner Macht spähen«, erklärte sie und deutete mit einem langen, dünnen Finger auf den wollenen Umhang. »Tausche deinen Brustpanzer gegen den auf dem Bett aus!« Sie hielt eine Hand hoch, als Kiara zu einem Protest ansetzte. »Er wird die Wucht des Aufpralls magischer Waffen verringern, wie beispielsweise verzauberter Dolche und Pfeile, wenn er sie auch nicht völlig abwenden kann. Und seine Kraft kann sich erschöpfen, also biete dich nicht törichterweise als Ziel dar.«
    Kiara nahm den Dolch auf und bewunderte die Kunstfertigkeit seiner Ausführung. »Behüte ihn wohl, Prinzessin!«, sagte ihre Gastgeberin hinter ihr. »In den Händen einer Sterblichen wird er die Untoten abwenden. In den Händen einer Magierin kann er die Seele eines Unsterblichen zerstören.«
    »Untote?«, flüsterte Kiara.
    »Du hast viel zu lernen«, wiederholte die Führerin. »Es gibt manche, die unter uns wandeln und weder lebendig noch tot sind. Einige sind Zauberer, die solche Kräfte für sich selbst gesucht haben. Einige sind Wechsellinge, die bei der Geburt oder zufällig ihre Sterblichkeit verloren haben. Wieder andere dienen der Dunklen Lady als Vayash Moru.«
    Kiaras Augen weiteten sich. »Aber Vampire gibt es doch nur in Schauergeschichten!«
    »An sie zu glauben tut nichts zur Sache.« Sie langte an Kiara vorbei nach dem Tonoval und legte es ihr in die gewölbten Hände. »Behüte dies ganz besonders, Kiara«, sagte sie feierlich. »Setze es nur im Augenblick höchster Not ein!« Als Kiara es ins Licht hielt, konnte sie erkennen, dass die Oberfläche ein erhabenes Muster aufwies. Doch als sie dieses Muster näher in Augenschein nehmen wollte, verschwammen die Linien wie in unentwegter Bewegung.
    »Diese Scheibe trägt die Magie der Schwesternschaft«, führte die Hexe aus. »Wird sie entzweigebrochen, transportiert sie ihre Trägerin und diejenigen in unmittelbarem Kontakt mit ihr zu dem Ort, den die Trägerin in ihrem Geist gewählt hat.« Sie steckte die Scheibe behutsam in den Samtbeutel. »Sie kann nur ein Mal benutzt werden!«, ermahnte sie Kiara und kam dann deren Einwänden zuvor: »Man muss nicht selbst eine Magierin sein, um von diesen Dingen Gebrauch machen zu können. Wir kennen deine Gabe und ihre Grenzen.«
    Sie deutete auf die Börse mit den Münzen auf dem Bett. »Darin ist genügend Gold für deine Reisen.« Unvermittelt lächelte sie schelmisch. »So jedenfalls sieht es aus.« Sie hielt inne und bemerkte, dass auch Kiara schwieg. »Da ist noch etwas, was du nichts sagst, von der Göttin Gesegnete.«
    »Es ist nur … Ich habe meine nächste Blutsverwandte zur Schwesternschaft nach Dhasson geschickt. Man hat uns gesagt, dass dort die besten Heilerinnen der Schwesternschaft sind. Wenn ihr so nahe wart, warum –«
    »Warum sind wir dann nicht einfach mit Tränken hereingeschneit, um zu helfen?«, beendete die Schwester ihren Satz mit gutmütigem Humor. Kiara nickte.
    »Wir wissen von der Krankheit deines Vaters«, antwortete die Schwester mit sorgfältig gewählten Worten. »Und so sehr ich auch wünschte, es wäre anders: Wir haben keinen ›magischen Trank‹, der den Spruch rückgängig machen kann. Wir haben Nachricht an unsere Schwestern in den Sieben Königreichen geschickt, um in Erfahrung zu bringen, ob sich vielleicht ein Elixier finden lässt, das helfen könnte, das Leben deines Vaters zu verlängern, während du und andere den Absender des Fluches vernichten.« Sie machte eine Pause. »Nachrichten reisen langsam, auch unter der Schwesternschaft. Und mit so einer wunderbaren Beförderung, wie du sie erlebt hast, kann nur sparsam umgegangen werden, über kurze Distanzen und zu hohen Kosten. Ansonsten legen uns Entfernungen und die Geschwindigkeit von Pferden dieselben Beschränkungen auf wie Nichtmagiern«, sagte sie mit einem wehmütigen Lächeln. »Was unser Kloster hier betrifft, so ist es nur ein kleines Versteck. Wir haben keine Heilerinnen hier.«
    »Aber die Schwesternschaft hat doch die mächtigsten lebenden Magierinnen«, wunderte Kiara sich.

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