Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)
für Euch.«
Neugierig folgte Kiara Sakwi zu einem Baumstamm beim Feuer und ließ sich neben dem Heiler darauf nieder. Sakwi blickte ins Feuer. »Vor vierzehn Tagen hatte ich einen Traum von der Göttin. Sie hielt ein Schwert in Händen, umwunden mit Rosen, und trug mir auf, eine Botschaft nach Margolan zu bringen. Sie sagte, ich solle unter ihren verlorenen Kindern warten, auf die Eine, für die die Botschaft bestimmt sei. Ich fand dieses Lager«, sagte er und deutete auf die verdreckten Flüchtlinge ringsherum, »und hier wartete ich. Euers ist das Schwert aus meinem Traum. Also muss die Botschaft für Euch sein.«
»Und was ist das für eine Botschaft?«, fragte Kiara vorsichtig.
»Das hier«, erwiderte Sakwi, indem er unter sein Gewand griff und einen sternförmigen, in Silber gefassten Edelstein hervorzog, der ungefähr von der Größe ihres Handtellers war. Der Anhänger hing an einer stabilen Kette.
»Was ist das?«, hauchte sie.
Sakwis tief liegende dunkle Augen schienen älter als er selbst. »Es wurde mir vor vielen Jahren zur Aufbewahrung gegeben. Man trug mir auf, es niemandem zu zeigen, bis die Göttin selbst es mir sagt. Und nun seid Ihr gekommen. Die Bibliothek in Westmark ist der Ort, wo Ihr das finden werdet, wonach Ihr sucht.« Das sternförmige Amulett in seiner Hand pulsierte mit einem warmen Leuchten wie das Schlagen eines Herzens. »Über die Bibliothek in Westmark wurde ein Zauber gegen Eindringlinge verhängt«, fuhr Sakwi fort. »Man sagte mir, dass dieses Amulett Euch erlauben wird sie zu betreten.«
Sakwi forderte Kiara mit einer Handbewegung auf, den Kopf zu neigen, und ließ die Kette des Sternenanhängers sanft um ihren Hals gleiten. Der Stein leuchtete noch einmal auf und wurde dann dunkel.
»Was wisst Ihr über die Bibliothek?«
»Für diejenigen, die die Lady schickt, existiert sie noch«, antwortete Sakwi kryptisch. »Für alle Übrigen hat sie möglicherweise niemals existiert. Für Euch wird sie ihre Geheimnisse preisgeben.«
Ganz behutsam nahm Kiara den schweren Anhänger in die Hand und steckte ihn vorsichtig unter ihre Jacke. »Könnt Ihr mir noch mehr sagen?«
Sakwi schüttelte den Kopf. »Über die Bibliothek? Nein. Aber schaut«, sagte er mit einem kaum wahrnehmbaren Nicken. »Es scheint sich noch jemand für Euch zu interessieren.«
Kiara blickte auf und spürte, wie sie der Mut verließ: Auf der anderen Seite des Lagers, kaum zu sehen im Feuerschein, standen fünf margolanische Gardisten. Lady, was habe ich getan? , ächzte Kiara innerlich, denn ihr war klar, dass die Wachen auf der Suche nach ihr waren. Oder schlimmer noch – sie planten eine Vergeltungsmaßnahme gegen das Lager und seine bunt zusammengewürfelte Bewohnerschaft.
»Hab keine Angst«, sagte Sakwi ruhig, ohne den Blick von den Wachen zu nehmen. »Sie werden eine Weile brauchen, um das Lager zu umrunden, denn sie werden es nicht wagen, sich den Weg mitten hindurch zu bahnen. Diese Flüchtlinge haben nichts zu verlieren.« Er sah sie an. »Geht dorthin«, sagte er und zeigte auf ein Gestrüpp in geringer Entfernung vom Feuer, wo einige dürre Büsche unter einer Trauerweide wuchsen, »und versteckt Euch.«
»Dort?«, wunderte sich Kiara. »Das würde nicht einmal einem Kaninchen Schutz bieten!«
»Ich werde Euch verbergen«, sagte der Heiler, und etwas in seiner Stimme, in seinem uneingeschränkten Selbstvertrauen, siegte über ihren Instinkt, der ihr zu fliehen riet. In gebückter Haltung hastete Kiara zu dem Dickicht und kauerte sich hinein, eine Hand dicht am Schwert, in der anderen den Dolch.
Die Soldaten gingen langsam um das Lager herum und wurden dabei von den Flüchtlingen in trotzigem Schweigen beobachtet. Selbst von ihrem Versteck aus spürte Kiara die Spannung steigen, bemerkte sie eine überlegte Bewegung unter den Emigranten, die ihr verriet, dass jede feindselige Handlung der Gardisten wahrscheinlich augenblicklich zu einem Kampf führen würde.
Du liebe Chenne, lass diese Menschen nicht für mich sterben! Sie verkrampfte vor Nervosität, als die Wachen sich näherten. Sakwi kümmerte sich um sein Feuer und schenkte den Neuankömmlingen keine Beachtung, aber Kiara nahm eine Veränderung um sich herum wahr. Je näher die Männer ihrem Versteck kamen, desto dichter wurden die Büsche und umso tiefer hingen die Äste der Weide herab.
»Du da!«, rief einer der Soldaten Sakwi an. Der Heiler erhob sich ohne Eile, streckte sich und blickte ihn ausdruckslos an. »Wir suchen nach einer
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