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Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Titel: Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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hier sicher sein. Sucht morgen früh nach Graufuß, und er wird Euch auf Euren Weg bringen.«
    Kiara dankte ihm noch einmal und folgte dann Jae zurück durch das Labyrinth des Lagers zu Lessels und Tadries Feuer. Gerührt stellte sie fest, dass der dankbare Bauer tatsächlich den besten Platz für sie, dicht beim Feuer, reserviert und ihr dort ein Bett aus Kiefernzweigen bereitet hatte, die er mit einem verschlissenen Laken abgedeckt hatte. Niemand in der Familie, nicht einmal die Kinder, war zu überreden, den Platz mit ihr zu tauschen: Alle bestanden darauf, dass sie den Ehrenplatz erhielt. Gedemütigt von dieser Dankbarkeit, akzeptierte Kiara taktvoll die Großzügigkeit der Familie, lieh jedoch ihren Umhang Lessels abgehärmter Frau, damit sie ihre beiden dürftig gekleideten Jüngsten darin einhüllen konnte. Dann, bevor sie zur Empfängerin weiterer Gunstbezeigungen werden konnte, legte sich Kiara nieder und schlief fast augenblicklich ein.

KAPITEL SIEBZEHN
    T ris holte tief Luft. »Ich glaube, das ist genug für einen Tag.«
    »Wir haben nur sehr wenig Zeit«, widersprach Alyzza. »Wir müssen sie bestmöglich nutzen. Carina, bring uns die Kristallkugel aus meiner Tasche.« Die Heilerin tat wie geheißen, und Alyzza drückte Tris die Kugel in die Hand. »Mal sehen, was du damit anstellen kannst.«
    Tris drehte die Kugel in seinen Händen herum und musste wieder daran denken, wie glänzend die Glaskugel der Seherin beim Fest in Margolan gewesen war und wie düster die Zukunft, die sie prophezeit hatte. »Aber ich weiß doch gar nicht, wie man damit wahrsagt!«, protestierte er.
    »Das kannst du lernen«, tat Alyzza seinen Einwand ab. »Magier aller Gruppen können wahrsagen, manche besser, manche weniger gut. Halte die Kugel vor dich!«, wies sie ihn an. »Reinige deinen Geist! Konzentriere dich! Sag mir, was du siehst!«
    Tris atmete tief durch und tat, was Alyzza ihm gesagt hatte. Die Kristallkugel blieb dunkel.
    »Es funktioniert nicht.«
    »Du konzentrierst dich nicht. Versuch es noch mal!«
    Carina beugte sich vor und starrte in die dunkle Glaskugel. Tris holte noch einmal tief Luft und schloss die Augen. Er versuchte, die Geräusche der Karawane außerhalb der dünnen Zeltwände zu ignorieren und ebenso den dumpfen Schmerz in seinen Muskeln, der auf das Schwerttraining mit Vahanian zurückzuführen war. Tris stellte sich die Kristallkugel in seinem Geist vor, während er gleichzeitig jeden anderen Gedanken daraus verbannte, und suchte die Stille in sich selbst. Als er sein mentales Hinabsteigen in Angriff nahm, begann die Kugel in seinem Geist zu leuchten, anfangs schwach, dann stärker, mit einem bleichen, gelben Licht. Zögernd öffnete er die Augen und stellte fest, dass die Kristallkugel in seinen Händen leuchtete wie das Bild in seinem Geist.
    Plötzlich flammte die Kugel auf wie ein gefangener Sonnenstrahl, und ein winziges Bild formte sich tief im Inneren des Kristalls. Ein untersetzter Mann in den späten mittleren Jahren erschien, dessen dunkles Haar von Grau durchzogen war. »Mein Onkel!«, flüsterte Tris. Das Bild wechselte, und Tris sah eine Frau, deren Ähnlichkeit mit Bricen einen Kloß in seinem Hals aufsteigen ließ. »Die Schwester meines Vaters«, murmelte er. Die Kristallkugel wurde dunkel.
    Tris schaute Alyzza fragend an und hielt ihr die dunkle Glaskugel hin. »Was habe ich gesehen?« Er blickte noch einmal auf die Kristallkugel, als ob er erwartete, sie noch einmal aufflackern zu sehen.
    »Einen kurzen Einblick in die Zeit«, antwortete die Wahrsagerin. »Viel mehr, als ich erwartet hatte. Du hast tatsächlich die Macht«, sagte sie, und in ihre kratzende Stimme schlich sich ein Hauch von Anerkennung. »Du hast die Gestalt gekannt?«
    »Mein Onkel«, bestätigte Tris und setzte die Kristallkugel behutsam ab. »Der, zu dem ich unterwegs bin.«
    »Interessant«, grübelte Alyzza. »Die meisten Leute haben schon Glück, wenn sie die Kugel bei ihrem ersten Versuch nur zum Leuchten bringen können. Manchen gelingt ein Bild, aber es ist oft zu schwach, um es zu erkennen. Wie kommt es, dass du nicht nur ein Bild herbeirufst, sondern gleich beim ersten Blick in den Kristall Blutsverwandtschaft findest?«, fragte sie und beugte sich so weit vor, dass ihr runzliges Gesicht nur noch Zentimeter von Tris’ eigenem entfernt war und ihm ihr bierschwangerer Atem in die Nasenlöcher stieg. »Sehr interessant. Versuch es noch einmal!«
    Tris nahm die Kristallkugel wieder auf und ließ seine Hände

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