Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)
Weg dorthin wird vielleicht nicht leicht sein.«
»Ich bin bereit«, sagte Tris.
Taru errichtete eine Abwehr um sie herum. Anschließend errichtete sie innerhalb dieses Abwehrkreises eine zweite Abwehr, die Tris von Maire und ihr selbst trennte. »Ich kann Eure Reaktion oder Eure Kontrolle nicht abschätzen«, erklärte die Schwester. »Dies dient ebenso Eurem Schutz wie dem unseren.«
»Ich verstehe.«
Maire stellte das Konzentrationssymbol vor ihn auf den Tisch. »Wann habt Ihr nach Eurer Erinnerung zum ersten Mal mit Eurer Großmutter gearbeitet?«
Tris dachte einen Augenblick nach. »Großmutter hat mich immer mitgenommen. In dem Jahr, als mein Schulunterricht begann, brachte sie mir bei, Handfeuer zu beschwören. Da war ich fünf oder sechs«, erinnerte Tris sich. »Bei ihren Astralintrospektionen habe ich ihr, glaube ich, nicht geholfen, bevor ich acht oder neun war.«
Taru nickte. »Das ist das Alter, in dem normalerweise ein vielversprechendes Kind den ernsthaften Unterricht aufnimmt. Bring ihn zurück in sein zehntes Jahr«, wies sie Maire an. »Schauen wir mal, was er damals wusste.«
Maire blickte ihm in die Augen. »Konzentriert Euch auf das Symbol, Tris, und hört meiner Stimme zu. Lasst das Symbol in Eurem Verstand Gestalt annehmen. Prägt es Euch ein. Macht Euch ein detailliertes Bild, als ob Ihr es in Händen hieltet. Spürt sein Gewicht. Ertastet seine Beschaffenheit, wie kühl es sich anfühlt, wie glatt. Seht, wie es glänzt. Riecht den Duft, der ihm anhaftet. Schmeckt den Duft in Eurem Mund. Sobald das Bild wirklich ist, haltet es fest. Haltet es! Und jetzt lasst es verschwinden. Haltet die Leere. Hört nichts außer meiner Stimme. Haltet den leeren Raum. Schließt Eure Augen. Atmet tief. Noch einmal. Ihr seid in diesem leeren Raum gegenwärtig. Ihr seid zehn Jahre alt und bei Eurer Großmutter in ihrem Arbeitszimmer. Was seht Ihr?«
Tris öffnete die Augen und fand sich in Bava K’aas Räumen in Shekerishet wieder. Der vertraute Geruch ihrer Kerzen vermischte sich mit dem Duft von brennendem Holz und Weihrauch. Die Sommersonne schien durch die zweiflügligen Fenster und versah den Fußboden mit einem Schachbrettmuster aus Schatten. Auf dem Tisch lagen die Hilfsmittel für eine Astralintrospektion: etwas Pergament, ihre Athame, eine Kerze, ein paar Kräuter. Neben ihm eilte seine Großmutter geschäftig zwischen ihrem Tisch und dem Feuer, auf dem ein kleiner Topf aufgesetzt war, hin und her. Er konnte die Energie ihrer Abwehr spüren, die ein Gefühl der Sicherheit um den geflochtenen Teppich herum vermittelte, den sie als Arbeitsplatz benutzte. Tris hörte sich diese Dinge laut beschreiben, wie in einem Traum, aber so losgelöst von ihm selbst, dass er sich nicht darüber wunderte.
»Was weißt du über Magie, Martris Drayke?«, hörte er eine ferne Stimme fragen. Bava K’aa fuhr mit ihrer Arbeit fort, als ob die Stimme zu ihm allein spräche. Hier innerhalb der Abwehr fürchtete er die Stimme nicht.
»Ich habe die erste Stufe der Abwehren absolviert und die zweite Stufe des Wirkens«, antwortete er, wobei seine Stimme dünner und bei manchen Worten noch im Stimmbruch zu sein schien. »Ich darf noch keine Athame tragen. Ich kann die Geister herbeirufen und vertreiben. Ich habe Großmutter dabei zugesehen, wie sie ihr Hinübergehen gesegnet hat, und war mit ihr in den Geisterebenen, um zu fühlen, wie es gemacht wird. Wir üben viele Stunden täglich.«
»Gut, sehr gut«, lobte die beruhigende Stimme. »Nun schließe deine Augen. Ein Jahr ist vergangen. Du bist elf. Was weißt du jetzt, Martris Drayke?«
Der Junge schaute sich in dem vertrauten Arbeitszimmer um, betrachtete die Kelche und halb abgebrannten Kerzen, den abgenutzten Mörser und Stößel, die Fläschchen und Schachteln. »Großmutter sagt, wir müssen uns beeilen. Manchmal hilft Carroway uns. Ich habe Abwehren errichtet und ihre Kristallkugel benutzt. Wir waren in den Krypten und haben die Geister meiner Vorväter beschworen, und einmal haben wir einen Dämon zur Umkehr gezwungen.« Der Junge erzitterte. »Er war in der Erscheinung eines Geistes gekommen und bat um einen Gefallen. Er verlangte, dass Unheil über die Lebenden kommen möge, was zu erfüllen nicht erlaubt ist. Ich lehnte ab, und er offenbarte seine wahre Natur. Ich kämpfte gegen ihn und vertrieb ihn ohne die Hilfe meiner Großmutter, aber nur mit knapper Not. Ich war drei Tage lang krank, und Mutter hatte Angst, ich hätte mir ein Fieber zugezogen.« Er
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