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Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Titel: Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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Köpfen flatterte ein kleiner, grüngeschuppter Gyregon mit seinen ledrigen Flügeln und krächzte seine Aufregung heraus, ein Zuschauer in luftiger Höhe.
    »Gut gemacht, Hoheit, gut gemacht!«, beglückwünschte der Ausbilder sie, außer Atem, aber zufrieden.
    Kiara Sharsequin, Prinzessin von Isencroft, grinste ermattet und wischte sich mit dem wattierten Ärmel den Schweiß von der Stirn. Ihre Haare waren zu einem Knoten nach hinten gebunden und rahmten Gesichtszüge ein, die sowohl das ostmärkische Blut ihrer Mutter als auch das isencrofter Erbgut ihres Vaters aufwiesen. Der kleine Gyregon kam heruntergeflattert und landete auf ihrer Schulter; sie langte nach oben und streichelte ihm über die Schuppen.
    »Bei der Kriegerin, dafür hast du mich auch schuften lassen, Darry!«, rief sie und schnappte nach Luft.
    »Das reicht für heute«, entschied Darry und musste über ihre Siegesfreude lächeln. »Aber Deine Parade ist viel besser geworden, und neuerdings gehst du auch energischer in die Offensive. Hast du Frustrationen abzubauen?«
    Kiara löste den Knoten, der ihr Haar zurückhielt, und schüttelte den Kopf, als die kastanienbraunen Wellen ihr in Kaskaden ins Gesicht fielen. »Du hast es erraten. An manchen Tagen habe ich das Gefühl, dass du und diese Übungsstunden das Einzige sind, was mich bei Verstand hält.«
    Darry wurde ernst. »Etwas Ähnliches habe ich mir schon gedacht. Aber du bist die von der Göttin Gesegnete«, rief er ihr ins Gedächtnis. »Die Heilige Lady wacht über dich!«
    Kiara seufzte und schob ihr Schwert in die Scheide, dann ließ sie sich auf eine Bank fallen und schnürte ihre gepolsterte Ausrüstung auf. »Das hoffe ich, Darry. Aber so, wie sich mein Glück entwickelt hat, hat sie wohl das Interesse an mir verloren oder mich ganz vergessen.«
    »Unwahrscheinlich, meine Prinzessin«, widersprach Darry, und über seine wettergegerbten Züge legte sich ein Lächeln, als er sich mit einer Hand durch sein volles Haar strich, das mittlerweile deutliche graue Strähnen aufwies. »Ich weiß noch, wie Sie dir erschienen ist – jeder, der damals dabei war und heute noch lebt, erinnert sich daran! Nein, Sie hat eine Bestimmung für dich«, wiederholte er mit überzeugter Stimme. »Aber genau wie du bete ich darum, dass diese Bestimmung Isencroft Gutes verheißt.«
    Kiara legte ihre wattierte Jacke zur Seite. »Ja, das tue ich wirklich, Darry«, sagte sie nachdenklich. »Aber in letzter Zeit gibt es gar nichts mehr, was Isencroft Gutes verheißt, fürchte ich.«
    »Du bist müde, meine Prinzessin«, entgegnete ihr der Fechtmeister. »Vielleicht werden die Dinge morgen früh nicht ganz so düster aussehen«, tröstete er sie und streckte die Hand aus, um sie liebevoll am Kinn zu berühren. Sie lächelte, aber es war ein gezwungenes Lächeln, das ihre Augen nicht erreichte. »Oder, falls nicht, wirst du dich ihnen vielleicht eher gewachsen fühlen.« Er hielt inne. »Wenigstens kannst du dankbar sein, dass ein weiterer Tag verstrichen ist, ohne dass er für deine Reise bestimmt worden ist.«
    Kiara schüttelte den Kopf und sah zur Hallendecke hoch. »Das ist nur eine unter vielen Sorgen«, meinte sie resigniert. »Scherereien an der nördlichen Grenze, Cam und Carina schon all diese Wochen weg ohne eine Nachricht, Vater …« Ihre Stimme verlor sich. »Und jetzt kann mich jederzeit die Schwesternschaft zu meiner Reise rufen …«
    »Stellst du etwa gerade fest, dass Regieren nicht so einfach ist, hm, mein kleiner Falke?«, fragte er und schob sein eigenes Schwert in die Scheide. »Aber hab Vertrauen zur Schwesternschaft! Sie gehen nicht leichtfertig mit diesen Angelegenheiten um. Und bei dir, von der Göttin Gesegnete, erwarte ich, dass deine Großjährigkeitsreise nicht alltäglich sein wird.«
    »Ich bin nicht sicher, ob mich das tröstet, falls das deine Absicht war«, sagte Kiara, die bereits ihre Muskeln protestieren spürte, als sie aufstand. Einmal mehr verfluchte sie, ohne jemand Bestimmtem dafür die Schuld zu geben, Isencrofts Tradition, die darauf bestand, dass sämtliche Angehörige des Adels, ob Männer oder Frauen, in der Kunst des Schwertkampfes, die das Königreich auszeichnete, Herausragendes leisteten. Sie war nicht so dumm, Darry ihre Gedanken hören zu lassen, denn der Waffenmeister war es gewohnt sie daran zu erinnern, dass sogar vom Bauernvolk – ausgenommen stillende Frauen und Kinder, die noch zu klein waren, um eine Waffe zu führen – erwartet wurde, sich im Umgang

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