Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)
Frau, einer Kämpferin. Sie ist verletzt. Hast du sie gesehen?«
Sakwi sagte nichts und schüttelte fast unmerklich den Kopf. Der Soldat runzelte die Stirn. »Ich denke, wir werden uns einfach ein bisschen umsehen«, sagte er in einem einschüchternden Tonfall und machte einen Schritt in die Richtung, wo Kiara sich versteckte. In diesem Moment stieg mit hektischem Flügelflattern wie eine lebendige schwarze Wolke ein Fledermausschwarm auf; Dutzende der Tiere flogen geradewegs auf die Gardisten zu. Fluchend rissen die Männer die Arme hoch, um ihre Gesichter zu schützen, und zogen sich so schnell zurück, dass sie in ihrer Hast mehrfach stolperten. Ihr Fluchen wurde leiser, als sie ihre Pferde erreichten, aufsaßen und in die Nacht davongaloppierten, nicht ohne ab und zu nach einer tief fliegenden Fledermaus zu schlagen.
Kiara rührte sich nicht, bis Sakwi ihr mit einem Wink bedeutete zu ihm zu kommen. Sie schaute verwundert auf ihr Versteck zurück: Es war wieder eine Gruppe von wenigen, fast blattlosen Büschen und einer spindeldürren Trauerweide, die selbst einem Fuchs nur erbärmliche Deckung geboten hätte, von einem Flüchtling ganz zu schweigen. »Ihr seid ein Magier!«, sagte sie.
»Ein Landmagier«, antwortete Sakwi. »Ich will zugeben, dass ich nicht wirklich ein Heiler bin«, fuhr er mit einem verlegenen Lächeln fort. »Meine Magie hilft mir dabei, die Kräuter anzupflanzen und zu ziehen, aber was ich vom Heilen weiß, habe ich gelernt, indem ich an mir selbst herumgedoktert habe.« Wieder wurde er von einem Husten geschüttelt, der so heftig war, dass ein Tropfen Blut seine Lippen rötete. Er langte in sein Gewand und zog ein kleines, rechteckig gefaltetes Blatt Papier heraus, aus dem er ein Pulver unter seine Zunge schüttelte. Binnen weniger Augenblicke legte sich der Husten, und er sah Kiara wieder an.
»Capsaicin und Knoblauch«, erklärte er und steckte das leere Briefchen weg. »Unterbindet das Bluten in der Lunge. Für den Moment wenigstens.«
»Danke«, sagte Kiara. »Ich werde Euch jetzt Eurer Arbeit überlassen, aber vorher noch eine Sache: Könnt Ihr mir sagen, wo wir uns befinden, sodass ich mich auf meiner Karte orientieren kann?«
Sakwi lächelte und schaute sie mit einem Blick an, der durch sie hindurchzusehen schien. »Ich kann sogar noch etwas Bessere tun«, sagte er und erzeugte einen dunklen, eigenartigen Ton tief in seinem Hals. Aus der Dunkelheit jenseits des Lagers kam ein dunkelgrauer Fuchs auf sie zu, den Kopf hoch erhoben; sein buschiger Schwanz schien hinter ihm zu schweben, und er wirkte völlig unbekümmert wegen des geschäftigen Treibens der Menschen oder der Feuer des Lagers. Einen Schritt vor Kiara blieb der Fuchs stehen.
»Hier ist Euer Führer«, sagte Sakwi. »Sein Name ist ziemlich unaussprechbar für Euch, aber Ihr könnt als ›Graufuß‹ an ihn denken.«
»Ihr habt ihn gerufen?«, staunte Kiara und betrachtete das stattliche Tier, das von ihrem Interesse belustigt schien.
Sakwi lächelte wieder. »Das ist Teil meiner Gabe«, erklärte er. »Er kennt die sichersten Pfade zur Grenze. Und er ist der Schlauste seines Baus, daher wird er Euch nicht in einen Hinterhalt oder in Gefahr führen.«
Jae kreischte protestierend von dem Ast des Baumes, auf dem er sich niedergelassen hatte, woraufhin Graufuß einen leisen Kehllaut ausstieß. Zu Kiaras Verblüffung schienen sich jetzt der Gyregon und der Fuchs mündlich auszutauschen, was damit endete, dass Jae sich wieder zufrieden der Pflege seiner Schuppen widmete und Graufuß recht zufrieden mit sich selbst aussah.
»Das sah fast aus, als ob sie miteinander …«, stammelte Kiara.
»Alles ist möglich«, entgegnete der Magier. »Ihr könnt mit Graufuß ebenso kommunizieren, wie Ihr es mit Jae tut. Er versteht Euch, und er kann sich Euch verständlich machen. Vertraut ihm, und er wird Euch zur Grenze führen.«
Kiara erkannte immer deutlicher, dass es viel gab, worauf sie von Tice nicht vorbereitet worden war. Sie nickte, peinlich berührt durch die Erkenntnis, dass aufgrund ihrer beschränkten Fähigkeiten die Verantwortung für die Kommunikation eindeutig beim Fuchs lag. »Ich verstehe«, sagte sie schließlich. »Danke«, fügte sie hinzu und sah von Sakwi auf Graufuß. Der Fuchs neigte den Kopf. »Es wird wohl etwas dauern, bis ich mich daran gewöhnt habe«, gestand sie verlegen ein.
Sakwi nickte. »Die Göttin hat Eure Queste wohl ausgewählt, Schwertträgerin. Jetzt ruht Euch aus! Ihr werdet heute Nacht
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