Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Titel: Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
Vom Netzwerk:
geschäftlichen Vorschlag zu machen, Jonmarc. Wir brauchen einen Führer.«
    Vahanian schaute von Harrtuck zu Tris und wieder zurück. »Wir?«
    »Ich, dieser junge Mann hier und noch zwei andere«, antwortete Harrtuck und wich einer Vorstellung aus. »Wir müssen nach Dhasson.«
    »Dann geht doch«, erwiderte Vahanian. »’ne Menge Leute tun das ohne Führer.«
    Harrtuck schüttelte den Kopf. »Die Sache ist ein bisschen komplizierter, Jonmarc. Du weißt, wie die Straßen nach Dhasson aussehen, wenn der Winter naht, und wir stehen schon kurz vor der Sturmsaison. Ein Führer ist der Unterschied zwischen durchkommen und erfrieren, und ich habe keine Lust, die Göttin zu versuchen.« Er machte eine Pause. »Und da wäre noch eine Kleinigkeit, die ich bisher nicht erwähnt habe«, sagte er langsam. »Wir haben eine ziemlich heiße Fracht abzuliefern.«
    Vahanian grinste. »Jetzt sprichst du meine Sprache!« Er runzelte die Stirn. »Aber Dhassons Grenzen sind doch offen. Es gibt nicht viel zu schmuggeln, was man nicht auch offiziell einführen könnte, abgesehen von Traumkraut, und du weißt, dass ich das Zeug nicht anfasse.«
    Harrtuck sah ihn fest an. »Ich rechne nicht mit Schwierigkeiten dabei, nach Dhasson herein zu kommen, Jonmarc. Es dreht sich darum, aus Margolan heraus zu kommen«, sagte er gelassen. »Und die Fracht ist menschlich.«
    Vahanian bedachte Tris mit einem langen, bedächtigen Blick, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf Harrtuck richtete. »Sprich weiter!«, forderte er ihn mit Skepsis in der Stimme auf.
    Harrtuck zuckte mit den Schultern. »Ich habe drei Bekannte, die Zeugen einer Unbedachtheit seitens eines ziemlich bedeutenden Edelmannes geworden sind«, erklärte er vage. »Sie haben gesehen, wie er einen anderen Adligen umgebracht hat. Es gelang ihnen, zu entkommen, aber der Mörder weiß, dass sie das Verbrechen beobachtet haben. Er hat ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt, um sicherzustellen, dass sie sterben, bevor sie die Gelegenheit haben, den Freunden des Ermordeten davon zu erzählen. – Die drei jungen Männer haben aber andere Pläne«, fügte er verschmitzt hinzu.
    Vahanians Gesicht war eine undurchdringliche Maske; seine dunklen Augen blickten misstrauisch drein. »Na ja, du weißt, dass du ein guter Freund von mir bist, Tov«, drückte er sich vorsichtig aus, und in seine Stimme schlich sich ein Anflug des Flussdialekts. »Aber normalerweise schmuggele ich keine Menschen als Fracht, und das aus sehr gutem Grund: Ich mag es, wenn mein Kopf auf meinem Hals sitzt.«
    »Zufällig weiß ich ganz genau, Jonmarc, dass du außer Sklaven und Traumkraut alles schmuggelst, wenn der Preis stimmt.«
    »Dann müsste der Preis aber verdammt hoch sein.«
    »Zweimal das Kopfgeld, sobald wir Dhasson sicher erreicht haben«, bot Harrtuck an, wobei sein von Narben bedecktes Boxergesicht einen gerissenen Ausdruck annahm.
    Vahanian betrachtete ihn argwöhnisch. »In Gold?«
    »In Gold!«
    »Und wer wird so froh sein, diese Zeugen zu bekommen, dass er eine so unerhörte Summe dafür bezahlt?«
    »König Harrol.«
    Vahanian schwieg einen Moment lang und sah Tris durchdringend an, so als ob er versuchte, die Unterhaltung der letzten Minuten zu entschlüsseln. »Der König, so, so«, meinte er unbestimmt. »Als du ›heiß‹ gesagt hast, könnte es sein, dass du da etwas untertrieben hast?«, erkundigte er sich trocken.
    »Möglicherweise ein klein wenig«, gab Harrtuck zu.
    »Und wie gut betucht ist dieser Edelmann, der deine drei Bekannten haben will?«
    »Er hat eine reich gefüllte Schatzkammer«, antwortete Harrtuck. »Genug, um Kundschafter und Kopfgeldjäger anzuheuern und Spione von hier bis zur Grenze zu bezahlen.«
    »Aha«, sagte Vahanian und sah Harrtuck an. »Und was soll mich davon abhalten herauszufinden, ob dieser Edelmann nicht gewillt ist, den Einsatz zu erhöhen?«, wollte der Söldner wissen.
    Harrtuck zuckte die Achseln. »Nichts. Außer dass er einen Blutmagier hat, der ihn an der Macht und das Volk unter seiner Kandare hält.« Harrtuck blickte auf und erwiderte Vahanians Blick, und Tris konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass zwischen den beiden viel mehr ausgetauscht wurde, als zu hören war. »Derselbe, dem du damals in Chauvrenne über den Weg gelaufen bist«, fügte er hinzu, und seine Augen verengten sich.
    Einen winzigen Augenblick lang glaubte Tris, eine Reaktion in den Augen des Schmugglers zu sehen, doch schon hatte Vahanian seine ausdruckslose Maske wieder aufgesetzt.

Weitere Kostenlose Bücher