Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)
unterwegs waren, einander in einem davon begegneten. Das schloss auch Kopfgeldjäger mit ein, denen Vahanian im Augenblick sehnlicher denn je aus dem Weg gehen wollte.
»Irgendwas von Karawanen gehört, die hier entlang kommen?«, fragte er und leerte seinen Krug. Er schob eine Münze über das klebrige Holz.
Der Wirt zuckte die Schultern, biss auf das Geldstück und warf es in seine Schürzentasche. »Ein paar sollen auf dem Weg hierher sein«, antwortete er mit einer Stimme, die die Vermutung nahelegte, dass er zu viel von seinen eigenen Waren kostete.
»Irgendeine spezielle?«
»Kann sein. Hab gehört, dass Couras’ Karawane in ein paar Wochen auf dem Weg nach Süden hier durchkommen soll«, erzählte der Wirt, während er ein Glas auswischte und zur neuerlichen Benutzung zurückstellte. »Es heißt auch, dass Lintons Karawane nach Norden unterwegs ist; könnte in zwei oder drei Tagen hier ankommen.«
Vahanian nickte und nippte an seinem Bier. Plötzlich erstarrte er: Er erkannte den vierschrötigen Mann mit den fettigen blonden Haaren wieder, der gerade an einem Tisch weiter hinten aufstand. Er hatte die dunkle Ahnung, dass der Mann schon in Ghorbal nach ihm gesucht hatte. Wenn es darum ging, ihre Beute zu verfolgen, schienen Kopfgeldjäger alle Zeit der Welt zu haben. Falls der Jäger eine gezielte Vermutung über die Richtung hatte, die Vahanian einschlagen wollte, so würde er die Gasthäuser zuerst überprüfen. Das wäre schon schlimm genug, wenn Vahanian nur seinen üblichen Geschäften nachginge, aber mit den Flüchtlingen im Schlepptau schraubte es das Risiko unannehmbar hoch. Er würde etwas unternehmen müssen. Unter Vahanians aufmerksamen Blicken schob sich der Kopfgeldjäger an den überfüllten Tischen vorbei in Richtung Tür. Vahanian wandte sich etwas ab, sodass der Blonde sein Gesicht nicht sehen konnte, als er am Schanktisch vorbeikam, wartete noch einen Moment, nachdem die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, und folgte ihm in die Nacht.
In der Dunkelheit der Gasse hinter dem Wirtshaus packte Vahanian den untersetzten Kopfgeldjäger von hinten und setzte einen Würgegriff an. »Bist also immer noch im Geschäft, Chessis«, begrüßte Vahanian den Mann und verstärkte den Druck.
»Lass mich los, Vahanian! Nach dir suche ich nicht!«
»Richtig«, erwiderte Vahanian, ohne seinen Griff zu lockern. »Und ich bin tot auch nicht einen Haufen Geld für dich wert.«
»Das war vor langer Zeit«, krächzte Chessis. »Wahrscheinlich haben sie die Prämie mittlerweile längst zurückgezogen!«
»Irgendwie habe ich da meine Zweifel. Was treibst du hier?«
Der Kopfgeldjäger drehte sich etwas zur Seite, gerade genug, um seinen Stiefel herumzubringen, und fast zu spät erkannte Vahanian, dass in der Spitze ein Messer verborgen war. Die Klinge streifte sein Hosenbein, als er losließ und zurücksprang und sein eigenes Messer zog. Chessis ging in eine geduckte Verteidigungsstellung, umkreiste Vahanian und suchte nach einer Blöße. In der engen Gasse mit dem Wirrwarr von Wäscheleinen dicht über ihren Köpfen war es ein Ding der Unmöglichkeit, das Schwert zu ziehen. Stattdessen duckte sich auch Vahanian, das Messer in der Hand, bereit zu springen.
Chessis machte einen Satz nach vorn. Vahanian parierte. Chessis täuschte an, sprang noch einmal vor und erwischte Vahanian mit dem Messer am Arm. Mit einem Fluch drehte sich Vahanian um die eigene Achse, ließ seinen linken Fuß auf den überraschten Kopfgeldjäger zuschnellen und landete einen so harten Treffer gegen dessen Messerhand, dass die Waffe die Gasse hinuntersegelte. Bevor Chessis sich wieder fangen konnte, wirbelte Vahanian herum, unterlief die Deckung des Kopfgeldjägers und versenkte sein Messer tief in der Brust des Mannes. Mit einem Stöhnen presste der tödlich Getroffene die Hände auf den rasch größer werdenden Fleck auf seinem Hemd und sackte zusammen; im selben Moment spürte Vahanian die Spitze eines Schwerts in seinem Rücken.
»Es ist vielleicht zu eng hier, um damit zu kämpfen«, sagte eine raue Stimme, »aber um dich zu durchbohren reicht der Platz allemal, Jonmarc.«
Vahanian ließ das Messer fallen und hielt die Hände hoch. »Hallo, Vakkis.«
»Eines Tages, bevor ich dich töte, musst du mir diese Beinarbeit beibringen«, bemerkte Vakkis gelassen. »Du bist wirklich ein Phänomen, Jonmarc. Ich werde dich vielleicht sogar vermissen, wenn du tot bist. Allein den Nargi zu entkommen ist schon ein Meisterstück, und dann
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