Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)
Vahanian.
»Ich soll hier in Erfahrung bringen, wie die Bestien, die Dhasson heimsuchen, vertrieben werden können«, fuhr Mikhail fort. »Der König bat mich auch, nach euch Ausschau zu halten, sollte das Schicksal euch nach Westmark führen. Es wird mir eine Freude sein, Erfolg in beiden Angelegenheiten zu vermelden.«
»Ihr habt eine Lösung für die Bestien gefunden?«, erkundigte sich Tris.
Mikhail schüttelte den Kopf. »Alle Spuren deuten auf das Werk eines einzelnen Magiers hin: Foor Arontala. Ob er die Bestien erschaffen hat, kann ich nicht sagen, aber es scheint sicher, dass er sie zumindest herbeigerufen hat. Und solange er nicht vernichtet ist – oder Ihr tot – werden sie sich nicht zerstreuen.«
»Gabriel hat uns gewarnt, dass über der Grenze ein Zauber liegt, der mich am Überqueren hindern soll«, sagte Tris. »Andernfalls hätten wir uns geradewegs nach Valiquet begeben. Hatte Harrol sonst noch Neuigkeiten?«
Mikhail zog einen Beutel aus seiner Tasche und gab ihn Tris, der ihm einen Siegel und einen Brief entnahm. Tris überflog das Schreiben und blickte auf. »Harrol garantiert uns jeden militärischen Beistand, den Dhasson unter den gegenwärtigen Umständen leisten kann. Und er gibt mir sein Siegel als Bürgschaft für meinen Zugriff auf seine Staatskasse, damit wir eine Armee aufstellen können – und unsere Schulden bezahlen«, fügte er mit einem Seitenblick auf Vahanian hinzu, der die Anspielung mit einem Achselzucken quittierte.
»König Harrol geht davon aus – dessen bin ich mir sicher –, dass das, was ich hier finde, seinen Verdacht bestätigt. Er glaubt, um die Bestien zu besiegen, muss die Macht desjenigen gebrochen werden, der sie geschickt hat«, sagte Mikhail. »Damit sind Margolans Probleme auch Dhassons Angelegenheit, solange der Magier Arontala nicht vernichtet ist.«
»Viel Glück«, brummte Vahanian finster.
»Können wir jetzt die Geschichten kriegen?«, unterbrach Berry die Unterhaltung der Erwachsenen. Schmunzelnd stand die Gruppe auf; die übrigen Hüter hatten ihre Mahlzeit schon längst beendet und den Speisesaal verlassen. Als auch Royster und seine Gäste gerade gehen wollten, wehte eine kühle Brise an ihnen vorbei, und das irdene Geschirr erhob sich, Stück für Stück, vom Tisch und blieb mitten in der Luft schweben.
»Kessen«, seufzte der Bibliothekar. »Es ärgert ihn maßlos, wenn ich nicht in derselben Minute den Tisch aufräume, wo wir mit dem Essen fertig sind.« Er stemmte die Hände in die Hüften. »Lass das Geschirr stehen!«, rief er durch den leeren Raum. »Fünfzig Jahre lang hast du dich um den Abwasch gekümmert, und jetzt, wo der Enkel Bava K’aas da ist, um sich ausbilden zu lassen, hast du immer noch nichts anderes im Kopf!« Mit einer Gebärde des Überdrusses drehte er sich um und bedeutete den anderen ihm zu folgen. Hinter ihnen fiel das Geschirr scheppernd zu Boden.
»Er hatte schon immer ein hitziges Temperament«, murmelte Royster, ohne einen Blick hinter sich auf den Scherbenhaufen zu werfen.
KAPITEL SECHSUNDZWANZIG
A ls sie am nächsten Morgen aufstanden, wurden sie bereits erwartet: Im Gang stand, in der braunen Robe der Hüter, eine große, magere Frau mit kurz geschnittenen weißen Haaren und durchdringenden blauen Augen. Sie machte ein paar Schritte auf Tris zu, stellte sich vor ihn und blickte ihn prüfend an, als ob sie seine Seele wiegen wolle.
»Ihr seid Martris Drayke?«
»Das bin ich.«
»Was sucht Ihr hier, Sohn des Bricen?«
Tris hielt ihrem Blick unbeirrt stand. »Ich will meine Macht verstehen und zu kontrollieren lernen. Ich muss einen Weg finden, Arontala zu besiegen und Jared zu stürzen.«
»Nun gut. Die Zeit ist knapp und die Aufgabe gewaltig. Wenn der Hagedornmond am Firmament erscheint, wird Arontala sich an mächtiger Magie versuchen – Blutmagie –, um die Seele des Obsidiankönigs zu befreien. Wenn ihm Erfolg beschieden ist, werden Krieg und Dunkelheit über uns hereinbrechen, schlimmer als in der Zeit des Großen Krieges.«
»Kann die Schwesternschaft ihn nicht aufhalten?«, fragte Tris. »Ich meine, ihr seid doch erfahrene Magierinnen –«
»Nur ein Seelenrufer kann ihn aufhalten. Und Ihr seid der einzige Seelenrufer in den Sieben Königreichen.«
»Unterrichtet mich«, sagte Tris ruhig. »Wir sind hierhergekommen, um herauszufinden, wie die Finsternis überwunden werden kann, in Margolan, Isencroft und Dhasson.«
»Es ist dieselbe Finsternis, und es ist dieselbe Aufgabe«, erwiderte
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