Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)
mit einfachsten Waffen zu üben. Aus Isencroft zu kommen hieß das Schwert zu kennen. Sie betete, dass die Vorbereitungen ihres Volkes genügen mochten.
Sie fürchtete jedoch, dass das nicht der Fall war. Das riesige Isencroft mit seinen ausgedehnten Ebenen wurde von mehr Vieh als Menschen bewohnt; auf dem fruchtbaren Boden und guten Weideland gab es nur wenige und verstreut liegende größere Siedlungen. Niemand konnte sich daran erinnern, wann es die letzte Hungersnot in Isencroft gegeben hatte. Doch in den früheren Generationen waren die Kriege fast mit der gleichen Regelmäßigkeit wie der Regen über das Land gezogen, wenn der eine oder der andere Nachbar vordrang, getrieben vom Hunger nach Isencrofts Land und dem Zugang zum Nordmeer.
Kiara vertraute nicht mehr länger auf die Waffenfertigkeit ihres Volkes. Die Bedrohung, die jetzt jenseits der Grenze lauerte, war magischer, nicht menschlicher Natur. »Und dann ist da noch Margolan«, seufzte sie, während sie Darry half, die herumliegenden Waffen aufzuheben, die sie während des Unterrichts benutzt hatten.
»Ich habe gehört, es ist ein Kurier da gewesen«, erwähnte Darry unverbindlich.
Kiara stieß ein würdeloses Schnauben aus. »Ein Kurier, allerdings! Ein kleines, vollgefressenes Heckenwiesel erschien mit einer Botschaft von Seiner Majestät, König Jared von Margolan, und überbrachte königliche Grüße und eine Einladung, das Schloss zu besuchen. Und eine Erinnerung an einen Verlobungsvertrag, der bei meiner Geburt unterzeichnet wurde.« Sie half Darry die Waffen wegzuräumen und verzog das Gesicht. »Seine Majestät!«, wiederholte sie höhnisch. »Alle unsere Spione berichten übereinstimmend, dass er seine Familie ermordet hat, um den Thron zu ergreifen –«
»Gefährliche Worte, meine Prinzessin!«, warnte Darry sie. »Selbst wenn sie wahr sind.«
»Natürlich sind sie wahr!«, versetzte sie, stemmte die Arme in die Hüften und funkelte Darry an. »Und jetzt will er sein Reich ausdehnen. Durch Heirat!«
»Dein Vater würde dich niemals zwingen –«
»Aber mein Vater ist nicht mehr er selbst!«, schnitt ihm Kiara das Wort ab und ließ sich entmutigt auf die Bank plumpsen. »Wir beide wissen das. Und wenn Jared auch nur einen Spion hat – ganz zu schweigen von den Schwarzmagiern, die auf seine Befehle hören sollen –, dann weiß er das auch. Falls er nicht sogar selbst dahintersteckt«, fügte sie düster hinzu. »Dieser Dämon von ihm, Arontala, könnte vermutlich auf nüchternen Magen einen Fluch erschaffen, der mindestens so stark ist wie der, der auf Vater lastet, jede Wette!«
Darry stellte einen Fuß auf die Bank neben sie und stützte sich mit beiden Händen auf seinem Knie ab. »Du machst dir zu viele Gedanken, von der Göttin Gesegnete«, sagte er sanft. »Unser Volk wird schwerlich zulassen, dass du gegen deinen Willen in eine Ehe verschleppt wirst.«
Kiara zuckte die Schultern. »Du hast mir oft genug erzählt, dass wir, die wir von königlichem Blut sind, oft weniger über unser Leben bestimmen können als der ärmste Bauer. So viele Dinge hängen gerade jetzt an einem seidenen Faden, Darry«, sagte sie und zog wie ein Kind die Knie bis zum Kinn an und umschlang sie. »Der Adel muss den Verdacht haben, dass es Vater nicht gut geht. Er kann nicht einmal mehr den Schein wahren, und je länger er ›indisponiert‹ ist, desto mehr werden sie reden. Zwei magere Ernten in Folge und schlechtes Wetter in diesem Jahr – wir müssen mit einer Hungersnot rechnen, wenn der Winter einbricht. Margolan war immer ein getreuer Verbündeter. Doch nun, schwach wie Isencroft geworden ist, bedarf es vielleicht nur einer Bedrohung aus dem Westen oder verzauberter Bestien aus dem Norden, und uns bleibt keine Wahl. Mir bleibt keine Wahl«, flüsterte sie, »als Isencrofts Sicherheit mit mir selbst zu erkaufen.«
»Beim Kinde und der Vettel, du siehst vielleicht schwarz heute!«, rief Darry aus. »Noch irgendwelche anderen Katastrophen, über die du nachdenken möchtest? Pest? Überschwemmungen? Heuschrecken?« Er grinste schalkhaft. »Vielleicht wären ein paar zusätzliche Übungsstunden geeignet, um die Gedanken einer trübsinnigen Prinzessin wieder nützlicheren Dingen zuzuwenden?«
Kiara hob den Kopf gerade so weit, dass sie deprimiert über ihre verschränkten Arme blicken konnte. »Es steht bestimmt eine Strafe darauf, eine Prinzessin durch zu viel Waffenübungen zu töten. Es muss eine darauf stehen. Und falls nicht, werde ich dafür
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