Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)
Königs Krankheit zu finden, war immer noch ungewiss.
Cerise beendete ihre Fürsorge und stand auf. Die Prinzessin kämpfte gegen den Schlaf an, fest entschlossen, wach zu bleiben, solange die andern bei ihr waren. Jae verließ seinen Platz auf Tice’ Schulter und flog auf das Kopfbrett von Kiaras Bett, wo er sich wie ein Wächter niederließ.
Allestyr nahm einen Kessel vom Feuer und schenkte jedem einen Becher heißen Wein ein. Cerise umfasste ihr Trinkgefäß mit beiden Händen und ließ sich in einen Sessel sinken, von wo aus sie ins Feuer starrte.
»Sie verlangt sich zu viel ab – nimmt den Platz ihres Vaters ein und bereitet sich gleichzeitig auf ihre Reise vor. Carinas Abwesenheit macht es nur noch schlimmer«, sagte die alte Heilerin.
»Vielleicht könnte das Orakel …?«, deutete Allestyr an.
»Ihr wisst, dass der König nichts übrig hat für das Orakel«, erwiderte Cerise müde. »Zu oft behält die Göttin ihre Meinung über Isencrofts Probleme für sich.«
»Wir brauchen bald eine Antwort«, sagte Kellen und leerte seinen Becher.
»Ich weiß, Kellen«, flüsterte Cerise. »Ich weiß.« Vielleicht wurde die Unterhaltung anschließend noch fortgesetzt, doch der heiße Wein, die Wärme des Feuers und die Strapazen des Abends waren schließlich selbst für Kiaras Willen zu viel, und trotz aller Gegenwehr glitt sie in den Schlaf.
KAPITEL SECHS
J ared Drayke trommelte mit den Fingern. »Er sagt nicht alles, was er weiß!«, knurrte er. Foor Arontala gab dem schwarz gewandeten Folterknecht einen Wink, und das Objekt der Verärgerung des Königs schrie erneut auf, als sich das rot glühende Eisen in sein Fleisch brannte.
»Bitte, hört auf!«, bettelte der Soldat. »Herr, ich schwöre, dass ich Euch alles gesagt habe!«
Jareds Laune wurde von Minute zu Minute schlechter. »Wo steckt mein Bruder?«, tobte er.
Das Gesicht des Soldaten war weiß vor Entsetzen. »Niemand weiß es, Sire, ich schwöre, dass ich Euch die Wahrheit sage! Wir haben seine Spur in Ghorbal verloren, als er mit dem Söldner Vahanian floh. Sie sind wie vom Erdboden verschluckt! Mehr kann ich Euch nicht sagen! Gnade, mein Lehnsherr, ich flehe Euch an!«, wimmerte der Kundschafter. Mit Ketten krummgeschlossen und gezwungen, vor seinem König zu knien, konnte der Mann sich kaum noch klar ausdrücken, und eine Reihe frischer, tiefer Brandwunden auf Gesicht und Armen zeugte von Jareds Frustration.
Jared bedachte ihn mit einer Reihe von Kraftausdrücken. »Nein, natürlich kannst du mir nichts sagen! Du hast versagt.« Jared nickte dem Folterknecht noch einmal zu, der daraufhin den Feuerhaken weglegte und an dessen Stelle eine Axt ergriff. »Du kennst die Konsequenzen für Versagen.« Bevor der Kundschafter den Kopf drehen konnte, um hinter sich zu blicken, schwang der Folterknecht die Axt und trennte ihn ihm mit einem einzigen Hieb von den Schultern. Der zuckende Körper fiel neben der Verhörestrade zu Boden; das Blut lief durch die schmale Rinne am Rand der Estrade in die reich verzierte Schale an deren Ende. Angewidert wandte sich Jared ab.
»Stellt seine Leiche vor der Kaserne zur Schau!«, befahl er. »Er soll als warnendes Beispiel dienen. Vielleicht wird das den nächsten Kundschafter zu größerer Sorgfalt anspornen.« Jared richtete seinen Blick ostentativ auf den Magier in der roten Robe, der schweigend bei der erkaltenden Feuerstelle stand. »Nicht dass mein Magier es viel besser gemacht hätte«, sagte er trocken, nachdem der Folterer die Leiche samt Kopf aus dem Zimmer gezogen hatte.
Foor Arontala war ein dünner Mann mit leicht gerundeten Schultern und glattem braunen Haar, das ungekämmt um sein blasses, jugendliches Gesicht fiel. Sein Gewand, das von der Farbe getrockneten Blutes war, hob seine Blässe nur hervor. Arontalas wässrige blaue Augen deuteten sein wahres Alter an, das Jahrhunderte statt bloß Jahrzehnte betrug, und seine dünnen Lippen verbargen Schneidezähne, die die Gerüchte bestätigten, dass er zu den Todlosen gehörte. Arontalas Miene war undurchdringlich wie immer. »Ich bin nicht sicher, dass ich verstehe, was Ihr sagt, Sire.«
Jared gab ein verächtliches Geräusch von sich. »Teufel nochmal, natürlich seid Ihr das! Ihr habt mir versichert, diese Sache würde reibungslos ablaufen!«
»Das ist sie auch«, erwiderte der Magier, unbeeindruckt von Jareds Gereiztheit. »Ihr sitzt auf dem Thron von Margolan, und alle, die sich Euch widersetzten, sind zum Schweigen gebracht worden.«
»Mein Bruder
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